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Published: February 24th 2011
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Heute steht vormittags die „Große Hauptstadt“ – Angkor Thom – auf dem Plan. Hier haben früher eine Million Menschen gelebt. In der Anlage selbst natürlich nur der König, sein Hofstaat, die Priester, die Beamten und Bürokraten, abgegrenzt durch eine drei Kilometer lange Mauer und einen 100 Meter breiten Wassergraben vom einfachen Volk, das vor den Mauern wohnen durfte.
Durch fünf Tore gelangte man in das Innere der Anlage. Über den Tordurchgängen waren in allen vier Himmelsrichtungen die Gesichter von Bodhisattva Lokeshvara angebracht. Und wie sollte es anders sein, diese sahen dem König Jayavarman VII. total ähnlich. So ein Zufall. Vor den Toren sind links des Wegs 54 Devas (Gottheiten) und rechts des Wegs 54 Asuras (Dämonen) aufgestellt. Jeder sieht im Gesicht anders aus, soweit sie noch erhalten sind.
Auf dem Gelände finden wir den Bayon (Tempelberg – bei der Besichtigung fühlen wir uns ständig von Blicken verfolgt, da auf jedem Türmchen wieder die Gesichter des Bodhisattva Lokeshvare alias König Jayavarman VII. angebracht waren), den Königspalast, die Elefantenterrasse, die Terrasse des Leprakönigs und noch so einige andere wichtige Gebäude.
So zum Beispiel das Phimeanakas: In dem Gebäude wohnte eine Nagini, ein(Mädchen mit einem vielköpfigen Schlangenkörper. Der Legende nach musste der König jede
Nacht, bevor er zu seinen Frauen und Konkubinen durfte, die Nagini „besuchen“ (so nannte man das damals also). Danach war er bestimmt so geschafft, dass er von seinen Konkubinen nicht mehr viel hatte. Wenn er Nagini übrigens nicht besucht hat, drohte dem Königreich ein Unglück. Denn um seine königliche Macht zu erhalten und die Fruchtbarkeit des Königreiches zu erhalten, musste der König sich mit Nagini, der Tochter des Drachenkönigs, vereinen, um diesen zu besänftigen. Falls Nagini mal keine Lust mehr hatte und nicht erschien, dann nahte der Tod des Königs.
Komm heute mal einer auf die Idee, einen Vater zu besänftigen, indem man mit seiner Tochter schläfst. Klappt wahrscheinlich nur, wenn sie arg häßlich ist und man sie danach auch noch heiraten muss. Dann kann der Herr Vater endlich beruhigt schlafen, wohlwissend, eine Sorge weniger zu haben.
Als dann die ersten Touristenreisebusse erscheinen sind wir mit der Besichtigung zum Glück soweit fertig, dass wir mit dem Tuk-Tuk in Richtung Angkor zurückfahren können. Doch plötzlich wird uns der Weg versperrt und wir durch eine Horde Jugendlicher in einer uns nicht verständlichen Sprache an der Weiterfahrt gehindert. Wir müssen aussteigen. Ohne viel Federlesen entreißt man Sarah erst die Kokosnuss und mir
anschließend mein Mittagessen, eine halbe Staude Bananen.
Die Affenhorde springt und freut sich über den gelungenen Coup. Und wir natürlich auch. So possierlich, wie sie versuchen, an das Innere der Kokosnuss zu kommen. Erst ein etwas älterer Herr zeigt, wie es geht. Die Bananen werden schnell geschält und verputzt. Ein paar Samen der Lotusblume gibt es zum Nachtisch. Dann wird sich noch der Bauch gekrault und wir dürfen unsere Fahrt fortsetzen. Das Essen ist ja schließlich alle, aber die nächsten Opfer kommen bestimmt gleich des Wegs.
Am Nachmittag schauen wir uns noch ein paar Tempel an und fallen abends am Ende unseres Drei-Tage-Tempel-Marathons totmüde in unseren wohlverdienten Schlaf.
Natürlich nicht, bevor wir uns noch einmal über die japansischen Touristengruppen echauffiert haben. Sie fallen lauthals in den Tempel ein, fotografieren alles, was nicht niet- und nagelfest ist, laufen durchs Bild, fotografieren, was man selbst fotografiert, um nur nichts zu verpassen. Wir haben uns einmal den Spaß gemacht, lange in Nahaufnahme und in verschiedenen Kameraeinstellungen etwas völlig belangloses zu fotografieren. Es haben sich tatsächlich zwei Japaner gefunden, die hinter uns gewartet haben, ohne zu sehen, was wir genau aufnehmen, nur um das gleiche Motiv aufzunehmen.
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marco
non-member comment
wow
geiles foto...wer hats gemacht (im sinne von "wer hats erfunden" ;-))??