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1.5.
Wir essen Frühstück in einem bunten Café mit esoterisch-hinduistischen Wandbehängen und einem Rasta-Mann, der in einer Ecke Didgeridoo spielt. Die scharfe Sauce und die 34°, die bereits um 9Uhr herrschen, treiben uns den Schweiss aus allen Poren. Im DiveMex haben sie leider schlechte Neuigkeiten, der Hafen ist auch heute noch und voraussichtlich auch morgen geschlossen. Wir beschliessen weiter zu reisen und besorgen Bustickets nach Valladolid.
Dort beziehen wir Quartier in einem schönen Kolonialstil-Hotel und machen uns gleich auf einen Spaziergang. Wir schlendern durch enge Gassen mit pastell- und erdfarbenen Fassaden, vorbei an offenstehenden Türen, die Einblick geben mal in vollgestopfte Läden, mal in gekachelte Stuben, wo die ganze Sippe auf Plastikstühlen rund um einen plärrenden Fernseher versammelt ist, mal in schattige Hinterhöfe. Auf den Strassen sehen wir überall VW-Käfer in allen erdenklichen Farben und Zuständen (Überbleibsel der Produktion in Mexiko zwischen 1978 und 2003). Wir suchen Zuflucht in den kühlen Gewölben der San Bernardino-Kathedrale aus dem Jahr 1552 und setzen uns einen Moment zu den älteren Frauen, die laut flüsternd und heftig gestikulierend in den Bänken sitzen. Eine, in bunt besticktem folkloristischem Gewand, nickt ab und zu und lässt in regelmässigen Abständen Kaugummiblasen platzen. Plötzlich stehen sie alle
auf und beginnen zu singen und zu beten.
Wir sitzen im Innenhof eines andern wunderschönen Kolonialgebäudes unter Palmen und geniessen ein kühles Bier (und quälen uns durch den klebrig-dickflüssigen Tamarinden-Saft, den wir irrtümlich bestellt haben), als wir von unserem ersten tropischen Regenschauer hier überrascht werden. Wir zügeln noch schnell auf die Veranda und warten dort auf das Ende der Sintflut. Leider haben wir die Jasskarten nicht dabei…
2.5.
Per Collectivo fahren wir rund eine Stunde zur Maya-Stätte Chichen Itza, deren Wahrzeichen im Familienjargon längst als «Sheldon-Pyramide» bekannt ist, da sie im Vorspann der Serie «Big Bang Theory» kurz aufblitzt. Wir sind bei Türöffnung um 8Uhr dort – eine gute Idee, sowohl Temperatur wie Touristenandrang sind noch erträglich. Die Pyramide ist tatsächlich beeindruckend, teilweise in Originalzustand, die fehlenden Teile dazugebaut steht sie mitten auf einem grossen Platz, umgeben von kleineren Gebäuden und Tempeln und dem Dschungel. Hunderte von Souvenirverkäufern sind damit beschäftigt ihre Stände aufzubauen und die Ware auszupacken – mehrheitlich, was wir schon als «Maya-Kitsch» von Playa her kennen. Einer von ihnen bietet uns mit schelmischem Grinsen – auf deutsch – «Schlange für Schwiegermutter?» an. Bei der heiligen Cenote stosse ich mir den Zeh blutig – hoffentlich
ist das kein schlechtes Omen…
Wir gönnen uns eine Siesta und einen Schwumm im Hotelpool, bevor wir wagemutig Fahrräder mieten und zu den Cenoten 7km ausserhalb der Stadt radeln. Völlig erschöpft und überhitzt treffen wir dort ein, erholen uns aber im kühlen Wasser der unterirdischen natürlichen Pools schnell wieder. Die Rückfahrt im rotschimmernden Abendlicht ist dann bedeutend angenehmer.
Eva klinkt sich fürs Abendprogramm aus und verzieht sich mit Subway-Sandwich und Netflix ins kühle Zimmer. So geniessen Marco und ich den Abend zu zweit bei «gehobener Maya-Küche» in einem schönen Garten.
3.5.
Eine dreistündige Autobusfahrt bringt uns nach Merida, wo wir in der glühenden Mittagshitze eintreffen. Wir deponieren unser Gepäck im Hotel und suchen vergeblich eine Lavanderia, um unsere Wäsche abzugeben. Die erste finden wir nicht, die zweite hat geschlossen und die dritte ist bis morgen Mittag ausgebucht. So fahren wir mitsamt unserem Bündel in einem abenteuerlich scheppernden und auf Backofentemperatur erhitzten Stadtbus zum Museum «Mundo Maya» wo wir nochmals viel Interessantes über die Maya-Kultur lernen. Und wo es schön kühl ist.
In einem Shoppingcenter kaufen wir Proviant ein für unsere morgige Busfahrt. Wir staunen: hinter den Kassen stehen jeweils zwei Senioren im Rentenalter und packen
die Ware in Plastikbeutel. Es sind uns bereits die vielen alten Strassenverkäufer aufgefallen, eine ausreichende Rente ist hier wohl keine Selbstverständlichkeit.
Beim Abendessen in einer kleinen Beiz auf einem der vielen schönen Plätze mit grossen alten Bäumen können wir uns kaum wach halten – obwohl wir ja heute eigentlich nicht viel getan haben. Der Wirt, ein rassiger Mexikaner mit Vollbart und Ganzkörpertattoo, serviert uns einen Leckerbissen nach dem andern und macht sich offenbar Sorgen, jedenfalls versichert er sich immer wieder, ob alles in Ordnung sei.
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