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Published: August 31st 2006
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Saigon. Oder heute: Ho Chi Minh City. Die Vietnamesen haben es einige Tage nach Kriegsende sofort umbenannt. 8 Millionen Einwohner, 4 Millionen gemeldete Roller.
Wir kommen abends an und suchen uns ein Hotel. 10 Dollar fuer ein Vierbett-Zimmer das wir zu zweit beziehen ist ok, leider liegt es im fuenften Stock. Dafuer hat man aber ne nette Aussicht auf die sehr belebte Strasse in der Backpacker-Gegend von Saigon. Ich sage Saigon, klingt netter und ist kuerzer 😊.
Wir treffen zufaellig eine Neuseelaenderin, die wir bei Hoa's Place kennengelernt haben. Die hat irgendwie drei Jungs und ein Maedel um sich geschart, zwei Englaender und ein neuseelaendisches Paerchen. Wir gehen zusammen in ein ausgezeichnetes billiges Strassenlokal, bestellen und teilen das Essen, so dass jeder was von jedem bekommt. Danach gehen wir ordentlich einen trinken, Rum Cola, danach Saigon-Bier. Die ersten drei Bier beleben mein Englisch, danach gehts wieder bergab 😊. Wir haben super Spass, v.a. die beiden Englaender sind absolut cool. Beide ein bisschen juenger wie ich.
Was nervtoetend ist, sind die vielen Kids, die einem Zigaretten, Kaugummi oder Blumen verkaufen wollen, und nicht davon zurueckschrecken in zehn Minuten dreimal die gleiche Person anzubetteln. An jeder Ecke wird einem Dope angeboten und
vor dem Reunification Palace
Man beachte mein geiles Ho Chi Minh Shirt :) Nutten ueberall. Wenn man davon mal absieht - und auch davon ausgeht, dass das nur in der reichen Touri-Ecke von Saigon so ist - dann ist die Stadt jeden Besuch wert. Ein Leben auf den Strassen, freundliche Menschen und ein beeindruckender Spagat zwischen Vergangenheit und Zukunft. Ein bisschen ist ganz Vietnam hier repraesentiert. Die armen Bergstaemme, die hier ihre Handwerksarbeiten verhoekern, der reiche Businessman mit Aktenkoffer auf dem Edelmoped und viele viele Menschen dazwischen, die ihr Geld mit Tourismus verdienen. An jeder Ecke hier Hotels und Guesthouses, alle verkaufen auch Touren ins Mekong-Delta und sonstwo hin.
Am naechsten Morgen stehen wir ein bisschen verkatert auf und tun nichts. Ein bisschen fruehstuecken, ein bisschen Internet, ueber den weiteren Reiseverlauf erkundigen, gepflegt Hamburger Essen - ich brauche dringend Western-Food - und danach ein bisschen auf einem netten Markt umschauen. Dabei verliere ich dummerweise meinen Vietnam-Reisefuehrer, als gleichzeitig fuenf Frauen an mir zerren und mir was verkaufen wollen. Ich passe auf Kamera und Geldbeutel auf und lasse das Buch irgendwo auf einem Klamottenstapel liegen. Fuenf Minuten spaeter weiss keine mehr was von einem Reisefuehrer, auch nicht, wenn ich ein T-Shirt bei ihnen kaufen will. Hehe, aber shit happens, macht nix, bin eh
Kautschukplantage
Auf dem Weg zu den Cu Chi Tunnels nur noch drei Tage in Vietnam. Abends ist chillen angesagt, ein bisschen durch die Gassen schlendern und mit einigen Einheimischen in einer Hintergasse zwei Bier trinken. Danach ein Sandwich einwerfen und Wein trinken. Ich lese schon den ganzen Urlaub lang Howard Marks - Mr. Nice und bin unglaublich beeindruckt von dem lockeren Typ mit hammer Intelligenz. Wir trinken noch eine Flasche Wein und fallen ins Bett.
Heute gings wieder frueh raus, um 8.00 geht unser Bus zu den Cu Chi Tunnels, 30 km noerdlich von Saigon. Cu Chi ist die Gegend der Erde, die am meisten bombardiert wurde. Waehrend des Vietnamkriegs - der hier Amerikanischer Krieg heisst, irgendwie logisch - versuchten die Amerikaner, die 250 km Tunnelanlagen mit massivem Bombardement zu zerstoeren, nachdem der Einsatz von Bodentruppen zum Fiasko geriet.
Auf dem Gelaende, das einem gute Eindruecke vom Krieg vermittelt sind Schuetzengraeben und Huetten erhalten, sowie ein Grossteil der Tunnel. Diese Tunnel dienten dem Guerillakrieg und zogen sich von der kamboschanischen Grenze bis Saigon. Sie fuehrten sogar innerhalb von amerikanischen Befestigungsanlagen und ermoeglichten einen Blitzangriff mit anschliessendem Abtauchen des Vietcong. Die grosse Tet-Offensive auf Saigon ging von Cu Chi aus. Die Tunnel waren teilweise dreistoeckig angelegt, mit Wohnraum, Munitionslagern
und -fabriken und Kuechen. Der Rauch, der beim Kochen entstand wurde durch ein ausgekluegeltes Rohrsystem abgekuehlt und dutzende Meter weiter an die Oberflaeche geleitet, sodass es wie Nebel aussah. Die Tunnel waren mit vielen Fallen ausgestattet, die meisten spiessten in irgendeiner abartigen Form die Ungluecklichen auf, die hineintraten. Teilweise waren die Gaenge nur ca. 30 auf 50 cm gross, sodass man nur ausgestreckt kriechen konnte. Fuer Touristen war ein 100 m langes Stueck ausgeweitet worden, das jetzt ca. einen Meter auf 80 cm gross war. Dank Klaustrophobie blieb ich dem Spektakel fern, aber schon ein Blick in den Tunnel genuegt, um zu wissen, wie sich die armen Teufel im Tunnel fuehlen mussten.
Ein paar Meter weiter war ein Schiessstand, in dem Mann eine recht grosse Auswahl von Maschinengewehren abfeuern konnte. Dies hallte ueber das gesamte Gebiet und verursachte zusaetzlich zu verstecken Lautsprechern ein richtig bedrueckendes Gefuehl. Da jedoch die Kugel 1 - 2 $ kostete kam meine Sparsamkeit und der Pazifismus durch und ich liess es sein. Ausserdem ist es wirklich ohrenbetaubend laut.
Hier bin ich nun wirklich mal dem Krieg sehr nahe gekommen, auch wenn man davon sonst in Vietnam nahezu ueberhaupt nichts mehr sieht. Mit einer Ausnahme. Im
ein ganz gewoehnlicher Strassenrand
mit dem Umweltbewusstsein ist es hier einfach noch nicht so weit her. Nachhinein erst wird mir klar, wieso auf der Busfahrt von Buon Ma Thuot nach Saigon die Landschaft recht bescheiden ausschaut. Die Vegetation erholt sich hier gerade vom groessten Einsatz von Agent Orange in ganz Vietnam. Hunderte Quadratkilometer wurden hier mit Planzenvernichtungsmittel besprueht und Napalm abgebrannt.
Wir besuchen das War Remnants Museum. Vor einigen Jahren noch hiess es "Museum ueber amerikanische und franzoesische Kriegsverbrechen", doch dies war dem Tourismus wohl nicht allzu zutraeglich. Grauenhafte Kriegsszenen, Opfer auf beiden Seiten und sehr persoenliche Bilder von der Front sind auf hunderten, zum Grossteil Schwarzweiss-Fotografien festgehalten. Das uebliche Kriegsgeraet im Aussenbereich, viele Artikel aus Zeitungen ueber den Vietnamkrieg und Bilder von Grossdemos. Vor allem den Opfern des Dioxin-Einsatzes und den Spaetfolgen ist viel Platz gewidmet. Wir sind sehr betroffen.
Im Monsun gehts zu dritt auf nem Motorcycle zurueck zum Hotel. Ich buche einen Dreitages-Mekongdelta-Trip zusammen mit Sam und der Neuseelaenderin Lisa. Danach gehts ueber die Grenze nach Kambodscha und in die Hauptstadt Phnom Penh.
See you later.
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