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Published: October 24th 2014
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Zwei Sprüche zu Singapur, die ich gelesen habe: "Disneyland with the Death Penalty (= Todesstrafe)" und "The world's only shopping mall with a seat in the United Nations". Dem zweiten Spruch kann ich zustimmen, dem ersten wohl nicht, denn wie Disneyland kam es mir - in den kurzen zwei Tagen - nicht vor. Schon eher passt Folgendes, was ich unterwegs auf einem Plakat gelesen habe: "A popular Singaporean greeting is: Have you eaten?" Wow! Wer soll das alles essen? Mexikanisch, Portugiesisch, Irisch, Chinesisch, Koreanisch (Nord oder Süd), Indisch, Französisch, Indonesisch, Thai, usw. usw., was das Herz begehrt, natürlich auch Deutsch, mit dem dazugehörigen Bier, Erdinger Weißbier, um nur eins zu nennen. Mittags ist alles voll, die gesamte arbeitende Bevölkerung von Singapur scheint Essen zu gehen. Abends sind vor allem die Touristen Hotspots gut besucht. Wobei man die Touristen nicht immer als solche erkennt, da viele Besucher aus dem übrigen asiatischen Raum kommen und die feinen Unterschiede in den Gesichtszügen habe ich nicht so drauf.
Was noch für Eindrücke? Sechs- bis achtspurige Straßen ziehen sich durch die ganze Stadt meist umsäumt mit prachtvoller Vegetation. Überall schattenspendende große Bäume. Wolkenkratzer neben alten zweistöckigen chinesischen Kaufmannshäusern (Shop houses), futuristische Architektur, Wasserspiele
und überall Skulpturen, Dali, Botero, oder aber auch historische Alltagsszenen.
Ich habe sicher mehr nicht gesehen als gesehen. (Besonders bedauere ich, dass ich es nicht geschnallt habe, dass es neben SAM, dem Singapore Art Museum, noch das Art Science Museum gibt, und da war gerade eine Ausstellung von Annie Leibovitz ... Mist!) Aber irgendwann konnte ich einfach nicht mehr laufen. So beschränken sich meine erworbenen Singapurkenntnisse auf Chinatown, Little India, die Marina Bay und den unteren Singapurfluss am Boat Quay mit dem Downtown Bankenviertel im Hintergrund. Hoch hinauf bin ich nicht, zum Beispiel auf den Singapore Flyer (so etwas wie das Londoner Riesenrad "The London Eye") oder das Marina Bay Sands Gebäude, welches eine Aussichtsplattform in 200 m Höhe hat, denn das Wetter war einfach zu diesig und man hätte nicht viel Aussicht gehabt. Zum Runterkühlen bin ich in den einen oder anderen Tempel gegangen, (zum Beispiel den Buddha Tooth Relic Temple in Chinatown, wo sich im vierten Stock ein Zahn befindet, der von Buddha selbst stammen soll), habe mir eine Ausstellung im Singapore Art Museum angesehen und war in diversen Shopping Centern, wenn auch weniger zum Einkaufen als um angenehm von einem Häuserblock zum nächsten zu
gelangen.
Am ersten Abend bin ich los spaziert, um Singapur bei Nacht zu erleben. Singapur soll ja sehr sicher sein. Die Temperatur lag bei "erfrischenden" 27 Grad. Wunderschöne Beleuchtung überall. Eindrucksvoll war besonders die Marina Sands Bay, wo der Singapur Fluss letztlich ins Meer fließt. An der Uferpromenade war viel los, besonders in der Umgebung des "Merlion", wo jeder mal eben schnell ein Selfie mit dem Wahrzeichen Singapurs im Hintergrund machen will. Der "Merlion" setzt sich aus den Worten Mermaid (Meerjungfrau) und Lion (Löwe) zusammen und ist der Schutzpatron der Stadt. Der Löwenkopf symbolisiert Stärke und Furchtlosigkeit, der Fischkörper den Ursprung aus und die Verbundenheit mit dem Meer.
Jeden Abend um 20.00 Uhr findet an der Bay eine kostenlose Sound&Light Show statt. Die habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen, bevor ich dann langsam zu meinem Bett zurück gebummelt bin.
Changi Airport, Singapur, war dann noch ein abschließendes Highlight. Gigantisch. Sauberst. Shoppingparadies. Und falls man auf seinen Reisen noch nicht genug Natur erlebt hat, gibt es u. A. auch einen Orchideen- und einen Kaktusgarten, einen Naturpfad und einen Schmetterlingsgarten. Wow!
Epilog, oder: Ich bin dann mal wieder da Deutschland
an einem wunderschönen Herbsttag. Ich fahre mit der Deutschen Bahn nach Hause. Schon an der Ausgangshaltestelle in Frankfurt hatte der Zug 15 Minuten Verspätung. Die Ansage im Zug, dass der Anschluss nach Berlin in Hannover nicht erreicht wird und man schon in Frankfurt den IC nach Berlin nehmen solle, erfolgt nur auf Deutsch nicht auf Englisch. Wer also des Deutschen nicht mächtig ist, bleibt irgendwo auf der Strecke.
Der vorbeifliegende Wald färbt sich langsam bunt, die Reihenhäuser stehen brav aufgereiht. (Vor langer langer Zeit, als ich noch Gitarre gespielt und dazu gesungen habe, konnte ich auch folgenden Song: "Little boxes on the hillside, little boxes made of ticky-tacky, little boxes, little boxes, little boxes all the same. There's a green one and a white one and a blue one and a yellow one, and they all are made of ticky-tacky and they all look just the same." Bezieht sich auf England, passt aber auf Deutschland gelegentlich auch.)
Szenenwechsel. Kurz vor Fulda: ... Und aus den Wiesen steiget, der weiße Nebel wunderbar. Naja, "wunderbar" ist ja wohl die Frage. Vernebelter, regnerischer Herbst? Ist es das, was mich bei meiner Rückkehr erwartet? Egal, hab ja genug zu tun. Könnte auch
mal wieder den Kamin anmachen.
In Deutschland kann ich mir die Zähne wieder mit Leitungswasser putzen. Und Laugenbrezel mit Butter und Käse essen. Und hier im Zug die kostenlose Bildzeitung lesen (ich fahre 1. Klasse, da das Spar-Ticket nur 5 Euro teurer war, als das für die 2. Klasse). Zwei Monate habe ich keine Zeitung gelesen. Okay, in Australien gelegentlich, aber selbst dort, auch im Fernsehen, waren internationale Nachrichten anscheinend von wenig Belang.
Bildzeitung, Feiertagsausgabe zum 3. Oktober, Überschrift: "Heimat? - Ich bin Vegetarierin." Junge PolitikerInnen äußern sich zum Deutschsein. Es gibt auch eine Zusammenstellung von 100 Dingen "Was Deutschland ausmacht", u.A.: Kindergarten, Currywurst, Marlene Dietrich, Autobahn, Berliner Mauer, Loriot, Bier, Dieselmotor, Tatort etc. etc. Bei vielem muss ich nicken. Habe ich jetzt eigentlich das Gefühl, in die 'Heimat' zurück zu kehren?
Immer wieder kurze Stopps. "Wir müssen einen wichtigen Zug durchlassen", sagt die Schaffnerin. Tja, wir sind nicht mehr wichtig, und in Hannover haben wir dann 50 Minuten Verspätung. Mein Anschluss ist lange weg. Aber das Wetter ist schön, ich sitze auf dem Bahnsteig und schaue Leute. Meistens Deutsche.
... Jetzt bin ich seit drei Wochen wieder zu Hause. Anfänglich war es schwer.
Ich hatte irgendwie ein schlechtes Gewissen, da alle arbeiten mussten und ich nicht, und ich konnte den Gedanken nicht los werden, dass ich die Schule schwänzen würde. Das hat sich aber gottseidank bald gelegt und jetzt überwiegt das typische Rentnergefühl: Ich hab gar keine Zeit!
Nein, nicht wirklich. Ich genieße es, Muße für alles Mögliche zu haben, Kontakte ohne Zeitdruck pflegen zu können, meine liebe Theatercrew an der Schule wiederzusehen, die mir so einen tollen Empfang bereitet hat ???, und Projekte angehen zu können, die schon zu lange immer wieder verschoben wurden.
Im Januar geht es noch mal auf große Tour, diesmal nach Myanmar. Dann melde ich mich wieder.
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