Okavango-Delta


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Africa
June 1st 2012
Published: June 1st 2012
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Die Zivilisation hat uns wieder: nach zehn Tagen im Okavango-Delta sind wir jetzt in Maun. Wir sind alle wohlauf und voll von Eindrücken. Dies sind unsere Erlebnisse:

21.5.
Heute geht's zurück nach Botswana, in den Chobe-Nationalpark. 300 Meter vor der Grenze hält uns die Polizei an. Die angeblich unabdingbare Versicherung, die wir bei der Einreise widerwillig abgeschlossen haben, wollen sie nicht sehen, hingegen zahlen wir eine Busse wegen fehlender Reflektoren... An der Grenze wird unser Gepäck inspiziert, sämtliche Früchte und alles Fleisch werden konfisziert. Zum Glück haben wir vorsorglich die Holzschnitzereien und Körbli, die wir in Namibia gekauft haben, zuunterst versteckt, sonst würden sie uns die auch wegnehmen. In Kasane steuern wir wohl oder übel den Supermarkt an und decken uns neu ein. Kurz darauf passieren wir das Gate zum Park, nicht ohne eine saftige Parkgebühr zu entrichten. Aber es lohnt sich jeder Rappen: man kann hinschauen, wo man will, überall stehen Tiere: Elefanten, Giraffen, Büffel, Flusspferde, Impala, Kudu, Rappenantilopen, Affen, Warzenschweine, Geier, Adler, Toko, Perlhühner, Tauben, eine ganze Reihe Wasservögel und Krokodile. Wir kommen gar nicht zum Staunen heraus. Unsere Campsite am Ufer des Chobe (der gleiche Fluss wie der Kwando, er ändert während seines Verlaufs mehrmals den Namen) vermittelt uns das ultimative Camper-feeling: komplett von der Zivilisation abgeschnitten, mitten im Busch. Im Baum neben uns eine Horde lärmender Affen, vor uns der Sonnenuntergang auf dem Chobe, hier mehrere Kilometer breit, über uns das Sternenzelt, hinter uns grasende Büffel. Die paradiesische Stimmung wird nur getrübt durch Davids plötzlichen Fieberschub.

22.5.
Die Affen haben uns eine unruhige Nacht beschert, immer wieder gab es Radau. Bei Tagesanbruch verlassen sie ihren Schlafbaum und ziehen weiter – nicht ohne vorher noch ein paar Kartoffeln aus dem kurz offen stehenden Auto zu stibitzen. Wir machen uns auf eine Morgenfahrt dem Fluss entlang und sehen wieder viele Wasservögel. Ansonsten gibt es lange Zeit wesentlich weniger zu sehen als gestern Nachmittag. Gegen Mittag treffen wir dann aber noch auf ein Löwenrudel, das im Schatten Siesta hält. Wenig weiter grasen nebeneinander Giraffen, Büffel, Elefanten und Warzenschweine. Wir kehren zurück für Lunch, Schule und Würfelspiel und fahren dann nochmals los. Im warmen Abendlicht beobachten wir Flusspferde, Krokodile und je eine Herde Elefanten und Büffel beim Trinken und Baden. Zum Znacht zelebrieren wir wieder die Camperküche: Steaks, Maiskolben und später Marshmallows vom Feuer, Reis vom Kocher. D ist wieder wohlauf.

23.5.
Die Affen haben sich einen anderen Schlafbaum gesucht und unsere Nachtruhe bleibt ungestört. Wir fahren heute zum Linyanti-Camp weiter westlich im Chobe-Park. Ein Stück des Weges führt ausserhalb des Parks durch, eine schöne neue Teerstrasse bringt uns durch Dörfer mit gemauerten Häusern. Der Unterschied zu Namibia ist offensichtlich. Wir halten bei einem „General Dealer“ und inspizieren das Warenangebot, das allerdings recht dürftig ist, letztlich erstehen wir nur ein paar Lollies. Uns ist abenteuerlich zu Mute und wir nehmen eine Abkürzung, die direkt zum Gate führt. Plötzlich hört die Strasse auf und wird zum Staubtrack. Rechts und links noch ein paar Maisfelder, bald nur noch Sträucher, Bäume und Gras, wir sehen lange Zeit weder Menschen noch Tiere. Nur dank des Navis bleiben wir auf dieser Route, der Strassenbelag wechselt zwischen tiefem Sand und sehr tiefem Sand, bisweilen fühlt es sich an als ob man ein Schiff steuern würde. Zum Glück haben wir so ein braves Auto! Nur wenige Meter rechts von uns wäre der Fluss, doch wir sehen ihn nicht durch das Dickicht hindurch. Schliesslich erreichen wir das Camp und sind entzückt: es liegt wieder direkt am Fluss, Hippos räkeln sich im Wasser und brüllen sich gegenseitig zu. Wenige Meter von uns staken Klaffschnabel, grosse schwarze Wasservögel mit zangenförmigem Schnabel, durch die Seerosen. Wir kochen und essen wieder einmal bei Tageslicht, es gibt Wurst, Kartoffeln und Schoggibananen.

24.5.
Wir mussten die Personenaufteilung in den Zelten ändern, die Mädchen haben sich ab der nächtlichen Geräusche gefürchtet. Das laute Brüllen und Knurren der Flusspferde tönt aber wirklich angsteinflössend. Unsere Morgensafari führt uns dem Fluss entlang, der Weg ist ganz schmal. Mehrmals sind wir von Elefanten umgeben, doch die ignorieren uns. Lange beobachten wir eine Gruppe Flusspferde, deren Aktivitäten sich allerdings aufs ab- und auftauchen beschränken, gelegentlich schnaubt oder brüllt eines. Ein Elefantenbulle überquert den Fluss gleich daneben, ein Seidenreiher reitet auf seinem Rücken. Im Camp dann wieder Siesta und Schule. D hat sämtliche seiner mitgebrachten Bücher bereits gelesen (ca 4000 Seiten, hat er ausgerechnet, jetzt liest er den Reiseführer), die Mädchen hingegen müssen zum Lesen genötigt werden. Sie leben ihren Bewegungsdrang im beschränkten Rahmen des Camps aus, für Spaziergänge ist es zu gefährlich. Für A's Geschmack hat es hier eindeutig zu viele Tiere! Auf der Abendfahrt sehen wir dann nochmals Flusspferde, ein paar Elefanten und Impalas, den Kindern verleidet's bald und wir kehren um. Abends schleicht etwas Grosses um unser Lager herum, es knackt und raschelt im Gebüsch.

25.5.
Wir fahren nach Savuti, die Fahrt ist nicht sehr lang und wir sind bereits zum Lunch dort. Unterwegs sehen wir ein paar Elefanten, Giraffen und Impalas, uns fehlen immer noch Hyänen und Leoparde. Beim Camp heisst es, dass ebendiese nachts herumschleichen und man deshalb nur mit dem Auto zum WC fahren soll... Unser Platz ist nicht ganz so idyllisch wie in den vorangehenden Camps und es hat auch wesentlich mehr Leute. Nach Siesta und Schule fahren wir wieder los für die Abendsafari. Die Kids sind des Autofahrens langsam etwas müde, aber dafür sind wir halt nun mal da. Wir umrunden den „Leopard-Rock“ in der Hoffnung einen solchen zu erspähen, leider erfolglos. Dafür amüsieren wir uns köstlich am possierlichen Gehabe einer Kolonie von Zebra-Mangusten, einer Marderart. Einmal mehr können wir uns an der Landschaft im schönen Abendlicht kaum sattsehen. Es ist hier wieder trockener, Savanne und einzelne Akazien überwiegen. Als wir beim Vorlesen am Lagerfeuer sitzen knackt es im Gebüsch: ein Elefant schreitet gemächlich keine drei Meter von uns vorüber. Ich werde wohl auch diese Nacht im „Frauenzelt“ verbringen.

26.5.
Beim Zmorge kommt ein Ranger vorbei und fragt nach unserem Wohlergehen und nächtlichen Besuchern. Beim Nachbarzelt haben sie tatsächlich eine Hyäne gesehen. Auch heute morgen machen wir uns auf den obligaten Game-Drive. Wir sehen sogar zwei neue Tiere: eine ca. drei Meter lange, braun-gemusterte Schlange und eine Pferdantilope. Auch heute finden wir keine Leoparde beim Rock. Nach dem Mittag würfeln wir, weil es fürs Kartenspiel zu stark windet. Im Moment ist bei den Kindern „Meiern“ in. Für die Abendfahrt hat sich M eine Route mit Flussdurchquerung ausgesucht. Ich traue der Furt nicht und möchte lieber umkehren, werde aber überstimmt. Wir bleiben denn auch tatsächlich nicht stecken.

27.5.
Obwohl ich sonst nachts nie pinkeln muss: ausgerechnet hier natürlich schon. Weil ich ja nicht mitsamt den Dachzelten zum WC fahren kann kauere ich halt schnell hinters Auto. Als ich mit der Taschenlampe um mich leuchte, blitzen vor mir zwei Augenpaare auf...
Fahrt zum Khwai-Camp im Moremi Park. Sandpiste durch herbstlichen Busch, Tiere sehen wir nur vereinzelt. Im Camp dort müssen wir noch die Kurtaxe bezahlen, die seit diesem Monat erhoben wird und die deshalb bei unserer Vorausbezahlung nicht inbegriffen war. Unser Argument, wir hätten sie in den anderen Parks auch nicht nachbezahlen müssen wird nicht akzeptiert, der Ranger ruft sogar die Parkzentrale in Maun an und überlässt es der Chefin, mir den Sachverhalt zu erklären. Henusode. Dass Botswana ein teures Pflaster ist, wussten wir ja. Moremi ist ziemlich abgelegen und deshalb nicht so stark frequentiert, die wenig befahrenen Tracks durch den Park sind deshalb teilweise überwachsen und fast nicht erkennbar. Mehrmals auf unserer Abendfahrt stehen wir plötzlich vor unüberwindlichen Hindernissen oder sumpfigen Löchern – hier wird mein Durchfahrts-Veto erhört – und wir müssen umkehren. Giraffen, Elefanten, Impalas grasen friedlich, eine grosse Gruppe Hippos rennt vor uns aus dem Gebüsch und verschwindet im Fluss. Nach dem Znacht – das Fleisch ist uns mittlerweile ausgegangen und wir backen nur noch Gemüse und Brot auf der Glut – rennen die Kinder auf der Lichtung unseres Lagers herum. Es fehlt ihnen eindeutig an Bewegungsmöglichkeiten. Als es dunkel ist kracht wieder ein Elefant ums Lager. Wir sind hier die einzigen, hoffentlich steht ihm unser Auto nicht im Weg!

28.5.
Die Kinder sind nicht mehr so motiviert für die Gamedrives, müssen aber wohl oder übel mit. Zu unserem Bedauern sind die Tiere gut versteckt, nur ab und zu entdecken wir einen Elefanten, eine Giraffe, ein Impala. Beim „Hippo Pool“ gibt's eine Aussichtsplattform auf den See, man sieht ein paar Flusspferde-Rücken in der Sonne glänzen. Es hat auch eine Toilette, aber ein handgeschriebenes Schild am Baum davor warnt: Black Mamba in toilet, 26.5. Auf dem Rückweg sehen wir doch noch drei neue Tiere, eine braune Kuhantilope, Litschi-Moorantilopen und einen Sattelstorch. Wir machen etwas länger Siesta und ausgiebig Schule, dann versuchen M und ich nochmals unser Glück, die Kinder bleiben im Lager und spielen, auf die Gefahr hin, etwas super-spezielles zu verpassen. Und tatsächlich: wir sehen eine Löwin, die ein erlegtes Impala durchs hohe Gras schleift, begleitet von einer Schar aufgeregt flatternder Geier. So fies, sagen die Kinder. Sie brauchen lange, bis sie einschlafen, immer wieder kommen sie sich gegenseitig in die Quere und der Lärm des Generators aus dem Ranger-Camp nervt sie.

29.5.
Während des Zusammenpackens überlistet uns mal wieder ein Affe, er stiehlt uns eines der zwei letzten, sorgsam rationierten Rüebli. Grrrr. Auf dem Weg zum nächsten Camp mit dem zungenbrecherischen Namen Xakanaxa stoppen wir nochmals beim Hippo Pool, heute morgen stehen etwa 20 Flusspferde am Ufer und grasen. So gut haben wir sie noch nie beobachten können. Die Strasse wird schlechter, wir hätten nicht gedacht, dass das überhaupt noch möglich ist. Mehrmals durchqueren wir Furten, schleichen über Felsbrocken, spulen durch Sandwannen. Wir sehen einen Buschbock, mit seinen weissen Punkten eine besonders hübsche Antilopenart, ansonsten nichts neues. Wir sind irgendwie alle hässig: immer nur schlafen, essen und im Auto sitzen, wie E sagt, wird uns langsam langweilig. Statt der Abendsafari buchen wir eine Bootsfahrt, die friedliche Stimmung auf dem schilfgesäumten Fluss besänftigt unsere Gemüter.

30.5.
Wir hoffen, bei Sonnenaufgang vielleicht mehr Tiere zu sehen und brechen deshalb ganz früh auf. Die Hoffnung erfüllt sich nicht, ein einziger Elefant erbarmt sich unser, ein paar Wasservögel sitzen an den Sumpflöchern. Die Tracks sind meist kaum erkennbar, einmal mehr sind wir froh um unser Navi – obschon auch viele der darauf verzeichneten Wege nicht (mehr) existieren. Aber Action kriegen wir auch ohne Tiere: mal bleiben wir im Morast stecken, mal dringt Flusswasser zur Türe herein, mal rammen wir einen Baumstrunk im Schilf. Das schöne, neue Auto... Für die Abendfahrt wünsche ich mir eine weniger spektakuläre Route und wir fahren nur zu einem weiteren Hippo-Pool. Dort beobachten wir genüsslich die trägen Riesen und sehen auch noch neue Wasservögel: Glanzibis und Hammerkopf-Enten. Auf der Rückfahrt konzentrieren wir uns auf die Bäume, wir möchten doch noch einen Leopard sehen, bevor wir den Park endgültig verlassen!

31.1.
Die Fahrt zur „third bridge“ und weiter zum Ausgang des Parks ist abwechslungsreich: mal führt der Weg durch Wald mit Zebras, Kudus, Affen und Elefanten, mal entlang von Tümpeln mit Flusspferden und Vögeln, dann wieder durch Steppengebiet mit Giraffen und Gnus. Highlight ist ein Adler, den wir beim Trinken beobachten können. Beim Parkgate wird nach Frischfleisch und Früchten gefragt, es darf nichts ausgeführt werden. Keine Angst - wir haben all unsere Vorräte rübis und stübis vertilgt. Plötzlich tauchen vereinzelte Hütten auf, dann kommen wir auf eine Teerstrasse, Maisfelder und Gärten säumen die Strasse: wir sind zurück in der Zivilisation! In Maun suchen wir uns auf ausdrücklichen Wunsch der Kinder einen Campingplatz mit Pool und Restaurant. Beides nützen wir ausgiebig, wie auch das gratis Internet.


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Photos: 25, Displayed: 25


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1st June 2012
Prinzip Hoffnung

o meingott
sälüüle zämä ws iisch de mi t däm outo pasiert u z ännäli hockt dine fröhläch u winkt hahah so isch si haut mau u so kenä iq sä ou vermisä näch scho sitärä ewigkeit tschau tschau grüse us jegis vo aune
1st June 2012

schöne Bilder
Hallo zäme, mit Spannung habe ich den neuen Blog erwartet, ihr habt ja wieder Sachen erlebt. Die Photos sind einfach auch wunderbar. Wer hat das Bild mit dem Auto halb im Wasser aufgenommen? Wer hat es sich gewagt durch das Wasser zu gehen und auf der anderen Seite ein Photo zu schiessen? Ich habe den Eindruck, dass man als Tourist ausgenommen wird in Botswana, jedesmal nehmen sie euch das Fleisch, Früchte und Gemüse ab und verlangen auch noch saftige Eintrittspreise. Aber wie es tönt, machen es die Landschaft und die Tiere wieder wett. Hier war heute Bandauftritt im KGH, Ricarda musste singen mit ihrer Band. Henk und ich hatten Kegelabend mit seinen Kollegen. Sereina zählt die Tage bis zu den Sommerferien.... du weisst warum! Euch weiterhin schöne Reise. Gruss Barbara
3rd June 2012

Wie immer interessant und atemberaubend! Ich wusste nicht, dass die Elefanten so frei und nah herumlaufen. Ich habe gemeint, man müsse ordentlichen Abstand halten... Ich freue mich auf den nächsten travelblog! Euch alles Gute unterwegs! Bei uns sind starke Regenfälle angemeldet. Seit dem Hochwasser vor sieben Jahren nehmen wir diese Ankündigung nicht mehr so gelassen. Gute Weiterreise! Herzlich Marianne PS: Dass du all die Tiernamen noch weisst, Sarah!
10th June 2012

so spannend!
hallo dir abentüürer, i lise öji brichte geng mit viu spannig u wünschti, es hätti no viu meh föteli - richtigi biuderbuechföteli heit dir gmacht! i wär o gärn derbi (-: hie isch äperizit, u z wätter abwächsligswiis sehr warm u de wider chaut, wi itz grad. häbet sorg zu nech. i wünsche öich no vili witeri spannendi u unvergässlechi täg in madagaskar. liebi grüess vor doro

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