Tunis 1


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Africa » Tunisia » Tunis
April 5th 2013
Published: April 16th 2013
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Die Unterkunft




Endlich wurden wir (diesmal durch einen offiziellen Fußgängerausgang) aus der Fähre ans Festland entlassen. Fester afrikanischer Boden unter unseren Füßen. In der Empfangshalle ging es gemächlich zu und wir standen vor unserer nächsten Herausforderung. Wir hatten von einer tunesischen Couchsurferin eine knappe Zusage ohne Adresse aber mit Telefonnummer bekommen. Auf SMS und Anrufversuch vom Schiff hatte sie aber nicht reagiert. Da standen wir nun mit unserem ganzen Gepäck auf dem Rücken und beschlossen, die Jugendherberge im Zentrum von Tunis anzusteuern. Den Taxifahrern winkten wir ab und ließen uns durch unterschiedlichste Angaben zum letztendlich doch nicht so nahen kleinen Bahnhof von La Goulette leiten. Neugierige Blicke waren den beiden großen weißen Backpackern sicher. Als wir dann im Zug waren kam ein magischer Anruf unserer Couchsurferin. Ungefähr gleichzeitig fing Viktor an, panisch nach seinem Geldbeutel zu suchen. Der Mann am Fahrkartenschalter hatte uns wenige Minuten zuvor noch vor Taschendieben gewarnt. Während ich mich, einmal an der Endstation angekommen, mit unserer Gastgeberin über ihre Adresse verständigte, war sich Viktor inzwischen sicher: Der Geldbeutel war ganz klassisch an einem Zwischenhalt durch leichtes Rempeln aus seiner Tasche befreit worden. Zum Glück waren alle wichtigen Papiere und der Großteil des Geldes schon anderweitig
verstaut. Dann hätten wir diese Erfahrung also gleich als allererstes abgehakt.

Herausforderung Nummer zwei war, ein Taxi zu finden. Leere Taxis gab es zur Genüge, aber die Fahrer gaben alle an, die Adresse nicht zu kennen. Einer behauptete, es sei gleich um die Ecke und wir könnten laufen. Die Dame in der Touristeninformation zeigte uns auf einem Plan, dass wir weit nach Norden in die neueren Außenbezirke müssen. Nach anfänglicher Ablehnung erbarmte sich schließlich ein Fahrer und brachte uns mitsamt Rucksäcken nach El Menzah 5 (eine Adresse, die wir inzwischen mit der nötigen Übung ohne Probleme per Taxi erreichen). Ganz nebenbei wurden wir in die recht anarchische Fahrweise der Hauptstädter eingeführt.

Die freundliche Tunesierin erwartete uns sehnsüchtig, weil sie eigentlich längst zur Arbeit aufbrechen musste. So bekamen wir schnell ein eigenes Zimmer mit Doppelbett zugewiesen und einen Schlüssel in die Hand gedrückt, ein paar einleitende Worte und wurden dann in der großen, schnieken Wohnung alleine gelassen. Wir freuten uns unbändig über etwas Ruhe, ein sauberes Badezimmer und ein Bett zum Ausruhen!


Stadterkundung



Nach ausgiebiger Erholung und einer erfrischenden Dusche trauten wir uns wieder in die Außenwelt. Zunächst suchten wir in der näheren Umgebung einen Pizzaservice
auf, der unseren Hunger stillte und bei dem wir gemütlich draußen das Straßenleben betrachten konnten. Dabei wurde uns klar, dass wir wohl in einem eher wohlhabenden Viertel von Tunis einquartiert waren. Überall Boutiquen und schicke Autos!

Anschließend ging's mit dem Taxi zurück ins Zentrum, wo wir uns in der belebten Avenue Habib Bourguiba unter flanierenden Haupstädtern fast in Paris wähnten. Um uns vom französischen Kolonialstil hin zur ursprünglichen tunesischen Stadtmitte zu bewegen, suchten wir die Medina auf.

Die verwinkelten Gässchen sind auf den Hauptachsen von Souvernirläden gesäumt, doch es ging erstaunlich beschaulich und wenig touristisch zu. Wir versuchten trotzdem so selten wie möglich anzuhalten, um nicht in Verkaufsgespräche verwickelt zu werden und bewunderten die verschiedenen Stände lieber aus dem Augenwinkel. Auf eine nähere Besichtigung der zentralen Moschee verzichteten wir ebenfalls, weil uns gleich mehrere Personen ungewollt mit Informationen versorgen wollten. Stattdessen ließen wir uns von einem freundlichen Konditor ein paar landestypische, in Feigenmarmelade und Zuckersirup getränkte Gebäckstücke schenken. Völlig unbeeindruckt von dieser Kostprobe erstanden wir sogleich aus gänzlich eigenem Willen eine große Portion für die nächsten Tage. Derart ausgestattet verdrückten wir uns in ein verstecktes Cafe mitten in der Medina und betrachteten von dort aus in Ruhe das
geschäftige Treiben. Dabei ging uns auf, dass Touristen nicht immer weiß und blond sein müssen, sondern es auch viel arabischen Tourismus gibt, der für uns nicht immer sofort als solcher erkennbar ist.

Anschließend wollten wir einen Blick in die verwinkelten Nebengassen werfen, wo viele Geschäfte schon die Rollläden runter ließen und Kinder und Katzen umherstreunten. Doch wir wurden bald von einem besorgten Einheimischen verscheucht und verließen brav die abendliche Medina, um uns von einem Taxi in unser schickes Viertel zum Einkaufszentrum kutschieren zu lassen. Neben Brot, Käse und Datteln für's Abendessen erstanden wir auch ein paar Stoffschuhe für mich (Julika), weil die schlappigen Flip-Flops als Alternative zu den schweren Wanderstiefeln für die Hauptstadt doch nicht geeignet erschienen. Der Verkäufer freute sich über ein paar arabische Worte, was er durch zwei kleine FC-Barcelona-Schlüsselanhänger zum Ausdruck brachte, die nun unser Reisegepäck bereichern.


Das neue Tunesien



Wieder „zu Hause“ tranken wir Tee mit unserer Gastgeberin und mümmelten Brot, Käse und Datteln. Dazu gab es das erste ausführliche Gespräch zur Lage der Nation. Zusammengefasst: Nichts hat sich wirklich verändert. Die Sicherheitslage ist etwas schlechter geworden. Die Regierung könnte ohne Probleme etwas gegen die Islamisten unternehmen, hält aber den Mythos der
salafistischen Gefahr absichtlich aufrecht, um die Bevölkerung in Schach zu halten. Angeblich wurden Stimmen gekauft und Frauen dafür bezahlt, dass sie sich verschleiern. Die tunesische Frau (die mit und die ohne Kopftuch) ist stark und wird sich niemals unterdrücken lassen.

Angereichert mit Eindrücken und Denkstoff gingen wir nach einem langen ersten Tag endlich schlafen.

Julika und Viktor

PS: Fotos folgen noch...


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