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Die Abfahrt von Kars war ohne Regen, das war schon mal gut. Die Landschaft veränderte sich nicht, auch wenn wir stetig an Höhe gewannen: weite, völlig baumlose Täler. Um die Häuser herum der lebenswichtige Schatz: getrocknete Kuhfladen, die zum Heizen benutzt werden. Die Dörfer trostlos, grau.
Die höchste Stelle war 2550 m, da waren dann die Schneeflecken sowohl über, neben und unter uns. Die Straße war gewohnt schlecht, man musste dauernd irgendwelchen Schlaglöchern ausweichen, oder es gab zur Abwechslung Schotterstrecken, die man am besten stehend fährt.
Auf der Ostseite des Passes waren dann tatsächlich einige Bäume - irgendwer war hier sehr schlampig und hat nicht alles abgeholzt.
Denn sobald man dann in Georgien war, auf gleicher Höhe, gab es Bäume im Überfluss - also keine naturgeographische elende Lage in der Türkei, sondern einfach Abholzung. Selber schuld.....
Die Grenze war recht einfach, wobei immer wieder unsere zwei Thais für Verblüffung sorgen - keiner hat noch so einen Pass gesehen, so ein Nummernschild, etc. Lief aber alles gut.
Schon sahen wir die ersten irakischen LKWs, im weiteren Verlauf der Fahrt noch viele: die meisten transportieren Benzin vom Irak nach Georgien, eine endlose Kette von LKWs.
Zuerst kam aber das erste georgische Dorf nach
der Grenze und ich war ganz schön erstaunt: Das Dorf war ein verfallener Ort mit sowjetischen Bauwerken - und doch lebten in diesen ruinenhaften Bauten Menschen. Die Straße mit der Baumallee hieß “Lenin Straße”, niemand hatte sich hier die Mühe gemacht, einen anderen Namen zu finden. Ich war entsetzt. Wenn das Georgien ist, dann will ich wieder heim und zwar sofort. Gleich. Jetzt.
Es wurde aber direkt himmlisch: Die nächsten Orte waren zunehmend schöner, die Leute freundlich, die Frauen hatten tatsächlich eine Frisur (Kurzhaarschnitt) und weder Sackröcke noch Kopftücher auf, die Kinder waren fröhlich und hüpften herum - auch als es dann regnete. Regenzeug an.
Mittagessen in einem Restaurant am Wegesrand, dann weiter, irgendwann kam Autobahn. Die Fahrweise in Georgien nähert sich immer mehr der chinesischen - ich will da rüber, also fahr ich da rüber. Wer da sonst noch ist, ist mir völlig egal.
Dann Sonnenschein, ich triefte unter der Regenjacke, Halt an einer Autobahnraststätte (hochmodern), gerade als ich mich aus der Hose schälte kamen zwei ältere Herrschaften und fragten, ob sie helfen sollten. Es waren Deutsche, die das Nummernschild gelesen hatten. Man ist nie allein...
Dann die Einfahrt nach Tblis, chaotisch, lustig, hektisch, schnell.
Das Marriott Hotel ist
gigantisch, innen mit Stuck und Säulen - das Ganze erst 20 Jahre alt, denn davor wurde das alte Hotel von einem Feuer zerstört. Die Zimmer kosten 350 Dollar - es ist das teuerste Hotel auf der ganzen Fahrt nach Bangkok. Mein Zimmer ist das Geld nicht so recht wert, es ist eher eine Hundehütte - zwei Personen hätten einfach keinen Platz.
Am Abend noch kleiner Spaziergang durch die Stadt - der Unterschied zur Türkei könnte nicht größer sein: all die normal gekleideten Frauen, lauter bekannte Namen bei den Geschäften (Cartier, Burberry, Villeroy Boch, Mothercare...) - irgendwie strömt das Ganze Lebensfreude und Aufwärtsbewegung aus.
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