Viele Tiere und viel Sport


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13.6.

Um 6 Uhr haben wir eine Tour gebucht zu den «Islitas», den angeblich 365 kleinen Inselchen in der Nähe von Granada – bewohnt von einigen Reichen und einer Vielfalt an Vogelarten. Als wir um 5.30h aufstehen regnet es in Strömen. Als ich um 6 Uhr draussen stehe um zu fragen, ob wir eventuell später gehen können, hört es innerhalb weniger Sekunden auf und ein Sonnenstrahl lugt durch die Wolken. Wir sind allerdings erst kurze Zeit mit dem Boot unterwegs, als es wieder zu tröpfeln beginnt. Unser Capitano kann noch gerade vor dem schlimmsten Wolkenbruch in einen Bootsunterstand auf einer der Inseln steuern, dort warten wir das Gröbste ab. Unterhaltung bieten ein paar Kolibris der Grösse von Nachtfaltern, die im Busch nebenan trotz des heftigen Regens fleissig von Blüte zu Blüte schwirren. Es regnet ab und an und wir werden ziemlich nass im Verlauf des Vormittags, aber es lohnt sich: wir sehen verschiedenste Arten von Kolibris, Eisvögeln, Reihern und Papageien, nebst vielen anderen Vogelarten, deren Namen wir uns nicht alle merken können.

Den Rest des Tages verbringen wir gemütlich im «Jardin» mit Schule und Ruhen. Ein Abendspaziergang durch die Gassen Granadas und ein feines Znacht in einem der zahlreichen Restaurants runden den Tag ab.

14.6.

Heute reisen wir auf die Insel Ometepe mitten im Nicaraguasee. Als man uns mitteilt, die Fähre sei kaputt, es fahre stattdessen ein kleines Schiff, schwant uns Böses – der «vomit comet» ist noch nicht vergessen. Wir tuckern dann allerdings mit ohrenbetäubendem Motorlärm aber ganz gemächlich und harmlos über den See. Eine 45-minütige Taxifahrt bringt uns zur Finca del Sol, wo wir ein gemütliches Bungalow beziehen. Ein Italiener und seine kanadische Frau haben sich hier ihren Traum erfüllt und betreiben einen kleinen Bauernhof und drei Hütten für Touristen. Sie haben alles eigenhändig gebaut, inklusive Kompost-Toiletten und Solarstromnetz. Wir sind beeindruckt und setzen uns in die Hängematten auf der Veranda, von wo aus man einen Ausblick hat auf den See und einen der beiden Vulkane der Insel. Zudem sieht man auf eine Weide der Finca, mit grossen Bäumen bestückt. Was wir hier zu sehen kriegen ist spektakulär: Vögel in allen Farben und Formen sitzen auf den Bäumen, Schmetterlinge flattern von Blume zu Blume, wilde Kaninchen hoppeln umher, und als es zu Dämmern beginnt schwirren hunderte Glühwürmchen herum – wir kommen aus dem Staunen gar nicht hinaus.

15.6.

Ein ausgezeichnetes Frühstück aus Gemüseomelette, Fruchtsalat und frischgebackenem Brot – alles vom Hof, wie unsere Gastgeberin betont – stärkt uns für unseren sportlichen Tag: wir mieten Fahrräder und fahren damit zum Kayakfahren. Die Strasse ist unbefestigt und matschig, mehrmals durchfahren wir Bäche, die quer über die Strasse führen. Wir fahren an Bauernhöfen vorbei, wo Schweine im Schlamm wühlen und Mangos fressen – geschickt halten sie sie mit den Vorderfüssen fest, zerdrücken sie mit der Schnauze und schlecken dann das Fruchtfleisch vom Kern.

Beim Kayakverleih treffen wir Luis, er wird mit Eva im Doppelkayak fahren und uns den Weg zeigen. Wir paddeln erst auf dem See, vorbei an Kormoranen, Reihern und Enten, bis zur gut im Schilf versteckten Flussmündung. Nun heisst es Vollgas geben, wir kämpfen gegen die starke Strömung an, bevor der Fluss breiter und ruhiger wird, von Bäumen, Mangroven und Wasserpflanzen gerahmt. Und nun ist wieder Spektakel angesagt: Kaimane lauern kaum sichtbar unter der Wasseroberfläche, grosse Echsen sonnen sich auf Ästen und kleine gut getarnt im Laub, Schildkröten ruhen auf Felsen (und eine schiebt schwimmend eine Frucht vor sich her), ein Nest voller Eier hängt fast ins Wasser hinab, ein Affe turnt in einem Baum herum, und wiederum Vögel, Vögel, Vögel wohin man den Blick wendet. Auf dem Rückweg über den See beginnt es zu regnen, und Wellengang macht uns das Leben und die Arme schwer. Nun noch die Velofahrt zurück und wir sind reif für das Apéro auf unserer Veranda. Zu einem der Comedores im Dorf ist es zum Glück nur ein kurzer Fussmarsch...

16.6.

Heute gibt es Pancakes und Müesli mit Joghurt und Früchten, ebenfalls alles vom Hof. Danach steht nochmals Sport auf dem Programm: auf kleinen, zähen, aber durchaus lebhaften Pferden mit den fantasievollen Namen «Schmetterling», «Kaninchen» und «Katze» reiten wir zwei Stunden am Seeufer, im Hintergrund wieder die Vulkane – und es regnet tatsächlich nicht! Eva und ich geniessen das Galoppieren am schwarzen Sandstrand, Marco etwas weniger. Die Sättel sind furchtbar unbequem, und so schmerzen uns nun nach Armen, Schultern und Nacken vom Rudern und den Beinen von Velofahren auch noch der Po...

Danach reisen wir nach San Juan del Sur, Surferparadies an der Küste, wo nun eben Marco und Eva surfen lernen wollen. Unser Hostel befindet sich etwas ausserhalb des Ortes (Recherchen haben ergeben, dass es durch die vorwiegend jungen Gäste im Städtchen abends sehr laut wird…). Leider ist zurzeit (seit zwei Jahren, wie wir später erfahren) die Brücke, die in dieses Viertel führt kaputt, und wir müssen knietief durch den Fluss waten, um ins Zentrum zu gelangen. Wir organisieren also die Surfstunden für morgen und essen feinen Fisch, und als wir wieder am Flussufer stehen hat die Flut den Fluss anschwellen lassen. Ich stehe plötzlich bis zum Bauchnabel im Wasser - was nicht so tragisch wäre, hätte ich nicht ausnahmsweise das Handy in der Hosentasche. Ich bin also nicht mehr erreichbar…

17.6.

Die Recherchen bezüglich Lärm haben sich bestätigt, dröhnende Bass-Vibrationen haben unser Bett erschüttert bis es hell wurde So sind wir froh, dass wir aufstehen können, die Aufregung über das bevorstehende Surfabenteuer ist gross. Auf der Ladefläche eines Pickups werden wir an den Anfängerstrand gefahren. Dort erhalten Marco und Eva ihre Surflektion und verbringen rund sieben Stunden im Wasser, bis ihre Hände bluten von der rauen Oberfläche des Brettes. Ich sitze derweil im Beizli und lese – es windet dermassen, dass ich mich nicht mal zu einem kurzen Bad überwinden kann. Zudem regnet es natürlich auch immer wieder... Die beiden machen ihre Sache gut, bis zum Schluss sieht es jedenfalls aus wie echt.

Znacht picknicken wir im Hotel - einerseits mögen wir nicht nochmals ins Städtchen laufen, andererseits ist uns allen etwas übel, der Hamburger, den wir uns im Surferbeizli geteilt haben, war wohl nicht ganz frisch.

18.6.

Wir haben die Nacht abwechslungsweise auf der Toilette verbracht. Statt des üblichen Hostel-Frühstücks von Reis mit Bohnen und Rührei mit Schinken erhalten wir auf unsere Bitte hin Toast und Tee, danach verziehen wir uns wieder ins Bett. Nachmittags fühlen wir uns etwas besser, spazieren ins Dorf, organisieren den Bus nach Costa Rico für morgen und kaufen Proviant ein. Im Dorf ist die Hölle los: auf der einen Strasse stehen junge Touris in verschiedenen Stadien der Betrunkenheit herum, viele tragen T-Shirts mit der Aufschrift "Sunday is funday". In der nächsten Strasse steht die Bevölkerung Spalier, während ein Umzug aus Musikbands, Tänzerinnen und Reitern durch die Gassen zieht: ein Festival zu Ehren eines Heiligen, wie man uns mitteilt. Wir fühlen uns zu schlapp, um länger zuzuschauen, erledigen unsere Besorgungen und eilen zurück ins Bett. Morgen gehst es uns bestimmt besser.


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