Advertisement
Published: March 26th 2013
Edit Blog Post
Govett's Leap Lookout
Blick ins Grose Valley Bevor ich mich mit Australien beschäftigt habe, kannte ich blaue Berge eigentlich nur aus einem dämlichen Kinderlied. Aber hier, nur etwa 90 Minuten Fahrzeit westlich von Sydney, soll es sie tatsächlich geben. Berge voll Eukalyptuswälder, deren ätherische Öle einen blauen Dunst über die Landschaft legen. Zunächst müssen wir leider feststellen, dass an diesem Wochenende außer uns noch sehr viele andere Leute herausfinden wollen, ob das tatsächlich der Fall ist. Die Blue Mountains sind in der Welterbeliste der Unesco aufgenommen und ausserdem das Naherholungsgebiet der Sydneysider, alleine ist man hier also wahrscheinlich selten.In dem kleinen Örtchen Blackheath beziehen wir unser Quartier und fahren danach noch an den Govett's Leap Lookout. Hier stürzt ein Wasserfall spektakulär in die Tiefe und man hat einen tollen Blick auf das von Tafelbergen links und rechts gesäumte Grose Valley, das kilometerweit von Wald bedeckt ist. Ich glaube so viel Wald habe ich noch nie gesehen, und tatsächlich bedeckt das Tal ein bläulicher Dunst. Es gibt sie also wirklich, die Blauen Berge.Wir machen noch eine kleine Wanderung am Grat entlang, der uns immer wieder zu neuen Aussichtspunkten führt, und schauen uns dann noch den Sonnenuntergang an. Am nächsten Morgen fahren wir nach Katoombah, den touristischsten Ort hier in
den Blue Mountains und parken etwas ausserhalb, da der kleine Ort vollgestopft mit Reisebussen ist. Wir wandern auch hier eine halbe Stunde von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt, immer am Abgrund entlang, und kommen schließlich am Echo Point an, dem eigentlich schönsten aller Aussichtspunkte. Allerdings nicht heute: die zuvor gesichteten Reisebusse mussten sich natürlich auch irgendwo entleeren und das ist genau hier. Wie die Sardinen quetschen sich die Reisegruppen auf die kleine Aussichtsplattform, sodass wir diese einfach kurzer Hand ignorieren und direkt die sogenannten Giant Stairways hinuntersteigen, die ihrem Namen wirklich alle Ehre machen. Auf etwas mehr als 900 Stufen überwindet man hier 200 Höhenmeter, die Treppenstufen sind spektakulär in den Felsen geschlagen oder durch Eisenleitern an ihm angebracht. Direkt hinter den "Three Sisters", der berühmtesten Gesteinsformation des Parks steigt man ins Jamison Valley hinab, und je näher wir dem Ende der Treppe kommen, um so lauter wird das Vogelgeschrei, dass uns entgegenschallt. Es macht den Anschein, als ob man in den Urwald hinabsteigt. Gott sei Dank werden es, je länger man geht, immer weniger Wanderer, sodass sich unsere Touristenphobie langsam legt. Generell scheint der halbe Park von Asiaten bevölkert zu sein ( die ja zum Glück eher nicht dafür bekannt sind,
gut zu Fuß zu sein), an jeder Ecke sieht man sie mit ihren Sonnenschirmen, affigen Riesen-Hüten und weißen Handschuhen stehen und einem quirligen Reiseführer lauschen. Dabei nicken sie immer alle so schön synchron, dass einem als Reiseleiter bestimmt ganz warm ums Herz wird. Mir gehen sie eher auf die Nerven, denn sobald wir unten im Tal ein paar Kilometer gegangen sind und uns in Richtung der Seilbahn bewegen, mit der wir wieder hochfahren wollen, sind sie schon wieder da und stehen überall im Weg. Immerhin tragen sie alle orangerote Jacken, damit man sie schon von weitem sehen kann und vorgewarnt ist. Ach, aber eigentlich hört man sie schon schnattern, bevor man sie sieht. Besonders schön finde ich folgende Szene, die ich beobachte: ein Mann sitzt mit seinem beiden kleinen Kindern am Wegesrand und macht Picknick. Die kleine Familie beißt gerade herzhaft in ihre Sandwichs, als eine der besagten Reisegruppen vorbeikommt und die erste Mittfünfzigerin stehen bleibt und die beiden begeistert anstarrt. " Can I take a picture?" Der Vater, der gerade beide Backen voll hat, nickt ergeben und so macht die Dame mehrere Fotos von der Dreien. Natürlich bleibt jetzt auch die restliche Reisegruppe stehen und alle machen sie ein
Foto, von diesen wildfremden Personen, die gerade einfach nur in Ruhe ihr Sandwich essen wollten. Ist ansteckend diese Touristenphobie, oder??Wir beenden also unsere Wanderung mit einer Fahrt in der "Scenic Skyway", einer Seilbahn, die innerhalb von wenigen Minuten den steilen Berg hinaufschwebt und uns fast wieder an unser Auto zurückbringt. Nach einem kleinen Picknick beschließen wir dann aber schon, die blauen Berge zu verlassen. Es ist wunderschön hier, aber uns beiden ist gerade eher nach Nichtstun und zwar möglichst ohne dabei von anderen Menschen beobachtet zu werden...
Advertisement
Tot: 0.062s; Tpl: 0.011s; cc: 12; qc: 25; dbt: 0.0436s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1;
; mem: 1mb