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Published: February 3rd 2010
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Nach der Hauptstadt Phnom Penh und der Touristenhochburg Siem Reap mit ihrem Nachtleben wirkt Battambang wie ein verschlafenes Provinzkaff. Dabei ist der ca. 150.000 Einwohner zählende Ort immerhin die zweitgrößte Stadt des Landes. Das sieht man ihr aber keineswegs an. Die Anzahl der Touristen hält sich in Grenzen, ebenso die der Touristenrestaurants.
Gästehäuser und Hotels gibt es aber dennoch genug und wie üblich wurden alle Barangs (westliche Ausländer) beim Aussteigen aus dem Bus von einer Horde Tuk-Tuk-Fahrer mit Hotelprospekten überfallen. Diese bieten einen kostenlosen Transport zum Hotel ihrer Wahl an. Nachdem ich mich etwas umgesehen hatte, nahm ich dann das Angebot eines Moto-Fahrers an, mich kostenlos zu einem Gästehaus zu bringen. Es lag in einer ungepflasterten Seitenstraße und ich hätte es wahrscheinlich ohne ihn nicht gefunden.
Die Zimmer waren spartanisch eingerichtet: Vier Wände mit Belüftungslöchern, immerhin einem Fenster, Ventilator, ein Bett, eine Kommode, ein Fernseher, sowie natürlich ein Ventilator. Das Bad war ein kleiner Nebenraum, wie üblich in Südostasien ohne abgetrennte Duschkabine. Die Kloschüssel stand in der Mitte des Raumes und an der Wand hing die Duschbrause an einem von zwei Wasserhähnen befestigt. Der Abfluss war in den Boden eingelassen. Ein Waschbecken war nicht vorhanden, ebenso wenig eine Klospülung.
Statt dessen stand neben der Kloschüssel (immerhin eine Sitztoilette) ein großer Eimer mit Wasser, in dem eine Plastikschüssel schwamm. Hiermit schöpft man Wasser aus dem großen Eimer und kippt es in die Toilette bis sämtliche Spuren beseitigt sind. Hartnäckige Reste werden mit einem Hochdruckstrahl aus einem speziellen Duschkopf entfernt (das ist übrigens hygienischer und sauberer als mit einer Klobürste!) Ich muss nochmal betonen, dass solche Toiletten in Südostasien keineswegs unüblich sind, auch wenn in den meisten Hotels mittlerweile schon Spülung und Waschbecken vorhanden sind. Die fehlende Duschkabine ist aber normal. Das Zimmer kostete lediglich 4$ die Nacht. Ich schlug also zu.
...
Für die folgenden Tage hatte ich den Moto-Fahrer engagiert, mich durch die Umgebung Battambangs zu fahren. Dadurch kam ich zum ersten Mal in den "Genuss" der berühmt-berüchtigten kambodschanischen Straßen. Während die Hauptstrecken zwischen Phnom Penh, Siem Reap und Battambang gut gepflastert waren, fuhren wir nun auf einer von Schlaglöchern überzogenen Schotterpiste. Es war Trockenzeit. Rotbrauner Staub überzog die Fahrbahn, rotbrauner Staub überzog die Vegetation am Straßenrand und rotbrauner Staub überzog nach wenigen Minuten Fahrt auch mich. Wir fuhren durch verschiedene Dörfer. An den Häusern erkannte man, dass Kambodscha zu den ärmsten ändern Asiens gehört: Häufig Wellblech-
oder einfachste Holzhütten. Selbst die sogenannten Geisterhäuschen, die die Geister des Grundstücks zufrieden stellen sollen, waren oft nur ein Brett mit einem runden Blechdach darüber.
Wir fuhren zu einem Hügel, der ich ein wenig an den Berg Sam in Vietnam erinnerte. An dem Hügel sind einige Höhlen, die von den Roten Khmer als Hinrichtungsort verwendet wurden. Diverse Buddhastatuen und Stupas stehen an der Stelle. Auf dem Gipfel des Hügels befindet sich ein goldener Wat (buddhistischer Tempel in Thailand, Laos und Kambodscha). Ein einsamer Mönch saß darin und begrüßte Gläubige und Touristen freundlich. Von dem Hügel aus hatte man einen schönen Blick über die savannenartige Landschaft. Kambodscha ist überwiegend so flach wie das Mekong-Delta, hat aber, vor allem jetzt in der Trockenzeit deutlich weniger Wasser, so dass die Landschaft eher rötlich statt grün aussieht.
Das nächste Ziel war ein Tempel im Stil von Angkor. Er befand sich ebenfalls auf einem Hügel und bestand in erster Linie aus fünf Türmen, die aber teilweise schon stark zerfallen waren. Nach dem Abstieg aß ich eine Nudelsuppe für 0.75$ zu Mittag und ließ mich anschließend zu einem Tempel fahren, in dessen Bäumen eine Gruppe Flughunde Siesta hielt. Mein Fahrer schreckte sie auf, damit
ich sie besser sehen konnte.
Der Höhepunkt des Tages war dann eine Fahrt mit dem sogenannten Bambuszug von Battambang. Der "Zug" ist eigentlich eine motorbetriebene Draisine. Sie besteht im wesentliche aus einem Bretterverschlag, der auf zwei Paar Räder gelegt wird, die von einer Art "Außenbordmotor" angetrieben werden. Die Strecke ist lediglich eingleisig, aber mein Fahrer versicherte mir, dass der Verkehr nur in eine Richtung ging. Wir luden also das Motorrad auf und setzten uns gemeinsam mit einem "Lokführer" auf den Zug. Kaum hatte ich mich hingesetzt, raste er auch schon los. Die Fahrt war recht holprig und ich weiß jetzt auch, warum dieStadt Battambang heißt. Das war nämlich das Geräusch, das der Bambuszug machte während er über die alten Gleise ratterte: Battambangbattambangbattambang....
Am nächsten Vormittag besuchten wir noch einige andere Ziele nördlich der Stadt: Eine alte und mittlerweile aufgegebene Pepsi-Fabrik von vor dem Krieg, zwei Haushalte, in denen Reispapier bzw. Klebereiskuchen für den weiteren Verkauf hergestellt wurden, eine weitere Gedenkstätte für die Opfer der Roten Khmer, sowie eine Krokodilfarm. Auch ein weiterer Tempel aus der Angkor-Zeit, sowie sein direkt daneben stehendes modernes Pendant, standen auf dem Programm. Als ich auf den Ruinen herumkletterte, kam auf einmal ein ganzer
Konvoi von Autos an, aus denen gut gekleidete Männer und ein paar Frauen stiegen, sowie mehrere Polizisten, die zum Teil bewaffnet waren. Mein Fahrer erklärte mir, dass am folgenden Tag ein Mitglied der Regierung den Tempel besuchen würde und seine Mitarbeiter jetzt die Umgebung überprüfen würden. Da mir das zu viel Trubel war, fuhren wir kurz darauf weiter.
Am letzten Tag nahm ich dann an meinem "obligatorischen" Kochkurs für dieses Land teil. Das Restaurant hatte den zweideutigen Namen "Smoking Pot" und wir waren eine relativ große Kochgruppe, die bis auf zwei Ausnahmen nur aus Männern bestand. Auch der Kochlehrer war ein Mann. Wir bereiteten drei Gerichte zu: Amok (ein Khmer-Curry-Gericht, traditionell mit Fisch), pfannengerührtes Rindfleisch mit Chilis (3, 5 oder 10 Stück; 5 war schon höllisch scharf) und Morningglory (eine Grünpflanze, von der man nur den Stengel isst, fragt mich nicht nach dem deutschen Namen; im Englischen ist das auch eine "Morgenlatte", aber versucht Ihr mal, auf dem Markt eine Morgenlatte zu kaufen!), sowie eine scharfsaure Hühnersuppe mit Chili und Zitronengras.
Soweit zu Battambang, morgen geht es an Meer!
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