Tongariro Northern Circuit - einmal Mordor und zurueck


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Published: January 31st 2009
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Im Herzen der Nordinsel (drei Autostunden von Papamoa enternt) liegt der Tongariro National Park. Auf einem Wanderweg kann man in vier Tagen um die Vulkane und drueber laufen - unser erster Great Walk! Die Jungs sind gespannt weil die Vulkane noch aktiv sind (besser gesagt, sie haben die Hosen voll), Frank kommt endlich mal wieder in die Hoehenluft und fuer mich als Herr der Ringe Fan ist es eine Reise durch Mordor und zum Schicksalsberg Mount Doom...
Montag brechen wir erst einmal auf Richtung Taupo. Da wir etwa drei Stunden fahren, lohnt es sich nicht mehr, am gleichen Tag noch mit dem laufen zu beginnen. Am Rand des National PArks gibt es einen kleinen Campingplatz, der genuegt als kurzes Lager zum Uebernachten. Es gibt einen kleinen Fluss mit Swimminghole, dem die Jungs natuerlich nicht widerstehen koennen. Eine Geschichte, die uns nun schon seit Wochen verfolgt - Tim verliert staendig seine Sonnenbrille, weil er sie nicht auf der Nase sondern unterm Kinn traegt. Wir sitzen schon beim essen und warten nur noch auf Tim - da hoeren wir ihn schluchzen und jammern. Ich gehe runter zum Fluss weil ich denke er steckt fest oder weiss nicht, wohin er laufen soll... "Mama die Brille is schon wieder weg!" presst er im Fluss watend hervor. Na Klasse, im Fluss, das hatten wir ja noch gar nicht. Hose hochkrempeln und ab ins Wasser. Leider hat die Brille rotverspiegelte Glaeser und die Steine im Flussbett sind auch roetlich... Am Ende vom Lied haben wir sie dann doch gefunden, im Fluss. (Tim hat aber nix draus gelernt, die Brille baumelt trotzdem staendig am Kinn.) Also gut. Abends bummeln wir noch ein wenig in der Gegend herum und machen Fotos, das Wetter ist grad so gut.
Am naechsten Morgen krabbeln wir gegen sieben widerwillig aus den Schalfsaecken - es hat begonnen zu regnen. Trotzdem packen wir unsere sieben Sachen und die nassen Zelte ins Auto und brechen auf nach Whakapapa (gleich um die Ecke). Nochmal aufs Wasserklo (die naechsten Tage gibts nur Longdrop oder Natur), Schuhe richtig binden, Regenjacke drueber, Rucksaecke drauf und los.
Erste Etappe heute von Whakapapa zur Waihohonu Hut in knapp sechs Stunden. Der Wanderfuehrer verspricht keine Steigung, nur so dahin laufen... Der Weg beginnt sehr vernebelt und nass, dafuer sind die Beine noch frisch. Nach etwa einer Stunde und mittlerweile ohne Geniesel kommen wir oben auf den Taranaki Falls an (auch einer der Drehorte von LOR). Ueber Treppen kann man auch nach unten steigen und das beste ist, man kann hinter das herunterstuerzende Wasser gehen. Den Jungs ist das nicht so geheuer, aber fuer ein Foto lassen sie sich ueberreden. Als wir hinterm Wasser stehen, taucht eine grosse Gruppe Wanderer auf. Mein Gott die wollen nicht alle zur Huette?! Sie machen nur kurz Halt und gehen gleich weiter. Wir folgen in zehn Minuten Abstand. Die Gruppe besteht aus etwa sechszehn Leuten (die Huette hat Platz fuer zwanzig...). Der Weg fuehrt weiter ueber leichte Huegel und altes Lavagestein, ueberwachsen mit Gras und Gestruepp. Als wir uns auf einem Huegel umdrehen, entdecken wir eine weitere Gruppe - noch groesser als die vor uns... Wir malen uns schon mal aus, wie und wo wir die NAcht wohl verbringen.
Nach gut einer weiteren Stunde erreichen wir die Tama Lakes. Es gibt zwei aber den anderen erreicht man nur ueber einen weiteren Aufstieg (den wir uns sparen). Ha! Die erste Gruppe vor uns klettert bereits im Berg zum oberen See ... Chance fuer uns sie zu ueberholen. Auf dem kurzen Abstecher vom See zurueck zur Hauptroute treffen wir auf die anderen - zwanzig Leute! NAch einem kurzen Gespraech sind wir alle erleichtert, alle gehen nur zu den Lakes und dann wieder zurueck. Wir gehen weiter. Wir sind schon knapp drei Stunden unterwegs und Frank krabbeln die Fuesse weil wir so langsam laufen, also zieht er davon. Die LAndschaft aendert sich nur allmaehlich. Der grosse Mount Ruapehu zur Rechten taucht Mount Doom (Ngauruhoe) an der linken Seite auf. Vor uns leichte Taeler und Huegel aus altem Lavagestein und Sand. Auch wenn der Weg nicht wirklich anstrengend ist, die Fuesse tun langsam weh... und die Schultern... Frank hat die Karte und ist auch nicht mehr zu sehen. NAch fuenf Stunden fangen die Jungs an zu meckern. Fuenf Meter vor mir laeuft Tim und jammert weil ihm die Fuesse gluehen und fuenf Meter hinter mir jammert Linus im gleichen Ton, da soll mal einer seine Wanderlaune behalten! Wir machen mindestens alle halbe Stunde Pause. Als ich Tim's Fuesse begutachte, stellen wir fest, dass er wegen der Mueckenstiche geschwollene Knoechel hat und dadurch passen die Schuhe natuerlich noch schlechter und das Laufen macht keinen Spass mehr. Gut, Salbe auspacken und Polster in die Schuhe. Der Weg ist markiert mit Holzstecken in kurzem Abstand, Wir zaehlen immer fuenf oder sechs, dann Pause, auf den naechsten Huegel und gucken ob die Huette da ist... nach sieben Stunden (!) beginne ich langsam zu zweifeln, ob wir die Huette verpasst haben, aber so dumm kann man doch nicht sein?! Da tauchen (zum ersten Mal seit Stunden) zwei Wanderer auf. Die wollen auch zur Huette und schaetzen noch etwa eine knappe Stunde Weg... gut, die Huette kommt noch, aber immernoch eine Stunde?! Wir schleppen uns weiter, am liebsten wuerde ich meinen I-Pod aufsetzen. Ich hab jetzt schon seit zwei Stunden die Rucksaecke von den Jungs auf meinen hinten und vorne drauf geschanllt, das sie es noch ueberleben bis zur Huette... aber mir reichts auch langsam. Dann am Rande eines Waeldchens entdecken wir einen kleinen Punkt am Hang gegenueber, und der winkt... Frank sonnt sich schon mal. NAch acht Stunden (!) haben wir endlich unsere erste Etappe geschafft. Die Huette ist sehr schoen, gemuetlich, viel Holz, ein Raum mit Kochstelle, Tischen und Matrazenlager. Tim pflanze ich erst einmal aufs Waschbecken um seine Fuesse um Wasser zu kuehlen. Dann gibts Bananen und Kakao, so gehts schon besser. Der NAchmittag vergeht langsam, die Jungs spielen und toben schon wieder herum, Frank studiert Karten und ich spaziere am Hang herum mit Herr-der-Ringe-Musik im Ohr. Am Abend kommt die Huettenwirtin und nimmt uns mit auf Possumfallenstellen. Ich weiss nicht, ob wir morgen weitergehen, mit Tim's Fuessen... Wir haben die Wahl zwischen acht Stunden zurueck oder drei Stunden zur naechsten Huette weitergehen (allerdings gibt es dann kein Zurueck mehr und wir muessen weiter ueber die Vulkane).
Tim lebt noch und wir sind entschlossen weiter zu gehen. Ich werde heute den ganzen Tag die Rucksaecke von den Jungs mitnehmen und Tim bekommt zwei Stoecke zur Hilfe. Zum Fruehstueck gibts NUtellabrot und heissen Kakao (ja die Nacht war kuehl). Wir haben's nicht eilig heute, sind nur drei Stunden...
Die ersten Meter geht's natuerlich noch nicht so gut mit Tim, aber langsam waermt er sich auf. Frank laeuft wieder voraus, diesmal aber hat sich Linus an ihn gehaengt. So laufen wir jeweils zu zweit. Ich bemerke, die beste Medizin fuer Tim ist, ihn reden zu lassen... Ich erfahre alles ueber seine Zukunftsplaene, bis ins Detail...
Das Wetter ist wunderschoen aber der Wind weht ziemlich kuehl und wir packen uns warm ein. Es geht einen Waldhang hinauf und wieder runter, ueber einen Bach und dann letztendlich aus dem Wald heraus und auf einen Lavagrushuegel dem Mount Doom entgegen. Vor uns in weiter Ferne wandern zwei Punkte ueber den Bergruecken - Frank und Linus machen gut Tempo heute. Tim und ich machen Pausen. Naja, nur kein Stress. Wir gucken in der Gegend herum und reden ueber Gott und die Welt. Kein Gejammer. Der Weg ist weithin sichtbar ueber graugelbe Huegel, bis er schliesslich auf einem Bergruecken verschwindet. Da muss die Huette sein. Hoffentlich. Immernoch zwei weitere Huegel entfernt, sehen wir Frank und Linus oben verschwinden... Die sind wohl schon da. Nach insgesamt drei Stunden sind wir auch oben. Es ist immer ein sehr spannendes Gefuehl, einer Kuppe entgegen zu gehen...Aufregung....ist da die Huette? Oben angekommen... das naechste Tal... und ein gaaanz steiler Hang - da geht der Weg doch nicht hoch, oder? Doch geht er. Tim und ich beraten schon mal, bei welchen Steinen wir wie lange Pause machen. Beim Abstieg ins Tal kommt ein Punkt von oben herunter gehuepft - Frank kommt und nimmt mir die Rucksaecke ab. Ja ja die Huette ist gleich oben... Gut. Frank verschwindet wieder im gleichen Tempo nach oben. Wir krabbeln hinterher. Und oben... Lavafelder...soweit das Auge reicht...aber keine Huette. Was soll ich sagen... Die Huette muss doch da sein. Wir stapfen weiter...Pause...weiter...wieder ein Huegel. Ich geh schon vor, Tim macht Pause, was seh ich von oben? Viele Holzstecken...der Weg geht noch ewig. Tim kommt und ich verklicker ihm, das wir noch weiter laufen muessen. Jammer jammer, ja ich auch. Dann ploetzlich hinter grossen Lavafelsen gleich neben uns - die HUette!!! Ahhhhh... Die Huette klebt zwischen den Lavabrocken am Rande eines grossen erkalteten Lavaflusses. Endlich Schuhe ausziehen... die Huettenwirtin erzaehlt uns von einem Wasserfall gleich um die Ecke - da gehen wir doch gleich mal duschen. Mit Schlappen und Handtuch brechen wir auf. Nach ein paar Schritten eine tiefe Schlucht, weit und gruen, tief unten ein plaetschert ein Fluss und ein grosser Wasserfall ergiesst sich ueber eine hohe Stufe ins Tal. Der Weg klebt am Hang und ist teils sehr rutschig. Die Jungs rutschen zum Teil auf dem Po weiter... Am oberen Rand des Wasserfalls gibts noch mehr kleine Staustufen, Wasserfaelle und Pools. Wasser!!! Eiskalt! Es dauert gut zehn Minuten bis die drei Jungs im Wasser hocken, damit ich ein Foto machen kann (dann springen sie wie angestochen wieder raus!). Das kalte Wasser tut den Fuessen gut und wir waten eine ganze Zeit herum - duschen will dann doch keiner, nur planschen und mal waschen. Wieder zurueck an der Huette sind die Jungs wegen dem staubigen steilen Weg wieder genauso verdreckt... Es sind nur wenige Leute in der Huette und wir verleben einen sehr schoenen Abend mit Kerzenlicht und Gespraechen, Beratschlagen und Austauschen ueber den Wanderkarten. Ich stapfe natuerlich nochmal los mit meiner Musik, quer durch das Lavafeld unterm Mount Doom... und wenn ich aus dem Fenster gucke von meinem Schlafsack aus, seh ich ihn immernoch...
Heute steht uns die laengste und schwierigste Etappe bevor. Es geht hoch hinauf und quer durch die Vulkane. Wir stehen gegen sechs Uhr auf und fruehstuecken bei Kerzenlicht. Tim's Fuesse sind wieder fast in Ordnung. Die Sonne geht auf und wir laufen los. Dunkle Lavafelsen, fruehes Sonnenlicht, lange Schatten, den Vulkanen entgegen... Wir kommen sehr gut voran, nach einer Stunde Lavafeld stehen wir am Fusse des ersten Hanges. Oben dampft und qualmt es und die Wegweiser fuehren steil nach oben. Der Weg ist schmal und die Steine rutschen, schnauf. Die Jungs klettern ganz gut. Nur einmal liegen zwei riesen Brocken im Weg und ich sage zu Linus "Geh links oder rechts vorbei!". Linus will aber mittendurch. Er steckt natuerlich fest, bemerkt seinen Fehler, bekommt Panik und rutsch den Weg zwei Meter zurueck. Erfahrung gemacht. Nach einer weiteren Stunde (Kampf) sind wir oben und werden mit einer grandiosen Aussicht belohnt! Die gruenblauen Emeraldlakes liegen vor uns und hinter uns bietet sich uns ein Ausblick ueber das gesamte Tal und die Vulkanketten am Rand bis hinunter zur Huette. Wir sind genau in der Zeit, wer haette das gedacht. Wir wandern an den Seen vorbei bis zum absoluten Knackpunkt fuer heute - den Aufstieg am Rand des roten Kraters. Manche Leute haben sogar bezweifelt, dass wir da hinauf kommen. Normalerweise machen alle den Weg in der anderen Richtung, so dass man den Rand hinunterrutschen kann. Wir wollen hoch. Der Rand besteht aus tiefem losen Lavagrus, das heisst man geht muehsam einen kleinen Schritt hoch und rutscht zwei wieder zurueck. Erst noch einmal Pause machen. Dann tief Luft holen, nicht bis hoch gucken - nur bis zum naechsten Pfosten und dann einen Fuss vor den anderen! Schnauf schnief keuch! Linus erweist sich als Sprinter heute und ist einiges vorneweg. Tim hat einfach keine Lust... Wenn wir oben sind, geht's fuer den Rest unseres Wanderweges bergab!!! Na also, erschoepft stehen wir irgendwann doch ganz da oben auf der Spitze! Der Wind pfeift, es ist eisig kalt und der Rand neben uns faellt steil ab in den Krater. Kurz die Steine aus den Schuhen picken und dann weiter. Am Kraterrand entlang nach unten Richtung Suedkrater. Immer wieder muessen wir an Engstellen warten, weil hier gaaanz viele Leute laufen!!! Schrecklich. Manche in Sandalen, Short und Traegershirt! Dumm. Im Suedkrater (ganz nah am Mount Doom) machen wir eine lange gemuetliche Pause. Danach schlendern wir am Mount Doom vorbei (die drei Stunden hoch und runter schenken wir uns heute) und wandern (ueber Treppen und auf begradigtem Weg!) durch die Lavastroeme des Mount ins Mangatepopo Tal. Die Huette konnten wir schon von oben sehen und so sind wir guter Dinge auch wenn die Fuesse mal wieder gluehen. Frank und Linus flitzen wieder vorneweg. Tim und ich diskutieren ueber Sinn und Zweck der Farben der Grashuepfer... nach sieben Stunden sind wir an der Huette im Mangatepopo Tal. Der Rest des Tages vergeht mit Faulenzen! Haben wir uns auch verdient. Die Jungs spielen verstecken und fangen (fuer die war's wohl nicht genug heute?!), Frank und ich liegen in der Sonne vor der Huette, begucken den Mount durch orangegelbes Gras und verpflastern die Blasen an den Fuessen.
Der letzte Tag ist nur noch zum "auslaufen". Drei Stunden sind es bis zurueck nach Whakapapa Village zum Auto. Der Weg fuehrt in leichtem auf und ab ueber die Auslaeufer der Vulkane. Das Gras und die Buesche am Rand sind zum Teil Mannshoch - die Jungs verschwinden manchmal ganz drin. Kurz vor Ende queren wir wieder den Fluss vom Taranaki Fall - jetzt noch eine halbe Stunde. Am Ende drueckt der Rucksack schon sehr auf den Schultern und die Fuesse schmerzen trotz Pflaster. Ich hab einen Durchhaenger, aber die Jungs huepfen und pfeifen (ach ja, wir haben ausgemacht, wir gehen dann noch zum Mc Donald essen...).
Nach vier Tagen haben wir's endlich geschafft - den Tongariro Northern Circuit! Gratulation an unsere Kueken! Die haben sich super geschlagen! Vielen Dank an die Wetterzustaendigen - super! Was gibt's als naechstes?




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