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8.5. Weil der Pneuflicker erst ab neun Uhr arbeitet verbringen wir den Vormittag mit Schule und Pool und fahren los, als der Reifen wieder dicht und aufgepumpt ist. Heute wollen wir nach Ongongo, „Campground an Wasserfall“. Die Fahrt führt uns vorbei an karger, steiniger Steppe mit einzelnen Büschen, kleinen Dörfern wo Frauen und nackte Kinder vor den Hütten hocken, Ziegenherden mit jungen Hirten, die grosse Bündel auf dem Kopf tragen. Auch Kudus, Springböcke und Zebras sehen wir. Schliesslich biegen wir von der Schotterpiste auf eine Staubstrasse, die sich bald in einen felsigen Weg wandelt. „Serious 4WD necessary“ heisst es auf dem Navi, und nur weil dieses standhaft auf dieser Route beharrt fahren wir überhaupt weiter. Unvermittelt taucht die Strasse ab in einen Canyon. Uns bleibt der Mund offen: ein kleines Flüsschen, Schilf, saftiges Gras. Zuhinterst im Tal dann der Campingplatz, es steht nur ein einziges anderes Auto da. Ein schmaler Pfad führt tatsächlich zu einem Wasserfall mit natürlichem Pool. Die Kids jubeln und springen sofort rein – und kommen geschlagene vier Stunden nicht mehr raus. Es reicht ausnahmsweise mal fürs Znacht bei Tageslicht, zum Glück, denn kaum ist es dunkel werden wir von Insekten umschwärmt. Es sind nicht Moskitos, sondern winzige
Käfer und Mücken und gruslige grosse Brummer. Die Kinder flüchten ins Zelt, D liest den Mädchen „Jaromir im Mittelalter“ vor. M und ich sprayen uns ein und legen grüne Mopanezweige auf die Glut, wie wir es im „Living Museum“ gelernt haben. Noch lange sitzen wir im Dunkeln, über uns ein unglaublich intensiver Sternenhimmel, rundherum lautes Grillenzirpen und Fröschequaken. Welch ein Friede.
9.5. Wir brechen früh auf, einmal mehr heisst es: „Adieu, du schöner Platz“. Bei einem Zwischenhalt im „Supermarket“ - einer halbleeren Lagerhalle – in Sesfontein finden wir zwar Teigwaren und Kaffee, aber weder Brot noch Früchte oder Gemüse. Wir werden unsere Vorräte aus Swakopmund gut einteilen müssen. Nun steht unser erster richtige 4WD-Trail bevor, wir fahren auf Umwegen nach Puros. Der Weg folgt einfach dem ausgetrockneten Flussbett durch ein schmales Tal, Heimat von Elefanten und Löwen. Leider haben wir kein Glück, wir sehen kein einziges dieser Tiere. Dafür „das übliche“ plus Giraffen. Beim Mittagshalt hören wir plötzlich Gelächter, ein Dutzend Kinder mit Eseln kommen zwischen den Büschen hervor, umringen uns, lachen. Sie sind begeistert von unseren Kindern, wollen mit ihnen fotografiert werden. Sie fragen nach Sweets und Wasser. Ersteres haben wir nicht, letzteres eigentlich nicht im Übermass, aber
wir geben ihnen einen angebrochenen 5l-Kanister, den sie sogleich unter sich aufteilen. Den Campground in Puros erreichen wir gleichzeitig mit einer grösseren Karawane Südafrikaner. Da sie sämtliche Plätze belegen erhalten wir eines der Bungalows. D.h. wir campen davor und dürfen das Bad benutzen. Gegen Abend fahren wir mit einem Guide in ein benachbartes Himba-Dorf. Momentan leben dort nur Frauen und Kinder, die Männer sind wegen der Dürre – es hat in der vergangenen Regenzeit nicht geregnet – mit den Rindern weitergezogen. Die Himba-Frauen schmieren sich am ganzen Körper mit einer Mischung aus Butterfett, Ocker und Kräutern ein und tragen einen Kopfschmuck aus Ziegenfell. Die Hütten haben die Form von Iglus, sie bestehen aus einem Gerippe aus Ästen, bestrichen mit mehreren Schichten aus Kuhdung und Erde. Rund um das Dorf steht ein mächtiger Zaun, zum Schutz vor wilden Tieren. Wie schon bei den Damara haben wir auch hier erst wieder ein etwas ungutes Gefühl: wir kommen und gaffen. Man versichert uns aber immer wieder wir seien willkommen, sie seien stolz, uns ihre Kultur zu zeigen und wir sollten nur fotografieren so viel wir möchten. Unser Guide ist selber auch Himba und erzählt uns viel Interessantes über Gesellschaft und Sitten seines Volkes.
10.5. Wir brechen früh auf, wir haben eine lange Etappe vor uns: wir wollen zuhinterst ins Marienflusstal ganz im Norden, an den Kunene, Grenzfluss zu Angola. Neun Stunden sind wir unterwegs, zwischen Schritttempo und maximal 40km/h. Zwischen sandigem Flussbett und holperigem Geröll. Zwischen karger Steppe und grünen Büschen. Zwischen weiten Ebenen und steilen Bergen. Zwischen Elefanten und Rhinos, so hatten wir gehofft, doch leider haben wir auch hier kein Glück. Doch die Fairy-Circles, die sehen wir: kreisrunde kahle Stellen in der Steppe, mit 2-5m Durchmesser, verursacht von Termiten, die ca 7m unter der Erde leben und die Pflanzenwurzeln fressen. Es sieht aus wie Kornkreise. Durchgeschüttelt und nahe am Garpunkt erreichen wir gerade noch bei Tageslicht das Camp. Es sind sonst keine Gäste da. Nach dieser anstrengenden Fahrt erstaunt uns das nicht weiter. Der Kunene führt viel Wasser, wir fragen, ob wir baden dürfen? Die Antwort: NO WAY! CROCODILES! Eine kalte Dusche tut's auch.
11.5. Heute ist Pause. Weil in unserem Buch steht es gebe Badestellen im Fluss, und weil es schon morgens um neun weit über 30Grad ist, und weil unsere Kinder darauf drängen, fahren wir ein Stück dem Kunene entlang auf der Suche nach einem krokodilsicheren Becken.
Nach ein paar km sehen wir plötzlich Gebäude: ein nigelnagelneuer Luxus-Lodge, wunderbar gelegen etwas oberhalb des Flusses, mit traumhafter Aussicht. Und einem stahlblauen Pool. Der Hotelmanager, ein Südafrikaner, bergrüsst uns persönlich und lädt die Kinder zum Baden ein. Seine eigenen Kinder haben Schulferien und sind zu Besuch, so planschen sie zu fünft. Der Fluss sei absolut tabu, sagt er, nicht mal die Einheimischen würden baden. Es wimmle nur so von grossen Nilkrokodilen. Die wenigen Gäste, die da sind im Moment, haben sich natürlich die Holperfahrt hierhin nicht angetan, sondern sind hergeflogen.
Den Nachmittag verbringen wir mit spielen, schreiben, lesen, lernen. Bei der abendlichen kalten Dusche schreit M plötzlich auf: ein Skorpion hat ihn in den Fuss gestochen! Wir fotografieren ihn vorsichtshalber, er ist ca 10cm lang und gelb. Der Fuss wird taub.
12.5. Ich habe schlecht geschlafen, ich musste immer kontrollieren, ob M noch atmet... Heute steht wieder eine lange Fahrt an. Die ersten drei Stunden fahren wir zurück wo wir gekommen sind, dann biegen wir nach Osten ab. Der Trail ist teilweise gerade noch befahrbar, im Buch heisst es es komme ca. ein Fahrzeug pro Woche hier durch. Plötzlich der Schock: die Benzinlampe leuchtet auf! Das ist nicht
möglich, heute morgen war der 2. Tank noch gut halb voll. Haben wir ein Leck? Wir finden nichts, es tropft nicht. Es bleibt uns nichts anderes übrig als weiterzufahren. Und siehe da: der Zeiger bewegt sich, kurze Zeit später ist wieder halb voll. Die Schüttelei hat wohl sogar die Technik verwirrt. Ab und zu fahren wir an einem Dorf vorbei, einer Ziegenherde. Nach knapp neun Stunden erreichen wir Etanga, doch das Community Camp dort ist nicht mehr in Betrieb. So fahren wir noch ein paar km und campen im Busch.
13.5. Wir sitzen beim Frühstück, da tauchen zwei Männer auf Eseln auf. Sie steigen ab, reden auf uns ein, lachen, gestikulieren, deuten auf ihre Pfeifen. Nein, wir haben leider keinen Tabak. Sie deuten auf ihre Bäuche. Wir geben ihnen unser letztes Brot, die letzte Frucht, das letzte Pack Güetzi. Sie essen andächtig und schauen uns fasziniert zu, wie wir die Zelte zusammenpacken. Die Strasse von Etanga nach Opuwo ist in tadellosem Zustand, eine gute Schotterpiste oder Pad, wie solche Strassen hier heissen. Die Gegend ist dichter besiedelt, oft rennen Kinder zur Strasse, strecken ihre Hände aus. Wir haben wirklich nichts mehr! Wir laden wieder eine Autostopperin auf, eine Himbafrau
in Vollmontur. In Opuwo gibt's einen richtigen Supermarkt. Wir toben uns aus und kaufen auch Biscuits und Orangen zum Verteilen. Auf dem Parkplatz werden wir umringt, alle wollen uns Schmuck verkaufen und uns in ihr Dorf führen. Schliesslich gehen wir mit Moses in sein Herero-Dorf. Herero sind „zivilisierte“ Himbas, sie haben etliches vom westlichen Lebensstil der Missionare übernommen, so auch die Kleider der Frauen. Aus 12m Stoff nähen sie weite Röcke und einen breiten Hut. Die Mädchen und ich werden eingekleidet. Unterwegs nach Kamanjab passieren wir einen Veterinär-Kontrollposten und müssen unser ganzes soeben gekauftes Fleisch abgeben... Wir campieren bei Tina und Rolf, einem älteren deutschen Ehepaar, und ihren beiden kugelrunden Jack Russel Terriers. Wir sind wieder die einzigen Gäste.
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seline
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Schönster Pool Namibias
Hallo zämä, Ig ha z'föteli vom schönschtä pool z'namibia gseh. Ig möcht o einisch dört gah badä. z' wasser isch sicher mega warm und agnähm. ä gueti zitt z'afrika u ä liebe gruess usem chaute jegistorf Seline