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Published: April 3rd 2013
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Die erste Etappe
Geschafft, wir sind in Südfrankreich! Gestern klappte alles, trotz nur drei Stunden Schlaf, wie am Schnürchen. Die S-Bahn kam, die Mitfahrgelegenheit kam (vielen Dank nochmal an Vera und Marco!), die Französische Regionalbahn kam, der superb gekleidete Schaffner kam (der uns erläuterte, dass wir in die exakt falsche Richtung fahren), die Regionalbahn in die richtige Richtung kam, der Bus zum TGV-Bahnhof in Avignon kam und der freundliche Sixt-Angestellte kam gleich mit einer Zusatzversicherung für unseren Mietwagen, die wir nach einem lediglich kurzen Abwehrgefecht auch abschlossen. Die Gefahr, das Auto unter dem Hintern weggeklaut oder angezündet zu bekommen, ist in Südfrankreich einfach einen Tick höher als in Esslingen. Vor allem da uns Sixt eine sogenannte Prollschüssel mit getönten Scheiben, schwarzen Pimp-Felgen und dickem Auspuff überließ, der man den Opel Corsa darunter kaum noch ansieht.
Die restlichen rund 60km zu unserer ersten Schlafstatt waren damit jedenfalls ein Kinderspiel, auch weil sich der französische Fahrstil wohl aufgrund horrender Straferhöhungen unter Sarkozy dem deutschen etwas angenähert hat.
In völliger Dunkelheit erreichten wir letztlich nach 14 Stunden unser erstes Ziel.
Le Quinquerlet
Im Jahr 1976 erwarb Roland, Julikas Großcousin, dieses alte Gehöft, von dem kaum noch
die Grundmauern standen, und baute es in jahrzehntelanger architektonischer und künstlerischer Arbeit zu absolut einzigartigen Ferienwohnungen aus. Den Namen hatte der Hof übrigens schon zu seiner früheren Daseinsphase bekommen- „Le Quinquerlet“ heißt im provencalischen Dialekt soviel wie „der leicht verrückte Eremit“. Roland ist diesem Motto bei der Gestaltung treu geblieben und hat diesem Ort mit unzähligen Kunstwerken, ungewöhnlichen Baumaßnahmen und unkonventionellen Einrichtungsideen eine unheimlich liebenswürdige Seele eingehaucht. Dabei kamen übrigens auch zahlreiche deutsche Schrottartikel zum Einsatz. Ob Gewächshäuser aus Schorndorf, alte Konzertflügel oder Baumarktausschuss- hier wird irgendwie aus allem noch etwas Praktisches oder Schönes (oder beides). Dementsprechend hat Roland hier die meiste Zeit des Jahres gut zu tun, insbesondere wenn sich Gästegruppen oder Workshops eingemietet haben (für die er manchmal auch den Kochlöffel schwingt).
Jetzt ist es recht ruhig hier, also war genug Zeit für uns, um in seinem Atelier erst mal tüchtig auszuschlafen, ausgiebig zu frühstücken (mit bol, pain au chocolat, baguette, croissants...) und den ganzen Tag lang eigentlich nur zu chillen, zu erzählen und Kunst anzuschauen. Immerhin haben wir uns so immer noch mehr bewegt als die Hofkatze, die seit 14 Stunden auf dem selben Deckenstapel liegt und schläft. Als Höhepunkt der Aktivität kann man wohl Julikas
hastig abgeschwommene Bahn im Pool betrachten. Bei einer Wassertemperatur von 8°C (und einer Lufttemperatur von rund 12°C) durchaus eine Leistung!
Erst am späteren Nachmittag konnten wir uns aufraffen, einen Abstecher zum nahe gelegenen Städtchen „Apt“ zu unternehmen. Außer einer typisch südfranzösischen Innenstadt gibt es hier angeblich nicht viel zu sehen. Allerdings ist die typisch südfranzösische Innenstadt an sich bereits äußerst charmant und sehenswert! Von alten Mofas, die durch engste Gässlein rattern, bis zu schnuckeligen Straßencafes gibt es alles, was die Touristenkamera begehrt. Wie auf Schienen gerieten wir bald in ein derartiges Straßencafe und ließen uns erlesenen französischen Süßkram und einen obligatorischen „Expresso“ schmecken. Unsere gut programmierte japanische Reisekamera löste sogleich automatisch aus.
Jetzt sitzen wir wieder vor dem Ofen, draußen ist es absolut dunkel, absolut still und absolut kalt. Morgen geht es weiter nach Marseille und dann auf die Fähre. Und danach... danach können wir vielleicht endlich mal die Doppeljacken ausziehen!
In diesem leicht fröstelnden Sinne-
Bonne nuit!
Julika und Viktor
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