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Published: October 25th 2016
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Matthew war also im Anmarsch und kreuzte unsere Pläne. Wir wollten ursprünglich länger bei den Juniper Springs bleiben und auch ein paar Tage bei den nahe gelegenen Silver Glen Springs verbringen. Danach sollte es etappenweise der Ostküste entlang in den Süden bis nach Miami gehen. Nachdem wir uns aber eingehend mit der Situation befasst und auch mit verschiedenen Einheimischen darüber gesprochen hatten, entschieden wir uns doch für die sichere Alternative. Denn schlussendlich weiss man bei solch einem Sturm nie, wie heftig er ausfallen und wo genau er durchziehen wird. Wir „flüchteten“ also zurück in den Nordwesten und waren damit nicht die Einzigen. Viele hatten dasselbe vor, auch viele die mit dem Camper unterwegs waren. Alle State Parks in Florida wurden geschlossen und evakuiert, womit viele Campingmöglichkeiten wegfielen. Wir mussten deshalb so einige Campingplätze abklappern, um einen Unterschlupf zu finden und ziemlich weit in die „falsche“ Richtung fahren. Wir kamen letzten Endes für drei Tage im Tripple C’s Campground in der Nähe von Tallahassee, der Hauptstadt Floridas, unter. Dort machten wir um ehrlich zu sein nichts anderes als lesen, Hurrikan-News verfolgen, lesen, lesen, lesen und noch ein wenig lesen :-) (Buchtipp für die Leseratten unter euch: Die Zeit der Feuerblüten, 1. Buch
einer Neuseeland-Trilogie von Sarah Lark. Die Autorin schreibt unglaublich fesselnde Romane und ihre dicken Schünken lesen sich so fliessend und spannend, dass die Seiten nur so dahinfliegen.). An unserem „sicheren“ Plätzchen bekamen wir sodann auch nur die Ausläufer des Hurrikans mit. Nachdem Matthew in Florida vorübergezogen war, hiess es für uns, die lange Strecke bis nach Miami innert zwei Tagen zurückzulegen. An diesen beiden Tagen blieb entsprechend nicht wirklich Zeit für Anderes als dem Highway entlang preschen. In Miami mussten wir nach 6200 km quer durch die Südstaaten der USA den lieb gewonnenen Camper zurück bringen. Es folgten zwei Tage im nicht ganz günstigen Como Metropolitan Hotel in Miami Beach. Eine schöne Anlage, unser Hotelzimmer hatte einen Balkon mit seitlichem Meerblick, dazu gab's ein Sprudelbad auf der Dachterrasse, ein Dampfbad, eine super tolle Poolanlage (Kennt ihr das, wenn das Poolwasser bis ganz zum Rand reicht? Es sieht einfach total harmonisch aus und lädt zum Verweilen ein.) und ein direkter Zugang zum Strand. Miami Beach? Kann man gesehen haben, muss man aber nicht. Wir sind sowieso je länger je mehr keine Stadtmenschen mehr. An den einsamen Orten inmitten der Natur und ohne Menschenmassen gefällt es uns einfach besser. Besonders sehenswert in
Miami sind die Stadtteile Little Havanna (kubanisches Viertel), Art Deco District (historischer Stadtteil zwischen 5th und 23rd Street, ca. 800 Gebäude aus den 20er Jahren) und das älteste Viertel Miamis namens The Grove (Stadtteil mit Galerien, Strassencafés und tropischer Vegetation). Zudem absolut zu empfehlen ist das italienische Restaurant Sylvano’s. Dieses befindet sich ein wenig versteckt in einem Wohnquartier, fernab von den Touristenströmen. Es hat eine schöne, zugewachsene, mit Kerzen beleuchtete Aussenterrasse, drinnen konnte man zahlreiche Italiener beobachten die sich wild gestikulierend unterhielten und ihre Pasta-Teller im Stehen verspeisten. Das Essen schmeckte wie von der italienischen Mama persönlich gekocht – wir fühlten uns für eine Weile nach Italien zurückversetzt. Die Tage vergingen wie im Flug und schon befanden wir uns am Schalter der Autovermietungsstation am Miami International Airport. Die Weiterreise sollte nämlich mit einem Mietauto erfolgen. Uns wurde ein Jeep Compass zugewiesen und nach einer unkomplizierten Übergabe flitzten wir auch schon los Richtung Key West (Mein Gott, wie ich dieses Auto liebe!!). Die Florida Keys bestehen aus ca. 200 Inseln, wovon 45 bewohnt sind. Über den Overseas Highway und 42 Brücken gelangt man zur südlichsten Insel der Keys und gleichzeitig zum südlichsten Punkt der USA – Key West. Die Fahrt dem
Overseas Highway entlang war total schön. Streckenweise führte die Strasse ebenmässig dem Meer entlang (Ich frage mich, was dort passiert wenn der Meeresspiegel infolge des Klimawandels ansteigt…), links und rechts der Fahrbahn erstreckte sich das von der Sonne glitzernde und in etlichen verschiedenen Blautönen schimmernde Meer bis zum Horizont, einzelne vorgelagerte, vollständig überwachsene kleine Inseln waren zu sehen, wenige kompakte kleine Wolken zeichneten sich vom knutschblauen Himmel ab. Wir passierten farbenfrohe Inselstädtchen, auf den Brückengeländern rasteten etliche Pelikane und andere exotische Vögel und man konnte zuschauen, wie die Fischer ihr Glück versuchten, teilweise mit bis zu sechs Angeln pro Person. Die Keys sind als Anglerparadies bekannt und Ausgangspunkt für Schnorchel-Abenteuer und Unterwasserexkursionen. Nach einer vierstündigen Fahrt kamen wir in Key West an. Dort erwartete uns mit der für drei Nächte gebuchten Unterkunft namens Simonton Court ein absolutes Schmuckstück. Die Anlage bestand aus lauschigen Plätzchen. Wir nächtigten in einem kleinen Holzhüttchen, davor befand sich eine Veranda mit zwei Schaukelstühlen, an verschiedenen versteckten Winkeln der Anlage waren vier kleine Pools platziert, alles war üppig mit tropischen Pflanzen bewachsen und erleuchtete Abends im Flimmern zahlreicher Windlichter. Die zentrale Lage war ein weiterer Pluspunkt. Falls es jemanden von euch mal in diese Gegend verschlagen
sollte, können wir diese Unterkunft nur wärmstens weiterempfehlen. Aber Achtung: Es lohnt sich, alles mitzunehmen was man benötigt, auf der Insel ist das Meiste total überteuert. Kaum angekommen machten wir uns auch schon auf den Weg um den Sonnenuntergang zu sehen. Das sogenannte „Sunset Celebration“-Spektakel (Sonnenuntergangsfeier) am Mallory Square Dock ist bekannt und wollten wir uns nicht entgehen lassen. An der Uferpromenade unterhalten verschiedene Strassenkünstler und Schausteller die Leute während des Sonnenuntergangs mit verschiedenen Einlagen. Wir fragen uns aber, was toll daran sein soll, eingeengt in Menschenmassen zu stehen, die alle einen Platz am Ufergeländer ergattern wollen, um den Sonnenuntergang vor lauter Leuten überhaupt sehen zu können. Dabei musste natürlich jeder noch ein (selbstverliebtes) Selfie von sich machen. Wir für unseren Teil bevorzugen auf alle Fälle ruhigere Orte und machten uns schnellst möglich auf, einen solchen zu suchen. Am folgenden Tag erkundeten wir zu Fuss die verschiedenen Gassen von Key West und bestaunten die vielen schönen historischen Gebäude, die im sogenannten Conch-Style gebaut sind (Holzhäuser mit Veranden und Säulen, die in verschiedenen Pastellfarben gestrichen sind). Am späteren Nachmittag spazierten wir zum Fort Zachary Taylor Historic State Park. Ein direkt am Meer gelegener Nationalpark. Wir kletterten einer ins Meer ragenden Felsformation
entlang, um von dessen äusseren Zipfel den Sonnenuntergang zu bestaunen. Die Wellen krachten unter uns gegen das Gestein, die Meeresbrise wehte uns entgegen, die Vögel machten sich auf Fischjagd, einzelne Krebse krabbelten über die Felsen hinweg und wir konnten Fischerboote, Segelboote, Katamarane und ein auslaufendes Kreuzfahrtschiff beobachten. Wieder verging die Zeit wie im Flug und schon zu bald mussten wir weiterreisen. Die zweitletzte Station unserer Reise war Sanibel Island an der Westküste Floridas. Diese Insel ist berühmt für ihre schönen Strände, an welchen es die grössten Muschelvorkommen der USA gibt. Ein Besuch des Bowman’s Beach Parks ist ein absolutes Muss. Einmal mehr bestaunten wir einen spektakulären Sonnenuntergang, eine gewaltige Wolke unterstützte das Farbenspektakel der untergehenden Sonne. Auch besuchten wir den J. N. "Ding" Darling National Wildlife Refuge Nationalpark. Dort kann man mit dem Auto (wie es die Amis so lieben) oder mit dem Velo den sogenannten „Wildlife Drive“ (einen asphaltierten Rundkurs) entlang fahren und nach Lust und Laune Halt machen, um die schöne Natur, die Mangrovenwälder, die Meereszuflüsse und die Wildtiere zu beobachten (Alligatoren, grosse Vogelpopulation (Rosalöffler, Schlangenhalsvögel, Pelikane, Fischadler etc.), Waschbären, Schildkröten, Schlangen, Eidechsen, Frösche, Pfeilschwanzkrebse etc.). Es hat Stege und Aussichtstürme die erkundet werden wollen. Unsere Unterkunft namens
Island Inn Sanibel war traumhaft schön. Die Appartements befanden sich direkt am Beach, eine hübsche kleine Wohnung mit Balkon und Meersicht. Ein Besuch am Strand in der vollmondbeschienen Nacht war ein weiteres Highlight. Nach zwei Tagen machten wir uns auf, zur letzten Station unserer langen Reise, Treasure Island. Wir verbrachten zwei Nächte im Treasure Island Beach Resort. Eine neue, stylische Hotelanlage, wieder direkt am Beach gelegen. Da keine Standardzimmer mehr verfügbar waren, gönnten wir uns zum Schluss eine Junior Suite :-) Eine kleine Wohnung mit Balkon und Meersicht. Wir genossen die letzten Sonnenbäder und die letzten Sonnenuntergänge am Strand bis unsere lange Reise nach weiteren 1‘400 km quer durch Florida zu Ende ging. Vollbepackt mit vielen Eindrücken, unvergesslichen Erlebnissen und spannenden Begegnungen machten wir uns nach gut drei Monaten auf den nach Hause weg. Auch wenn ich zugegebenermassen gerne noch länger die Welt erkundet hätte (ich scheine Heimwehresistent zu sein), sind wir doch dankbar, überhaupt die Chance gehabt zu haben, einen solch tollen Roadtrip quer durch Amerika machen zu können. Ich kann allen nur ans Herz legen es uns gleich zu tun! Denn die grösste Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt – sieht sie euch an!
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