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Published: October 9th 2010
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In Turkistan hatten wir einen speziellen Aufenthalt. Turkistan liegt mit seinen wohl ca. 50'000 Einwohnern zwischen der Grossstadt Almaty und Saty, dem kasachischen Dorf.
Hier in Turkistan sahen wir pro Tag rund ein anderes Touristenpärchen von Weitem. Und wohl gerade deswegen hatten wir viel Konakt mit den Turkestanern. Einige waren sehr interessiert an Touristen, sprachen uns an, wollten nur einige Sätze wechseln.
Andere setzten sich gleich auf die Bank zu uns oder fragten, ob sie mit uns etwas Zeit verbringen dürften. Und viele wollten einfach mit uns auf ein Foto. Und oft hatten sie selbst kein Handy oder keine Kamera, hatten also selbst gar nichts von dem Foto.
Turkistan selbst machte auf uns als Stadt einen etwas heruntergekommenen Eindruck. Obwohl mit dem Mausoleum von Achmed Jassavi ein von der UNESCO ausgezeichtetes Bauwerk in Turkistan liegt, waren kaum Touristen zugegen.
Die wahrscheinlichste Erklärung dürfte wohl sein, dass Turkistan selbst schön ist, aber einfach verblasst neben den usbekischen Städten Samarkand, Buchara und Chiwa.
Am zweiten Tag nach unserer Ankunft mit dem Zug sprachen uns Gulnas und Meruert an, zwei Studentinnen aus Turkistan. Nebst einem kleinen Spaziergang mit Ihnen vermittelten Sie uns an ihre Englisch Lehrerin, die für einige Tage unsere Touristenführerin
wurde.
Die Lehrerin trafen wir, wie durch Gulnas und Meruert vermittelt, vor unserem Hotel. Sie machte einen ganz geschäftigen Eindruck und wollte als erstes gleich mit uns ein Zugticket für unsere Weiterfahrt nach Taschkent (Usbekistan) lösen. Also fuhren wir mit ihr mit einer Marschrukta zum Bahnhof und sie steuerte gleich auf einen Schalter zu und begann mit der Schalterdame über unsere Weiterfahrt zu diskutieren. Die beiden waren sicher, dass ein Abteil Ljux (Abteil 1. Klasse) für uns beide genau das richtige sei (this would be perfect for you). Aus dem Ticket wurde dann doch nichts, weil gerade der Drucker nicht funktionierte…. Also wurde der Billetkauf auf den nächsten oder übernächsten Tag verschoben…. Auf der Rückfahrt mit der Marschrukta stellte die geschäftige Lehrerin für uns bereits ein 3-Tagesprogramm zusammen. Uns war irgendwie nicht mehr so wohl bei dem Gedanken, vor allem, als sie auch noch über die diversen Touristen erzählte, die sie bereits durch Turkestan geführt hatte. Auf Andreas Frage, ob sie für ihre Führungen einen Lohn erwartete antwortete sie mit: „ja, klar…“! Wir einigten uns dann doch darauf, sie als Führerin zu engagieren.
Als erstes zeigte Sie uns das Mausoleum von Turkestan. Es stellte sich heraus, dass sie zwar recht
gut englisch konnte, aber nicht eine wahnsinnig grosse Ahnung hatte, über Geschichte und über das Mausoleum, das sie uns zeigte. Sie wollte immer wieder bestätigt haben, dass alles „wonderful“ sei und bekräftigte immer wieder, dass sie uns nächstes Jahr, wenn wir wieder kommen, noch viel mehr erzählen könnte…… Auf die Dauer eine ziemliche Nervensäge…. Nach dem Museumsbesuch wollte sie unbedingt noch mit uns essen gehen, aber wir lehnten dankend ab.
An den folgenden Tagen unternahmen wir Exkursionen nach Otrar und Sauran. Beides sind Ruinenstädte die ausgegraben werden. Otrar war eine bedeutende Stadt, deren Einfluss weit ins benachbarte Usbekistan ausstrahlte. Wie beschrieben im Reiseführer, waren die Ausgrabungen nur ungenügend gesichert, und jeder Tollpatsch, und davon gibts einige, läuft in Otrar mitten durch die Ausgrabungen.
Unsere Führerin, die Lehrerin, wusste nicht wirklich etwas zu erzählen und stolperte eher unbeholfen durch die Ruinen. Recht bald war Andreas für sich am Fotografieren, und Moni musste die Führung alleine über sich ergehen lassen. Der Inhalt der Führung war übrigens bei Sauran und Otrar derselbe, überall hiess es:" se city has sree parts, Sakristan (Innenstadt), Rabat (Vorstadt) and Citadel, and here is Citadel... und sobald man Raumstrukturen erblickte, hiess es:"Here lived teachers and there students,
in smaller rooms..." Die ganze Stadt schien so aufgebaut gewesen zu sein.
In Otrar sahen wir Fundamente von der Stadtmauer, vom Palast, der Moschee und einem Bad. In Sauran, war ebenfalls die Moschee und einem Wehrbau in der Stadtmitte ausgegraben. Doch hier lag die Hauptattraktion in der Stadtmauer, die aus ungebrannten Ziegeln, bei jedem Regenwetter weiter vor sich hinschmolz.
Die Führerin hätte sich nach der ersten Exkursion (Otrar) eigenlich selbst gespickt (weil sie schlichtweg keine Ahnung hatte), hätten wir nicht auf einen Museumsbesuch insistiert. Diesen hatte die Führerin ad hoc mit einem Archaelogen als Führer organisiert und diese Führung war ausgezeichnet. So beschlossen wir mit der Führerin noch einen Tag (Ausflug nach Sauran) weiterzufahren. Immerhin organisierte sie das Ausflugsprogramm und am Morgen um 9.00 war ein Fahrer vor dem Hotel, bereit uns herumzufahren.
Unser Fahrer vom ersten Ausflugstag nach Otrar war zwar eher etwas kriminell unterwegs…. Er fuhr mit einer unglaublichen Geschwindigkeit konstant auf der linken Strassenseite und wechselte nur bei Gegenverkehr auf die rechte Fahrspur. Als Moni höflich nachfragte, ob es ihm nichts ausmachen würde, auf der rechten Strassenseite zu fahren, meinte er der Belag sei auf der linken Seite besser… Der Strassenbelag war wirklich nicht speziell gut (obwohl
die Strasse offenbar nur 1 Jahr alt war, wellte sich der Belag bereits bedenklich), aber wir konnten keinen Unterschied zwischen der linken und der rechten Fahrspur ausmachen. Und der Grund für den „gewellten“ Belag sei ein unterirdischer, historischer Tunnel, welcher von Achmed Jassawi benutzt wurde… Aehm, unterirdischer Tunnel in der topfebenen Steppe und zufälligerweise genau unter der heutigen Strasse verlaufend?? Eher seltsam… Aber der Fahrer bestand trotz unseren Zweifeln auf seiner Theorie und unsere Führerin glaubte ihm… Wir waren jedenfalls sehr froh, dass die Lehrerin am 2. Tag einen anderen Fahrer organisiert hatte.
Wir hatten mit der Lehrerin von Meruert und Gulnas vereinbart, nach der Besichtigung von Otrar, am Unterricht einiger Klassen in der Schule teilzunehmen. Als Attraktion für die Englisch-Klassen sozusagen. Begleitet von 2-3 Englischlehrerinnen waren wir so in 3 Klassen, jeweils für vielleicht 20 Minuten.
Die Kinder waren alle neun oder zehn Jahre alt und hatten noch nicht so viele Lektionen gehabt. Wie auch immer, das Interesse an uns war riesengross. Wenn die Lehrerinnen eintraten, mussten alle Schüler aufstehen und im Chor sagen "Good morning teacher." und dann "How are you today?".
Wir stellten uns in den Klassen jeweils kurz vor. Die Schüler durften dann Fragen stellen.
Einige waren sehr aufgeregt und konnten nicht mehr still sitzen.
In der Pause fanden wir uns dann umringt von Schülern im Gang wieder. Alle wollten ein Foto mit dem Handy machen. Der Besuch in der Schule war für uns lustig und irgendwie auch einzigartig, da wir noch nie so etwas gemacht hatten.
In den Schulhäusern scheint der Zweite Weltkrieg auf Plakaten in den Gängen immer noch sehr präsent. Auch die heutige Armee Kasachstans ist gut vertreten mit Bildern und einem Poster über die militärischen Ränge. Als Andreas die Lehrerinnen ansprach, was der Punkt sei, wenn man Unterstufe-Schülern den zweiten Weltkrieg noch so nahe bringe, verteidigten sie die Plakate zuerst.
Andreas machte den Vorschlag Poster über Frieden statt Krieg aufzuhängen und fügte gleich noch Vergleiche aus Europa an. Die Lehrerinnen stimmten zu und meinten, dass dies eine gute Idee wäre. Jedoch sei in Kasachstan der Auftrag der Regierung klar, dies in den Schulhäusern aufzuhängen.
Auf einem Rundgang am Markt trafen wir Schachida und ihre Schwester Juldus. Juldus war in einer der Klassen, die wir in der Schule besucht hatten.
Die beiden spazierten mit uns einige Stunden in Turkistan herum. Schachida half Andreas einen Dukus aufzutreiben, eine Art Brotstempel für
die kasachischen oder usbekischen Lepjoschka-Brote. So wird es dann ab Februar in Bern auch feine Lepioschka Brote geben…..
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