My Eurovision: Workaway in Europa - Step 21: Salthill


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August 27th 2017
Published: August 29th 2017
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Eyre Square Skizze
Tag 340 – Abrupter Abschied

Am nächsten Tag wollten wir eigentlich zu einer Pflanzen-Samen-Messe mit einer Menge Workshops fahren. Colm hatte zehn Uhr angesetzt, denn man fuhr auch eine Stunde und ich musste ja nachmittags den Bus nehmen, doch als Lea zu dem Zeitpunkt noch lange nicht fertig war, gab es einen riesen Streit (das war wohl nicht das erste Mal und hatte nun das Fass zum Überlaufen gebracht) und schließlich sagte Colm mir, dass der Tagestrip gecancelt sei, und fuhr dann weg.
Ich saß schon auf gepackten Koffern, hatte tausend Sandwiches geschmiert, mein Bett abgezogen und las nun. Schließlich beschloss ich, eine kleine Runde mit Bella zu gehen. Danach lief ich in die Stadt. Ich mochte es immer, durch die Fußgängerzone zu schlendern und den Straßenmusikern zuzuhören. Außerdem besorgte ich noch Galway-Girl T-Shirts für Emily und Oline, besichtigte die St. Augustine’s Church und setzte mich in Ruhe zum Zeichnen in den Eyre Square.

Schließlich schrieb Lea mir, um zu hören, wo ich war und ob wir noch was zusammen machen wollten. So ging ich zurück und wir trafen uns in Salthill und gingen Pizza essen. Ich hatte Colm geschrieben, und da er gesagt hatte, dass er für
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Tschüss schönes Paletten-Zimmer :)
den Tag wegbleiben würde, musste ich den Bus zur Coach Station nehmen. Ich hatte schon vorsichtshalber eine Busverbindung herausgesucht gehabt, doch das mit dem Essen dauerte dann natürlich etwas länger und wir hatten auf die Schnelle noch eine zweite Verbindung rausgesucht. Nach dem Essen stratzten wir nach Hause und dann schnell wieder mit meinem Gepäck zur Bushaltestelle. Ich hatte gesehen, dass diese Linie von einer anderen Haltestelle abfuhr, doch Lea war der Meinung, das müsse da sein, und so waren wir zwar just-in-time an der Bushaltestelle, aber leider an der falschen.
Also mussten wir ein Taxi bestellen, damit ich meinen Bus nicht verpassen würde. Lea hatte zuvor sowieso schon angeboten, mir ein Taxi zur Station zu bezahlen. Nun hatte sie aber ihr Geld zuhause vergessen, und so gingen wir wieder zurück und bestellten den Taxifahrer dort hin. Laut Lea kamen die Taxis immer so gut wie augenblicklich, doch gerade jetzt sagten sie am Telefon etwas von zehn Minuten Wartezeit. Na super. Aber schließlich kam mein Taxi und der Fahrer beeilte sich dann auch, so dass ich rechtzeitig ankam. Lea hatte gesagt, die Fahrt würde etwa acht Euro kosten und hatte mir einen Zehner gegeben. Ich musste dann aber sogar
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St Augustine's Church
11,50 € für die paar Minuten bezahlen, Unverschämtheit! Doch ich hatte den Bus nach Dublin geschafft. Puh, das kam davon, wenn man sich auf andere verließ… Aber war ja alles gut gegangen.

In Dublin musste ich ein paar hundert Meter bis zur Busáras Coach Station laufen. Dort fragte ich dann einen Mitarbeiter, ob mein Gepäck in Ordnung sei (im Internet hatten sie nämlich bestimmte Richtlinien angegeben, und wenn man da drüber lag, musste man draufzahlen) doch der meinte, es sei alles in Ordnung. Na dann, super. Bereits eine Stunde vorher konnten wir beim Busfahrer einchecken und einsteigen. Um acht ging es dann los, und wenig später fuhren wir auf die Irish Ferries Fähre nach Holyhead.
Hier mussten dann alle Passagiere den Bus verlassen und die Überfahrt an Deck verbringen. Ich setzte mich in eine Sesselgruppe und begann, meine Fotos anzugucken. Ein Mann in den Sechzigern führte mit dem Ehepaar gegenüber ein Gespräch, beziehungsweise eher gesagt monologisierte er. Schließlich fragte er dann auch mich, woher ich käme, und textete mich dann mit Geschichte, Politik und Philosophen aus Deutschland und der ganzen Welt zu. Aber ich hatte ja eh nicht wirklich etwas zu tun, und so hörte ich ihm zu. Er selbst verstand sich als Hippie, der die Politik kritisierte und versuchte, den Menschen die reine, oft zu wahre Wahrheit durch Sätze und Gespräche einzupflanzen – er verwies dabei auf den Begriff „Meme“ – irgendwann würde der Groschen fallen, ob nun nach ein paar Stunden oder erst nach sechs Monaten. Ich lernte von ihm auch ein paar neue deutsche Begriffe, zum Beispiel „Geworfenheit“. Er hatte eigentlich Physik studiert, doch wollte jetzt nach England, um dort Gesellschaftswissenschaften zu studieren, um endlich einen Titel vor seinem Namen zu tragen, der ihn zu seinen Sozialstudien und Missionen offiziell befähigte. Er kam vom Hundertsten ins Tausendste, warf mit Namen angeblich berühmter Persönlichkeiten um sich, teilweise fragte er auch nur im Scherz, ob ich sie kannte, da manche natürlich allgemein bekannt waren, und versicherte sich immer mit der Floskel „right?“, dass ich ihm folgen konnte. Außerdem überzog er teilweise etwas, was er durch die Phrase „I’m joking, hahaha“ kennzeichnete, und sagte bestimmt auch ein Duzend Mal während unseres dreistündigen Gespräches „That’s the last thing I will tell you. Then I will leave you alone.“ Er sprach gleichzeitig oder auch abwechselnd zu mir und dem Ehepaar (beziehungsweise hauptsächlich zu der Frau, da er mittlerweile eingeschlafen war)
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Junge Straßenmusikerinnen :)
und wir warfen uns hin und wieder amüsierte Blicke zu. Nach dem er eine Menge über Deutschland geredet hatte (seiner Ansicht nach sollte Merkel ruhig strenger sein und die anderen Länder zwingen, sich an die abgemachten Regeln zu halten, anstand ihnen gnädig immer mehr Geld zu leihen) fragte ich ihn schließlich, was er denn über Dänemark zu sagen hatte. Da fing er dann von der Einwanderungspolitik Hilary Clintons an, und meinte abschließend, dass er Dänemark nicht besonders mochte. Nun, in Bezug auf die Immigrationsfrage mochte er nicht so falsch liegen, aber ich band ihm dann hinterher trotzdem auf die Nase, dass ich Dänemark liebte. ^^

Nun, durch diesen Gesellschaftskunden-Unterricht (erinnerte mich ja an die Stunden mit meinem eigentlich schon in den Ruhestand entlassenen Politiklehrer) ging die Überfahrt dann recht schnell rum.
Halb eins, endlich wieder im Bus, ich unterhielt mich noch ein bisschen mit meiner Sitznachbarin aus Australien und machte es mir dann zum Schlafen (einigermaßen) bequem. Sie fragte mich, ob wir irgendwelche Einwanderungskontrollen durchlaufen mussten. Ne, bestimmt nicht, wenn dann wohl nur stichprobenartig. Hatte ich gehofft. Keine halbe Stunde später wurde durchgesagt, dass wir alle mit all unserem Gepäck raus ins Einwanderungszentrum mussten. Ernsthaft jetzt? Na toll. Hätte ich mir ja eigentlich denken können, dass sowas kam. Wir befanden uns ja jetzt wieder im High-Security-Staat Groß Britannien…
Also klemmte ich mir das Handgepäck unter den Arm, holte meine Taschen aus dem Gepäckfach und stellte mich mit den anderen in der Halle an. Sie warfen dann aber zum Glück nur einen kurzen Blick auf meinen Pass und ließen mich dann wieder zurück zum Bus. So, jetzt wollte ich aber Ruhe!

Mitten in der Nacht machten wir einen Halt an der einer Raststätte, und alles wankte im Halbschlaf zur Toilette. Meine Sitznachbarin legte sich irgendwann auf den Boden im Bus, und so hatte ich eine Weile zwei Sitze für mich; da hatte man dann wenigstens ein bisschen mehr Platz. Ich glaube in Summe habe ich sogar zwei, drei Stunden geschlafen.

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