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Published: August 28th 2014
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Ja, vollgedröhnt nicht zugedröhnt - Tuak, den lokalen selbstgebrannten Reisschnaps mussten wir noch nicht trinken - mit Musikbeschallung, wie Gewehrsalven knatternden Motorrädern und jetzt wohnen wir auch noch direkt neben einer Moschee. Normalerweise erträglich, aber heute ist Sonntag, da lief der Lautsprecher von vier Uhr bis acht Uhr früh. Anscheinend darf da jeder mal was aus dem Koran vorlesen, denn viele Stimmen klangen noch sehr jung. Als wir um halb Acht beim Frühstück waren hat dann die laute Musik im Frühstücksraum, die mit dem großen Fernseher (5% Nachrichten, 95% Werbung) konkurrieren musste, die Stimmen von der Moschee übertönt. Auch beim Besuch des Sianok Canyons, im alten Königspalast der Minangkabau und am Fort de Kock, einer übriggebliebenen Befestigungsanlage der ehemaligen holländischen Kolonialherren, erklang aus den auf dem jeweiligen Gelände verteilten Lautsprechern mehr oder weniger angenehme Musik. Laut. Indonesisch halt.
Indonesisch ist auch, dass man seinen Müll einfach fallen oder liegen lässt oder aus dem Autofenster wirft. Viele schöne Plätze, wie zum Beispiel ein Picknickareal an einem Wasserfall, sind so zugemüllt, dass uns Europäern die Haare zu Berge stehen. Unser Guide zeigte sich wenig betroffen und sagte nur: It is tradition. Schade.
Aber zwischenzeitig ist Ruhe. Wir sind im Paradies. Auf
Cubadak Island etwa 2 Stunden südlich von Padang in Westsumatra. Nette Hütte direkt am Strand unter Kokosnusspalmen, fantastisches Essen (ich sammle Rezepte für unser nächstes Kochgruppentreffen), und sonst nichts. Man könnte Schnorcheln, Tauchen, Segeln oder über die Insel trecken, man kann aber auch einfach nichts tun. Oder aufs Meer hinaus starren. Oder ein bisschen Lesen, ein bisschen Schwimmen. Gefühlsmäßig wie Wölfi es immer erzählt: sich einen Schaukelstuhl kaufen und hineinsetzen, und dann nach so zwei, drei Wochen langsam anfangen zu schaukeln.
(Das habe ich vor zwei Tagen geschrieben. Irgendwie wurde es dann aber doch ein bisschen langweilig und wir haben uns zumindest zum Schnorcheln aufgerafft. Gott sei Dank, denn es war wunderschön. Etwa 30 Meter vor dem Strand, erreichbar über einen Anlegesteg, läuft ein Korallenriff entlang und man sieht viele viele ganz bunte Fische. Wie sie heißen, weiß ich nicht, aber sie waren manchmal groß und manchmal klein und hatten manchmal eine kleine Schnauze und einige waren gestreift oder neonfarben oder tanzten in einem Schwarm um uns herum... Dieses Erlebnis machte die eindeutig negative Seite des Paradieses, winzige Fliegen, die ganz schön bissig waren, wieder wett.)
Rückblick: Der zweite lange Fahrtag nach Bukittingi war u. A. unterbrochen durch
den Besuch einer Demo-Gewürzplantage. Auf relativ engem Raum konnten wir sehen wie Vanille, Zimt, Kardamom, Kurkuma, Ingwer, Nelken, Muskatnuss, Kakao, Zitronengrass, weißer und schwarzer Pfeffer und Erdnüsse wachsen. Interessant war auch zu erfahren, dass bei der Papaya die weibliche Pflanze zwar die Blüten trägt, (sowohl Blüten als auch Blätter sind essbar), die männliche Pflanze aber die Früchte.
Zum Schluss wurde uns von einer darauf trainierten Äffin vorgeführt, wie sie Kokosnüsse von der Palme "pflückt". Sie wird an einer langen Leine den Baum hochgeschickt, sucht oben eine reife Nuss aus und dreht diese dann so lange, mit Händen und Füßen, bis der Stiel bricht und die Nuss runterfällt. Bei gutem Training schafft sie bis zu 100 Nüsse am Tag. Das habe ich mit weit in den Nacken gelegtem Kopf so intensiv gefilmt, dass mir die hochgeschobene Brille vom Kopf rutschte und Micki, die das nicht mitgekriegt hatte, leider drauf trat. Gott sei Dank ist die Brille nicht völlig hinüber sondern nur leicht angeknackst und halt ziemlich schief.
Bei Bonjol haben wir dann den Äquator überquert. Sogar ein Zertifikat haben wir von unserem Guide dafür bekommen.
Bukittingi liegt umgeben von drei Vulkanen: dem Gunung Merapi (2891m), der immer noch
aktiv ist (man soll manchmal Rauchwolken aufsteigen sehen, bei uns waren es aber immer nur Regenwolken), dem Gunung Singgalang und noch einem. Die Stadt selbst hat uns nicht vom Hocker gerissen.
Um so mehr die Umgebung. Es ist das Land der Minangkabau. Überall schwarz-rot-gelbe Fahnen, die nicht für Deutschland oder Belgien stehen, sondern die drei Klans der Minangkabau repräsentieren. Die Minangkabau sind Muslime und an jeder Ecke steht eine Moschee mit silbern leuchtenden Kuppeln, in der Regel keinem Minarett, aber teilweise einem Dach das typisch ist für die lokale Architektur. Besonders auffällig sind auch hier die geschwungenen Dächer, die aber viel höher gezogen sind als die der Batak. Sie symbolisieren die Hörner des Wasserbüffel. Vor allem Regierungsgebäude und Schulen, aber auch einige Privathäuser werden immer noch mit diesen Dächern gebaut.
Eindrucksvoll war der riesige, sogenannte, Königspalast Rumah Gadang Pagayurung, sogenannt, weil die Herrscher nicht wirklich Könige waren, wie wir das kennen, sondern eher Klanchefs. Innerhalb des Palastes hatte aber immer die Mutter des Königs das Sagen, denn die Minangkabau sind matrilineal organisiert. Der Palast ist allerdings nur ein Nachbau, da er 2007 bei einem Feuer völlig niedergebrannt ist. In dem kleinen Dorf Belimbing sieht man aber noch einige,
teilweise 300 Jahre, alte Häuser. Die Besitzer haben sich in der Nähe moderne Häuser gebaut, benutzen die alten aber noch bei Zeremonien. Während der Königspalast, da mal wieder Sonntag war, sehr gut von Einheimischen besucht war, war in Belimbing gar nichts los. Überhaupt treffen wir nur äußerst selten auf europäische Touristen.
Auf der Rückfahrt haben wir in einem traditionellen Restaurant zu Mittag gegessen. Es ist üblich, dass einem eine große Auswahl an kleinen Schüsseln mit allen möglichen Gerichten (Fisch- oder das berühmte Rindercurry Rendang, Satayspieße, Gurkengemüse mit pinkfarbenen Streuseln oben drauf, Wasserpflanzen(?)spinat, Sojasprossensalat, hartgekochte Eier in Chilisoße und weitere Leckereien) auf den Tisch gestellt wird, und man isst dann das, worauf man Lust hat. Das andere lässt man stehen. Abgerechnet wird dann nur, was man gegessen hat. Leider sind die Gerichte zumeist kalt, da das Essen schon morgens gekocht wird. Nur der Reis, den es immer dazu gibt, ist warm.
Nach den zweieinhalb Tagen in tropischer (Fast-) Idylle geht es morgen zurück nach Padang und am nächsten Tag mit dem Flieger weiter über Jakarta nach Makassar auf Sulawesi. Da beginnt dann der dritte Teil unserer Reise.
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