Advertisement
Published: August 14th 2014
Edit Blog Post
Vielleicht nicht der überzeugendste Titel für einen Eintrag. Er hätte, in diesem Sinne, auch "Es regnet im Paradies" (und zwar Oldenburger Nieselregen, nicht die kräftigen Tropenschauer, die wir auch schon hatten, wo es eine halbe Stunde wie aus Eimern schüttet und dann ist es aber auch gut) heißen können. Oder "Schwitzkur in Borneo". Aber wo soll ich denn anfangen? Also erstmal die drei kleinen, winzigen, Negativeindrücke nennen? Nieselregen war gestern. Das hat aber auch nicht geschadet, denn es war sowieso Ausruhen angesagt. Heute ist traumhaftes Wetter. Vielleicht sind es wieder 30 Grad,aber durch eine stetige Brise vom südchinesischen Meer her lässt es sich im Schatten einer Schirmakazie wunderbar aushalten. Wie hab ich aber auch geschwitzt in den letzten Tagen. Manchmal musste man einfach nur sitzen und der Schweiß tropfte schon von der Stirn.
"Hurra! Eine Riesenameise!" bezieht sich auf eine Nachtwanderung, die nun mal so richtig unergiebig war. Okay, außer der Ameise haben wir noch eine wunderschöne, etwa 20 cm große Motte gesehen, das wars dann aber auch schon. Bei dem Nightdrive war es nicht viel anders. Erst nach fast 3 Stunden über Hirn und Rücken zerrüttelnde Holperpisten, schon in Sichtweite der Lodge, das Highlight: sowohl ein Red Giant Flying
Bornean Sunbear
Auch vom Aussterben bedroht. Squirrel als auch ein Colugo, ein Flying Lemur (Malayen-Gleitflieger). Fliegen tun diese Tiere allerdings nicht, sie gleiten.
Aus Wikipedia: "Charakteristisch für die Riesengleiter ist die
Flughaut (Patagium), mit deren Hilfe sie zu weiten Gleitflügen befähigt sind. Sie besteht aus einer Hautmembran, die zwischen Hals- und Vordergliedmaßen (Halsflughaut, Propatagium), Vorder- und Hintergliedmaßen (Flankenflughaut, Plagiopatagium) sowie zwischen Schwanz und Hintergliedmaßen (Schwanzflughaut, Uropatagium) gespannt ist. "
Wir haben das zwar nur einmal gesehen, aber es war beeindruckend.
Das wars dann aber auch schon mit den, wenn überhaupt, minimalen Minuspunkten. Alles andere hat meine Erwartungen eher übertroffen. Borneo. Wilder Dschungel am anderen Ende der Welt? Nicht so wirklich. Alles ist unglaublich zivilisiert und stressfrei. Das Essen, selbst auf dem nächtlichen Fischmarkt in Kota Kinabalu, unproblematisch und äußerst schmackhaft. Man sucht sich den Fisch, die Langusten oder Muscheln am Stand aus, entscheidet sich, ob man gegrillt oder gedünstet bevorzugt, bestellt noch gebratene Nudeln und Gemüse dazu und lässt sich das Ganze dann auf einem Palmenblatt servieren. Dazu frischer Mangosaft, und alles ist so lecker, dass man erst viel zu spät merkt, dass in dem Saft ja Eiswürfel waren und dass man da doch eigentlich vorsichtig sein sollte.
Ein Highlight war auch
das Mittagessen bei den Rungus, einer Untergruppe der Kandasanduzun, die hier im Nordosten Borneos leben. Grüner Farn, Blüten des Bananenbaumes, Papaya, aber nicht die Frucht, sondern dünn geschnetzelte Zweige, Bambus ... Für Vegetarier doch mal was anderes. Dazu Reis und für die Fleischesser Hühnchen in Soyasoße.
Und so viel Obst! Allgegenwärtig Wasser- und Honigmelone, aber auch noch eine gelbe Melone, die so ähnlich wie die Wassermelone schmeckt. Ananas, Rambutans, Drachenfrucht, Mangosteen, Papaya, und die Durian, die zur Zeit reift, berüchtigt für ihren intensiven stinkigen Geruch, weshalb sie aus Hotels verbannt sind. Elefanten und auch die Sunbears (siehe Bild) lieben sie. Das Fruchtfleisch schmeckt nach cremigem Pudding, mit einem Hauch von kräftigem Madeirawein, Creamcheese und Leberpastete - so schreibt ein Reiseführer. Naja. Selber probiert haben wir die Durian noch nicht Und nach der Beschreibung bin ich etwas skeptisch. Aber irgendwann müssen wir da durch.
Nun aber endlich zu den Tieren, derentwegen ich ja hauptsächlich hierher gekommen bin. Am meisten haben mich die Nasenaffen fasziniert. Sie haben riesige Nasen, zumindest die Männchen, und kugelige dicke Bäuche, weswegen sie von den Malayen auch Oran Belanda genannt werden, was Holländer heißt und eine Spitze auf das Aussehen der ehemaligen Kolonialherren ist. Sie
können nicht nur sehr gut schwimmen, sogar Unterwasser, sie machen auch die weitesten Sprünge - bis zu 10 Metern. Sie leben in großen Familien zusammen mit einem dominanten Männchen, der nach dem Rechten schaut. Wir haben sie einmal abends beobachtet wie sie auf ihrem Schlafbaum zusammenhockten und mit friedlichem Schnorksen miteinander kommunizierten.
Ja, und die Orang Utans haben wir natürlich auch gesehen. Zwar noch keine in der Wildnis, bis vielleicht auf den einen, von dem ich schon in einer Mail geschrieben habe. ("... aber heute morgen, ca. halb sieben (!) bei einem selbst auferlegten Vogelbeobachtungsmorgenspaziergang hörte ich es plötzlich in einem Baum neben mir rascheln. Es war ein Obstbaum - Rambutans - die jetzt reif sind. Und dann war das doch tatsächlich ein Orang Utan! Ungelogen! Ca. 300 Meter von unserer Lodge, die direkt am Rand des Naturreservats liegt, entfernt. Also richtig gut hat man ihn, sie? nicht gesehen, da gut im Blätterdickicht versteckt, aber die Fotos beweisen, dass es einer war.")
Ein bisschen kulturell gebildet haben wir uns natürlich auch. Zum Einstieg besuchten wir ein Museumsdorf (Mari Mari Cultural Village), in dem nicht nur die traditionellen Häuser unterschiedlicher Ethnien Borneos aufgebaut sind, man erfährt in verschiedenen Demonstrationen
auch eine ganze Menge über Sitten und Gebräuche - einschließlich wie man mit dem Blasrohr Pfeile schießt. (Und ich habe das Ziel, eine Kokosnuss, beim ersten Versuch getroffen, wie man den offenmündigen, applaudierenden Zuschauern ansehen kann!)
Beim Besuch der Rungus bekamen wir in einem Langhaus auch noch einen traditionellen Begrüßungstanz vorgeführt. (Den Reisschnaps mussten wir natürlich auch trinken.) Die Musik dazu wird auf Gongs und einer Trommel gemacht. Der Sound der Nasenflöte ist dagegen eher leise. Sie wird in den Abendstunden zur Besinnung gespielt. Der Guide sagte, das Instrument hieße "Touralie", das kann ich aber bei Google nicht finden.
Irgendwie habe ich trotz der fast 1000 Wörter nicht das Gefühl, als ob hier ein wirklicher Eindruck all unserer Abenteuer entsteht. Versucht etwas zwischen den Zeilen zumessen und lasst euch ansonsten von den Fotos inspirieren. Jetzt regnet es auch mal wieder im Paradies. Und der Akku ist schon unter 20%. Es ist gleich 14 Uhr, vielleicht Zeit für einen Mittagsschlaf???
Morgen fliegen wir von Kota Kinabalu nach Kuala Lumpur. Übermorgen geht es weiter nach Indonesien auf die Insel Sumatra. Und wieder in den Dschungel mit all seinen aufregenden Geräuschen und vielleicht doch noch mal Orang Utans in der
Wildnis. Wir werden sehen.
Advertisement
Tot: 0.157s; Tpl: 0.014s; cc: 21; qc: 78; dbt: 0.0744s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1;
; mem: 1.2mb