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Published: October 15th 2012
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Kawakawa und Waithangi In der Nacht hat’s begonnen zu stürmen und zu regnen – wie in den Wetterprognosen angekündigt. Wir haben uns also richtig entschieden, als wir die beiden Trips buchten. Da hatten wir das schöne Wetter.
Wir werden ziemlich früh geweckt vom Motorenlärm der Autos der Gruppe, welche am Vorabend hier eingetroffen ist – Mitglieder eines Automobilclubs von Auckland. Sie haben heute ein Rennen, wahrscheinlich eine Rallye hier in der Gegend. Die Wagen sind dementsprechend „dekoriert“ und aufgemotzt. Sie dröhnen dementsprechend laut und anscheinend muss der Fahrer jeweils mit nervösem Fuss den Motor in Gang halten. Allerdings, und das ist gut, sind sie so schnell weg, wie sie vermutlich nachher auch fahren. Deshalb gibt’s noch eine ungestörte Zusatzrunde Schlaf.
Willi hat – er ist schon vor uns aufgestanden – das Morgenessen schon vorbereitet. Das ist natürlich sehr angenehm.
Draussen stürmt’s und regnet’s heftigst. Manchmal sehen wir nur bis zum Ufer der Bay – die See verschwindet hinter den dichten Regenschauern.
Wir richten uns auf einen lazy Saturday ein – Berichte schreiben, lesen, waschen (Christine) usw usw.
Gegen Mittag klart’s auf und wir beschliessen, im nahen Kawakawa die berühmte, von Friedensreich Hundertwasser gestaltete Toilette zu
„besichtigen“. Kawakawa ist eine kleine Ortschaft in der Region Bay of Islands, mit eben diesem speziellen Anziehungspunkt.
Die bunten Kunstobjekte, die Hundertwasser, welcher hier in der Region seinen Lebensabend verbrachte, hier gestaltet hat, haben einen hohen Reiz, weil er die täglich genutzten Einrichtungen auf eine spezielle Art kreiert hat. Er hat sich vom reinen Funktionalen gelöst und Dinge, die wir täglich nutzen, in köstliche verspielte Kunstobjekte verwandelt, die zum Betrachten, Verweilen und zum Nachdenken über die Gestaltung von Funktionellem einladen. So verbringen wir viel Zeit in Toiletten, einem Ort, auf oder an den wir ja sonst zeitlich kaum so intensiv nutzen. Es ist faszinierend und anregend, diese bunte, von den üblichen genormten baulichen Regeln abweichende Anlage zu begehen - und auch zu nutzen:-). Im Souvenirshop gegenüber der Toilette erleichtert sich unser Geldbeutel dann noch ordentlich – da hat’s ganz schöne und einzigartige Dinge, die zum Kaufen anregen Ja, auch das muss sein. Den obligatorischen Capuccino genehmigen wir uns im Café neben dem Souvenirshop. Kawakawa bietet noch eine weitere Attraktion, eine nostalgische Dampfeisenbahn, die hier mitten durch die Ortschaft dampft – natürlich mit dem entsprechenden Duft. So geniessen wir den Sonnenschein und den Anblick von Hundertwassers bunten
Architekturen und denjenigen des dampfenden Nostalgiezugs.
Weil das Wetter stabil bleibt, beschliessen wir, auch noch nach Waithangi, dem geschichtsträchtigen Ort, nahe Paihia zu fahren. In Waithangi wurde 1840 der Friedensvertrag zwischen der Britischen Krone und den Maoris unterzeichnet. Der Vertrag ist gerade aktuell Gegenstand von Kontroversen zwischen der herrschenden Regierung und den Maori. Die Regierung will die Wasserrechte, die im Vertrag den Maori zugesprochen wurden, teilweise privatisieren und verkaufen.
Im Eingangsgebäude der geschichtsträchtigen Anlage finden sich Hinweise und Bilder zur Geschichte der Maori-Urbevölkerung, der britischen Herrschaft und dem konfliktreichen Zusammenleben, bzw. Aufeinandertreffen der beiden Kulturen – wichtige Informationen zur Geschichte der noch jungen Nation Neuseeland, die auch heute politisch und gesellschaftlich noch immer damit beschäftigt ist, dies zu verarbeiten und bewältigen - je nach politischen Verständnis und/oder Standpunkt natürlich mit grösseren Spannungen und Auseinandersetzungen.
Die Anlage ist sehr goss und weitläufig – wunderschön gestaltet und gepflegt.
Die erste Station gilt dem legendären Kriegskanu der Maori, gebaut aus Stämmen von einheimischen Kauribäumen. Die Kriegskanu’s der Maori haben eine wichtige politische und gesellschaftliche Bedeutung. Die ersten Maori’s haben Neuseeland mit Hilfe von Kanu’s, von der andern Inseln der Südsee her kommend, nach langen Seereisen erreicht. Sie gelten als
die Ureinwohner Neuseelands.
Die ausserordentlich schön und kunstvoll gestalteten, mit Schnitzereien versehenen Kanu’s wurden während kriegerischen Auseinandersetzungen als starke wirksame „Waffe“ genutzt.
Die beiden ausgestellten Kanu’s bilden heute ein politisches und gesellschaftliches Symbol.. Sie werden auch heute noch zu speziellen Anlässen feierlich benutzt.
Auf dem grossen Feld der Anlage steht der Fahnenmast (Flagstaff), an dem die neuseeländische Flagge weht.
Dahinter steht das mit vielen geschnitzten und Intarsien gestaltete Meetinghaus, das eigentliche Rathaus der Maori. Jede der eindrücklichen Schnitzereien erzählt eine eigene Geschichte – es gibt keine schriftlichen Überlieferungen in der Maorikultur.
Neben dem Meetinghaus der Maori, dem "whare runanga", steht das alte Treatyhouse, in welchem 1840 der erste Vertrag zwischen den Maori und den Kolonialherren, den Briten (Britische Krone) unterzeichnet wurde.
Die Anlage hat vergleichsweise eine ähnliche symbolhafte Bedeutung wie für die Schweiz das Rütli.
Trotz dieses Vertrags wurden in der Folge viele blutige Fehden und Kämpfe ausgetragen. Heute zeugen geschichtliche Überlieferungen von dieser schwierigen Zeit.
So erleben wir innert kurzer Zeit Teile von Neuseelands kreativer, verspielter Seite und auch die belastete geschichtlich-gesellschaftliche Seite.
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