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Published: February 25th 2011
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Memorial-Stupa
Killing Field von Choeung Ek Auszug aus Sarahs Tagebuch: „...betreten wir das große Gelände, von dessen Art es über dreihundert Stück gibt. Ich muss zugeben, ich gehe relativ nüchtern an die Sache heran. Ein Gelände auf dem Menschen getötet wurden, o.k., schauen wir mal. Gleich gegenüber des Haupteingangs befindet sich die Memorial-Stupa, ein turmartiges Bauwerk mit großen Fensterfronten. Darin sind über 8000 Schädel von Opfern, die hier ihr Leben lassen mussten, ausgestellt. Sie befinden sich in mehreren Etagen aufgebahrt, in der untersten befindet sich Kleidung der Opfer. Um an die offene Tür zu den Schädeln heranzutreten, muss man aus Respekt die Schuhe ausziehen. Ich gehe nur bis zum Schild, weiter traue ich mich nicht, dann wieder zurück und um den Turm herum. Auf der Rückseite des Turmes vor der Fensterfront und somit vor den Schädeln kniet eine blonde Frau und betet. Beim zweiten Hinsehen fällt mir auf, dass sie weint. Ich verstehe nicht so ganz warum. Wir beginnen unseren Rundgang auf dem Gelände, gehen von Schild zu Schild und wechseln kaum ein Wort. Die Hinweisschilder beschreiben Stellen auf dem Gelände, wie die Stelle, an der die Lkws mit den Gefangenen ankommen oder den ehemaligen Platz des Folterwerkzeuglagers. Ich bin immer noch sehr gefasst und lese weiter
aufgebahrte Totenschädel
Killing Field von Choeung Ek ein Schild nach dem anderen. Nach dem vierten oder fünften Hinweisschild ändert sich meine Stimmung schlagartig. Beschrieben werden hier Massengräber von Menschen ohne Bekleidung, eine Vitrine mit Knochenresten, Massengräber von kopflosen Menschen und von Frauen und Kindern. Ich erwische mich dabei, wie ich ins Leere vor mir starre. Das nächste Schild teilt mir mit, dass der Regen und die Flut immer wieder Knochen und Bekleidungsreste freilegen. Mein Blick wird nun aufmerksamer. Ich sehe plötzlich überall Stoffreste aus dem trocknen Boden ragen. Jeder Schritt wird zu Tortur, als mir auffällt, dass ich nicht um die Massengräber herum, sondern auf ihnen gehe. Auf den Trampelpfaden schimmern weiß Reste von menschlichen Knochen durch die Erde. Ein Schild an einem Baum beschreibt, wie dort Kinder gegengeschleudert wurden. Mir geht es schlecht. Mein Körper fängt an zu zittern und ich bin den Tränen nahe. Wer macht so etwas? Wie kann es sein, dass so viele Menschen einfach hingerichtet werden. Zwischen 1975 und 1979 wurden ca. 17.000 Menschen, Männer, Frauen und Kinder, hierher gebracht und zu Tode gequält, nachdem sie im Foltergefängnis der Roten Khmer, im S21 in Phnom Penh, inhaftiert waren.
Das Foltergefängnis befindet sich mitten in der Stadt. Wir fahren dorthin. In den vier
ein Massengrab
Killing Field von Choeung Ek Gebäuden einer ehemaligen Schulter ist anschaulich erklärt, wie die Häftlinge gefoltert wurden. In Folterkammern werden Fotos der Verstorbenen und das Bett, an dem sie gefesselt worden waren, ausgestellt. Bei den Kammern handelt es sich um alte Klassenzimmer, in welchen Teilweise noch die alten Schultafeln hängen. In anderen Gebäuden werden Fotos der Inhaftierten ausgestellt, es sind hunderte Männer, Frauen und Kinder. Das jüngste Gesicht auf den hier hängenden Fotos ist nicht älter als drei Jahre. Von jedem, der hingerichtet wurde, wurde vorher noch ein Foto gemacht und eine Akte angelegt.
Die durchdringenden, gleichgültigen oder auch flehenden Blicke fesseln mich oft für mehrere Minuten.
Auf dem Hof steht ein Galgen mit drei Haken. Dort wurden Inhaftierte kopfüber aufgehängt, bis sie das Bewußtsein verloren. Anschließend wurden sie mit dem Kopf in Kloake getaucht, damit sie wieder wach weitergefoltert werden konnten.
Ich bin froh, als wie am Ende der Ausstellung angekommen sind und will nur noch weg. Als das S21 1979 von der vietnamesischen Armee befreit wurde, waren nur noch sieben Inhaftierte am Leben. 14 weitere wurden, zu Tode gefoltert, in ihren Zellen aufgefunden. Ihre Gräber befinden sich auf dem Gelände des Museums. Die Eindrücke dieser beiden Orte beschäftigen mich noch eine ganze Weile.
Kleidungsstücke der Toten
Killing Field von Choeung Ek Die Wissen, dass so etwas in meinem Land auch passiert ist, trifft mich jetzt um so mehr...“
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