The Dead, The Red and Finally The Med


Advertisement
Israel's flag
Middle East » Israel » Tel Aviv District » Tel Aviv
October 4th 2013
Published: October 4th 2013
Edit Blog Post

Tel AvivTel AvivTel Aviv

On Allenby Avenue
Jerusalem gilt als das religiöse Zentrum Israels, während Tel Aviv (wörtlich übersetzt "Frühlingshügel") oft als das weltliche Zentrum des Landes bezeichnet wird. Nach unserer fünfstündigen Busfahrt von Eilat sind wir also gespannt auf das bunte, laute und lebenslustige Tel Aviv das uns erwarten würde. Auf dem Weg dahin fahren wir nur durch grässliche verbaute Satellitenstädte und die Hoffnung, dass Tel Aviv vielleicht eine Schönheit sein könnte erfüllt sich leider auch nicht. Die Stadt ist zwar ein spannender Schmelztiegel mit jeder Menge Leben, aber leider- wie die vielen anderen Städte auf dem Weg auch- dreckig und verbaut. Das Bewusstsein für die Umwelt ( z.B. Müll in einen Abfalleimer werfen) und den Erhalt von Bauten fehlt den Israelis leider völlig, auch hier im hippen Tel Aviv, dem westlich geprägten "Aushängeschild des modernen Israel". Wirklich schade, wo sie doch so fortschrittlich sein wollen...

Was ich dafür echt toll finde ist, dass viele Läden, wie z.b. Bäckereien ihre Ware, die sie abends nicht mehr verkaufen können nach Geschäftsschluss in einem Pappkarton raus auf die Straße stellen, wo sich die Obdachlosen dann etwas nehmen können. Außerdem haben wir schon oft gesehen, dass ganze Haufen von Kleidung neben Mülltonnen abgelegt wurden. Wie uns Yali erklärte, ist
Tel AvivTel AvivTel Aviv

Dizengoff Square
das nicht weil die Leute zu faul sind, sie in die Tonne zu werfen, sondern damit sich arme Leute von den noch tragbaren Sachen etwas nehmen können.

Das wiederum finde ich sehr fortschrittlich.

Zum Abschluss unserer Reise verbringen wir also ein paar erholsame und spannende Tage in Tel Aviv, was insbesondere an "The Med" ( dem Mittelmeer) und den tollen kilometerlangen Stadtstränden liegt. Abgesehen davon gibt es hier nicht allzu viel zu tun. Wir spazieren einmal nach Jaffa, dem alten arabischen Ursprung der Stadt; Hier gibt es ein paar malerische Gassen, einen Uhrturm, ein christliches Kloster und einen kleinen Hafen zu sehen und außerdem einen riesigen Floh- und Antikmarkt.

Tel Aviv wiederum hat für seine Bauhausarchitektur 2003 von der Unesco den Weltkulturerbe-Status verliehen bekommen. Allerdings sind die teils schön restaurierten, teils völlig heruntergekommenen Gebäude so über die ganze Innenstadt verteilt, dass man einen ziemlich großen "Spaziergang" machen muss, um wirklich viele dieser interessanten Gebäude zu sehen. Ich bin ein bisschen enttäuscht, denn irgendwie hatte ich es mir so vorgestellt, dass es ein Viertel gibt, wo fast nur Gebäude im Bauhausstil stehen und man dort durchbummeln und sie "am Stück" bewundern kann (ähnlich wie der Art-Deco Bezirk in
Tel AvivTel AvivTel Aviv

Beautiful Cinema Hotel
Miami Beach).

Also verbringen wir die meiste Zeit am Strand und mit Essen, Faulenzen, über Märkte schlendern, Kaffee und Cocktails trinken. Wir haben hier ein Apartment nur einen Block vom Strand entfernt und mitten drin in einem Viertel voller Bars, Cafés und Restaurants. Da wir so langsam auch keinen Hummus mehr sehen können, ist es ganz nett, abends auch einen Mexikaner, ein Thai- oder Italienisches Restaurant vor der Nase zu haben. Außerdem gibt es hier alle paar Meter Stände mit frisch gepressten Obstsäften und ich bin inzwischen ganz vernarrt in frischen Granatapfelsaft, den man bei uns zuhause nicht bekommt. Der Strand ist hier zum ersten Mal sauber und gepflegt und vor Allem sehr breit. Lustig ist allerdings, dass überall dort, wo kein Lifeguard-Häuschen ist riesige Schilder das Schwimmen verbieten- mit dem Zusatz dass die Gefahr des Ertrinkens besteht... Was allerdings etwas nervt, ist dass an diesen Stellen, und das sind recht viele, dann auch das Wasser mit rot-weißem Plastikband in Kopfhöhe "abgesperrt" ist!! Natürlich interessiert das niemand, und es sieht einfach scheiße aus und außerdem stehen pro qm ja auch schon drei dieser Schilder...aber gut, wenn die nichts helfen, dann bestimmt das Absperrband.

Für einen Tagesausflug fahren wir
Tel AvivTel AvivTel Aviv

Haus an der Allenby Avenue
nach Akko, was etwa 1,5 Stunden Zugfahrt entfernt in Richtung Norden am Meer liegt. Akko war einst der bedeutendste Hafen der Kreuzritter im Nahen Osten und ist eine Stadt mit reicher und wechselhafter Geschichte. Hier gibt es ebenfalls einen sehr netten Altstadtkern, der vollständig von einer Stadtmauer umschlossen und hauptsächlich arabisch geprägt ist. Wir besichtigen einen alten Tempelrittertunnel, der sich auf 350 m unter der Altstadt vom Hafen bis zur ehemaligen Tempelritterfestung im Westen der Altstadt erstreckt. Außerdem die "unterirdische Kreuzfahrerstadt", die aus mehreren, teilweise 8 m unter der Erde liegenden Gewölbehallen, einem Hof und einer unterirdischen Kirche besteht. Nach der Vertreibung der Christen und Übernahme durch die Muslime wurde sie jedoch vollkommen verschüttet. Dann kann man noch ein altes prächtiges Hammam besichtigen, das bis vor 50 Jahren noch in Betrieb war und wunderschöne bunte Fliesen an den Wänden hat. Akkos Altstadt ist trotz massig Touristen kein "Museum", sondern immernoch hauptsächlich von alteingesessenen muslimischen Familien bewohnt; hier hat noch keine Gentrifizierung stattgefunden und das spürt man auch. Leider sieht man aber auch an den Gebäuden, die teilweise stark verfallen sind, dass hier weder viel Geld noch viel Interesse an einem Erhalt der alten Bausubstanz vorhanden ist. Insbesondere gibt es einen prächtige alten Karawanenserail, der vor sich hin modert, was ich sehr schade finde. Nachdem wir in einem alten Gewölbe lecker zu Mittag gegessen haben, den Hafen besichtigt haben und ein wenig auf der Stadtmauer spazieren gegangen sind, fahren wir am frühen Abend wieder zurück nach Tel Aviv. Zugfahren ist in Israel übrigens sehr komfortabel und günstig, allerdings sollte man eine Jacke dabeihaben, denn die Waggons sind so stark klimatisiert, dass wir in Tel Aviv halb tiefgefroren wieder aussteigen.

Alles in Allem war Tel Aviv eine nette Endstation unserer Reise. Warum es allerdings die teuerste Stadt im Nahen Osten ist erschließt sich mir nicht ganz, Leben wollte ich hier nicht unbedingt.


Additional photos below
Photos: 15, Displayed: 15


Advertisement

AkkoAkko
Akko

Templertunnel
AkkoAkko
Akko

Moschee


Tot: 0.06s; Tpl: 0.012s; cc: 8; qc: 24; dbt: 0.0375s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1; ; mem: 1.1mb