Neue Wohnung!


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October 18th 2005
Published: October 18th 2005
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So, es hat geklappt. Ich bin umgezogen. Die Taktik lieber viele Menschen anzusprechen ist aufgegangen. Am Wochenende auf dem Seminar habe ich mich mit zwei Maedels unterhalten und diese hatten noch ein Zimmer in Ihrer Wohnung.
Und gestern um 2200 Uhr bin ich eingezogen. Lebe jezt im Zentrum und zahle trotzdem ungefaehr das gleiche. Super klasse. Ist auch in einer Entfernung wo ich bequem zur Arbeit laufen kann. Auch sonst finde ich die Wohnung und meine neuen Mitbewohnerinnen echt in Ordnung.
Das beste war allerdings die Einweisung im Tueroffnen um ca. 2330 Uhr. Die Schloesser sind hier ein wenig anders, die Tueren aus Metall. Und der Schluessel ist etwas Schraubenziehermaessiges. Wie dem auch sei, mir wurde also gestern gezeigt wie ich das Schloss zu oeffnen hatte. Beim anschliessenden Feldversuch (Tuer zu, wir alle drei in Socken und T-shirts draussen, und ich sollte dann versuchen die Tuer zu oeffnen) traten doch ein paar Schwierigkeiten auf. Am Ende bekamen weder die Maedels noch ich die Tuer wieder auf. Also, was kann man tun, wir alle vor der Tuer mit Schluessel und keiner bekam die Tuer auf, weil das Schloss irgendwie verkniesknaddelt war.
Loesung - Schluesseldienst. Um 2400 Uhr beim Nachbar klingeln und anrufen. Der kam auch prompt - es schien fast so als haetten die vor der Tuer gewartet. Die schauten sich das Schluesselloch an und holten irgendwelche Dietriche. Ging natuerlich nicht. Danach wurde die Tuer untersucht und nach kurzer Beratung wurde weiteres Filigranwerkzeug (Brecheisen, Hammer) geholt. Ich war beeindruckt von der russischen Professionalitaet. Sie arbeiteten zu dritt und es war nur eine Frage der Zeit bis die Tuer dieser Uebermacht nachgeben wuerde. Die Tuer aechtzte und wankte. Nach 25 min wurde aufgegeben. Die Tuer hatte gesiegt. Vorlaeufig. Wir Menschen sind immerhin intelligent und kennen andere Wege um ein Problem zu loesen als mit Gewalt. Kurze Beratung. Drei Maenner vor einer Tuer. Die Koepfe wurden zusammengesteckt und es wurde ein Plan ausgearbeitet. Wir durften nicht mitmachen, von solchen Sachen haben wir natuerlich keine Ahnung. Eine Loesung wurde gefunden und allgemein mit Nicken bestaetigt. Wir waren gespannt.
Es wurde ein Trennschleifer geholt und angesetzt. Superklasse Einfall, ich hatte sogar Hoffnung das es auch einen Teil des Planes gab, der erklaert was wir machen wenn die Tuer dann offen ist, und in Einzelteilen auf der Strasse liegt. Also ging es los. Der Schluesseldienst-Obermeister (“SPEZIALIST”) fing an zu arbeiten.
Das war der Moment wo einer von dem Schluesseldienst auf die geniale Idee kam ersteinmal um das Haus zu gehen (ich wohne jetzt im Erdgeschoss…) und die Fenster zu begutachten.
Der Trennschleifer wurde am Ende dennoch eingesetzt. Aber am Fenster. Natuerlich nur ganz kurz und gezielt. Das Gitter vor dem Fenster wurde fachmaennisch entfernt und liegt jetzt in mehreren Einzelteilen vor unserem Fenster auf der Strasse. Ich stellte mir kurz vor wie das wohl mit der Tuer ausgegangen waere…
Danach wurde das Fenster geoeffnet (keine Ahung wie, aber sicher mit einer Kombination aus Geschick und Gewalt), und wir hoerten wie letztenendes die Leute in der Wohnung waren.
Schweissueberstroemt aber mit Stolz oeffnete der Obermeister vom Schluesseldienst uns die Tuer von innen und zeigte mit einem Grinsen die Rechnung. Ca. 30 Euro. Ist quasi hier ein Drittel der Wohnungsmiete. Aber dafuer waren auch absolute Profis am Werk, Leute die keine halben Sachen machen.

Und das Resultat kann sich sehen lassen:
1. eine verbogene Tuer (aber noch voellig intakt)
2. ein zerstoertes Fenstergitter
3. ein kaputtes Schloss
4. 30 Euro
5. gestoerte Nachbarn
6. eine Erkaeltung (nicht ich…)
7. ein triumphierendes Grinsen
8. 90 Minuten - reif fuer einen Oscar

Wir Ihr seht, es geht mir also sehr gut.
Ich bin auch sehr beruhigt das wir hier in Russland so sichere Tueren haben. Und wen interessieren da noch die Fenster…

Nun bin ich auf Arbeit. Hab grad ein wenig Zeit, weil das System abgestuertzt ist und quasi nur noch word/Excel auf meinem PC geht.
Meine groessten Aufgaben/Probleme zur Zeit:

1. Essen - ist oft nicht wirklich gut und wenn dann sehr wenig. Esse eigentlich immer zwei Portionen.
2. Ich muss irgendwo meine Klamotten waschen.

Mhm, das sind eigentlich alle meine Probleme, jetzt da ich eine Wohnung in einem (fast) sicheren Gebiet habe. Ich glaube das sagt viel aus. Ich bin sehr gut ausgelastet, das einzige was mich stoert ist das die Leute doch fast nur englisch mit mir sprechen.

Ach so, und mit den Mobiltelefonen, das habe ich wirklich noch nicht verstanden. Es gibt hier Anbieter die Geld dafuer verlangen wenn man angerufen wird. Aber nur manche. Somit ist fuer mich nie wirklich klar, wann ich zahle, wann der andere zahlt und wer wieviel zahlt. Neulich hat jemand mein Guthaben in einem Geschaeft aufladen muessen um mich anzurufen. Ist hier wohl kein Problem, man sagt die Nummer und zahlt ein. Wie gesagt, kommt mir alles ziemlich spanisch vor. Ich glaube das wird nur gemacht um die Touristen (wie mich) abzuzocken. Weiterhin ist die Verbindung immer schlecht, und es gibt verschiedene Moeglichkeiten weshalb ein Anruf nicht ankommt. Entweder keine Verbindung; oder der Angerufene hat kein Geld mehr; oder der Anrufende hat kein Geld mehr; oder (das ist der beste Grund) die Telefongesellschaften haben keinen Vertrag, und somit kann man von verschiedenen Telefongesellschaften nicht angerufen werden. Dies war auch der Grund weshalb ich, als ich aus Deutschland versucht habe anzurufen, niemand erreicht habe.

Zur Wochenplanung - heute abend treffen in der Pizzeria, morgen abend Praesentation bei der American society (irgendso ein Englischclub) und am Wochenende hatte ich ueberlegt ob ich vielleicht einmal in eine Nachbarstadt reisen koennte. Ekaterinburg waere in der Naehe, (in der Naehe ist hier eine 4-5 stuendige Zugfahrt). Vielleicht finde ich jemanden normalen der mitkommt. Das mit dem “normalen” ist keineswegs abwertend gemeint, doch die Masse der Leute interessiert sich fuer mich weil ich Auslaender bin. Das ist schon von anstrengend. Da die Fragen immer die gleichen sind und jeder irgendwo noch ein oder zwei Woerter Deutsch herauskramt. Dabei entsteht jedoch nie ein Gespraech, denn es sind immer nur Brocken. Egal, wie gesagt, ich bin hier schon eine mittlere Attraktion was eigentlich eher stressig ist als gut. Ich denke nicht das sich das irgendwie aendern wird.

Zum Wetter: es ist immer noch erstaunlich warm und nirgends Schnee. Ich hoffe mal ich bekomme schon noch Schnee zu sehen.


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18th October 2005

Schlüsselszene
Hi Martinowitsch, schön zu hören, dass es nicht immer nur Kopf um Kopf, sondern auch Tür an Tür zugeht. Solche Schlüsselereignisse werden Dir garantiert immer erhalten bleiben - da solltest Du ausschließen, dass es ein Fehler war, nach Rußland zu gehen. Auch im Hinblick darauf, dass sich bei Dir jetzt die Mädels die Klinke in die Hand zu geben scheinen... Aber mal im Ernst: Klingt echt gut, und irgendwie war ich für den Bruchteil einer Sekunde in Sorge um Dich um Deiner ursprünglichen Unterkunft geraten. Kaum zu glauben, dass Du schon fast drei Wochen da drüben steckst... Liebe Grüße aus Deinem Heimatland, das einen ausgezeichnten Goldenen Herbst genießt!

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