Tag 170 Ich bin einmal um den Block gefahren


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October 1st 2017
Published: October 1st 2017
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Und jetzt bin ich eigentlich fertig. Nur die wenigen Ereignisse des Rückflugs kann ich noch erwähnen. Zum Beispiel den tropischen Regenguß, der sofort einen verspäteten Abflug von Jacksonville verursachte.
Die drei Stunden zum Umsteigen in Miami, die fast nicht gereicht haben, denn der Flughafen ist RIESIG, ich musste mein Gepäck abholen und alles neu einchecken. Ich erreichte das Gate gleichzeitig mit der Durchsage, dass dies der absolut letzte Aufruf für meinen Flug sei.....
Das lustige Spiel mit meiner gefüllten Wasserflasche, die dreimal durch die Sicherheiskontrolle rollte und nur einmal entdeckt wurde. (Ich musste sie ausleeren, füllte sie aber hinterher sofort wieder, um meinen Feldversuch fortzusetzen.)
Die Riesenüberraschung, weil die Aeroflot das Bordmenü aufgemotzt hat. Ich erinnere mich gut an die Zeiten, als es Hühnchen mit Erbsen gab. Egal wann man flog und egal, wohin. Heute gab es bei Mahlzeit 1 Hühnchen ODER Rindfleisch und bei Mahlzeit 2 Rindfleisch ODER Hühnchen. Erbsen waren aus.
Auch die Stewardessen waren eine Überraschung. Sie können zwar immer noch ohne Umschulung in jedem beliebigen Gulag eingesetzt werden, aber sie haben immerhin nicht mehr Omas Küchenschürze um, sondern eine Uniform. Auch wenn die etwas altbacken ist.
Auch der "neue" Flughafen in Moskau überrascht. (Nur Fossilien wie ich können sich an den alten erinnern.) Toiletten sind ein Staatsgeheimnis. Und im Abflugsbereich gibt es keine Trolleys
(Wahrscheinlich rechnen die nicht mit mir: ich transportiere grundsätzlich alles Schwere im Handgepäck und muss dann beim Einchecken mit strahlender Miene eine Tasche hochhalten, unter deren Gewicht ich schier zusammenbrechen. 60 kg war mein Maximum.) Also ist das Suchspiel "wo ist das Klo" mit Handgepäck sehr mühsam. Als ich aber eines fand, wurde ich reich belohnt. Es gab eine lange Schlange und ich führte dies auf die Verknappung dieser Örtlichkeit zurück. Gerührt betrachtete ich eine alte Putzfrau, die auf den Knien mit einem waschlappengroßem Lumpen den Boden wischte. Sie hatte auch einen großen Wischer mit Stil, aber den wollte sie wohl schonen. Ich wollte begeistert in die saubere Kabine sausen, aber ich hatte die Rechnung ohne Mütterchen Russland gemacht. Sie erhob sich und versperrte die Kabine. Ist die nicht klever? Die macht sauber, sperrt dann ab und alles bleibt sauber. Welch wunderbare Vorstellung. Ich putze die Küche und dann sperre ich ab. Und dann das Bad und das Schlafzimmer. Und natürlich das Wohnzimmer, wo der Sammy immer rumlümmeln und so haart.
Allerdings........

Mein Glaube an meine bewährten Vorurteile wurde beim Weiterflug nach MUC nicht erschüttert. Das Flugzeug war halb leer, aber ich saß eingequetscht in einer vollbesetzten Reihe. Vor mir gähnende Leere. Also wechselte ich nach dem Start. Sofort kam eine Stewardess und schickte mich wieder in mein Eck, denn diese Reihe war beim Notausgang und diese Sitze sind nur Fluggästen mit einem besonderen Status vorbehalten. Auch dann, wenn keine da sind.
Dann begannen sie zu servieren. Neben mir war ein Mann, der noch vor dem Abflug in Tiefschlaf versunken ist. Aber das half ihm nichts. Er wurde so lange geschüttelt, bis er aufwachte. "Wollen Sie etwas trinken?" Er wollte nicht. Und er schlief auch gleich wieder ein. Dann suchten sie den Passagier, der ein Spezialmenü bestellt hat. Das war doch sicher der Mann im Tiefschlaf, oder? Nein, war er nicht. Er schlief wieder ein. Und dann gab es Abendessen. Wieder musste er sehr fest geschüttelt werden, bis man abklären konnte, dass er auch kein Abendessen wollte. Ich traue es mir kaum zu sagen: es wurde dann noch Tee oder Kaffee serviert....
Das Menü war eine große Überraschung. Es gab natürlich wieder Hühnchen, warum soll man von etwas abweichen, was sich seit dem ersten Weltkrieg so sehr bewährt hat? Aber zu Auswahl gab es auch Fisch. Es handelte sich allerdings um die Diätvariante für Passagiere, die sowohl an Magengeschwüren als auch an allen bekannte Leber- und Gallenkrankheiten leiden. Sowohl Fisch als auch Reis waren so lange in Wasser gekocht worden, bis sie geschmacklos waren. Den Farbakkzent setzte die russische Konkurrenz von BASF mit gelber Farbe beim Reis.
Aber immerhin lieferte mich die Aeroflot in MUC ab. Und dann geschah ein Wunder. Während ich mich umsah, um herauszufinden, wo C Ist, weil nämlich die U-Bahn bei C abfährt, entdeckte ich Brigitte. Und die fuhr mich mit dem Auto Heim. Der MVV dürfte weiterschlafen.
Sammy war völlig desinteressiert. Er rannte aus dem Haus, ein kurzes Kopfnicken in meine Richtung und weiter zu Brigitte. Sie gibt ihm nämlich oft leckere Sachen..... der Elende.
Immerhin, Wolfgang ist nicht zu Brigitte gesaust für Umarmungen.

Fazit:,
18.04.17 bis 02.10.17, fast 5 1/2 Monate.
30.000 km, fast, 200 km fehlen.
22 Staaten.
+47,5 Grad als Höchsttemperatur, minus 3 und Schneetreiben am anderen Ende der Skala.
Was war besonders schlimm? Da habe ich keine Zweifel. Das Essen in USA. Die glauben doch tatsächlich, ein Hamburger ist was zum Essen. Und sie finden das auch noch köstlich. Dazu gibt es keineswegs Salat, sondern unweigerlich Pommes. Und ertränkt wird das pappige Brot in Senf, Majo oder besonders viel Ketchup.
Sehr delikat ist auch Hot Dog - jedenfalls in US- Augen. Ich weiß nicht, warum mich ein rosafarbenes Würstl in einem matschigen Weißbrotsemmerl zu Begeisterungsstürmen hinreißen soll. Und natürlich mit Pommes.
Serviert wird auf Styroporgeschirr oder in einem kleinen Plastikkorb, der mit einer Papierserviette ausgelegt ist. In einem Land, in dem das Essen mit Messer und Gabel nicht zu den Grundfertigkeiten gehört, ist das alles egal.

Und was war besonders schön? 5 1/2 Monate was Neues sehen. Die Länder riechen. Die Blumen und Bäume anschauen. Kunstdenkmäler und elende Behausungen erkunden. Mit Fremden reden, auch wenn wir keinerlei gemeinsame Sprache haben. In abgelegenen Orten eine Tasse Tee trinken.
Ein Klo finden, das man benützen mag. Aufstehen nach einer Nacht mit bissigen Bettgenossen. Die erste warme Dusche nach einer Woche. Einen Supermarkt finden in den USA, der Buttermilch und Obst verkauft und mir ein köstliches Abendessen beschert. Paul, der nach einer schweren Verletzung in Turkmenistan wieder auf der Straße mitmischt. Wenn die Temperatur von 47 Grad auf kühle 40 Grad sinkt.
Ich könnte noch ganz viel aufzählen. Es gab NUR besonders Schönes.




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2nd October 2017

Willkommen zurück!
Na, denn mach mal die Wohnung sauber und überlege dir dabei, wann und womit denn jetzt wohl hinsollst....! Sei umarmt!
2nd October 2017

weiß schon wo
Südafrika
2nd October 2017

Auf auf zum fröhlichen Fahren!
Na, denn Putz mal das Paulchen, wenn er wieder da ist! Ich nehme an, daß du dann dort unten in Südafrika von schneebedeckten Pässen verschont wirst....!

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