Verschiedene Geschichten II


Advertisement
South Sudan's flag
Africa » South Sudan
August 4th 2010
Published: August 5th 2010
Edit Blog Post

Nachdem der letzte Blog jetzt sooo gut angekommen ist, bin ich natürlich ganz motiviert noch mehr zu schreiben! Also:

Tagesablauf

Hm, der ist natürlich sehr verschieden, da es drauf ankommt, ob ich an dem Tag ins Feld fahre, also zu meinen Frauengruppen, oder im Office arbeite. Gewöhnlich stehe ich etwa um 7 bis halb acht auf. Kommt drauf an, ob ich an dem Tag in die Messe gehe oder nicht, bzw. ob ich den Schweinehund bezwingen kann oder nicht ;-) Dann gehe ich in mein „Bad“. Das Bad besteht aus einem kahlen Raum mit 2 großen Jerrycans, die aus unseren Regenwasserreservoirs befüllt werden und mit denen ich mir deshalb nicht die Zähne putzen kann. Dazu gibt’s dann noch ne Trinkwasserflasche. Duschen funktioniert dann so, dass man sich in eine Plastikwaschschüssel stellt und sich mit Wasser übergießt. Klingt schlimmer als es ist, nur hat man nach einer gewissen Zeit nicht mehr das Gefühl richtig sauber zu werden und dann hilft nur noch meine Wurzelbürste! Wenn ich dann am Ende krebsrot bin, fühl ich mich auch wieder sauber!

Während der ganzen Prozedur tanzt außerdem Paco um mich rum, die froh ist, nachdem sie schon um 5 Uhr früh vergeblich versucht hat mich zum Spielen zu bewegen, dass endlich endlich ihr Mensch sich erbarmt sich zu erheben. Natürlich schläft sie nicht in meinem Zimmer, aber ihr Miauen und ihr gegen die Tür rumsen ist laut genug jeden aus dem Bett zu schmeißen! Ich weigere mich aber strikt ihr bis 7 Uhr zu antworten und hoffe, dass die von Meister-Tier-Erziehern gegebene Regel, dass Ignorieren die beste Art ist ein Tier von Aufmerksamkeitsheische abzubringen, irgendwann mal anschlägt…

Dann frühstücke ich. Meist matschiges Weißbrot mit Erdnussbutter und Marmelade. Bäääääääääh! Es lebe das deutsche Brot und sein Aufschnitt!!!!!!!!!
Dazu gibt’s ganz normalen schwarzen Tee.

Um 8.30 Uhr fahre ich dann entweder raus ins Feld oder gehe ins Office. Wenn ich ins Feld fahre, dann kommt Hakim oder Kafupi (Hakim = Arzt, Kafupi = kleiner Mann, aber zu den Namen und ihren Übersetzungen schreibe ich später noch) mit, unsere Fahrer und sehr nette Kerle!

Wenn ich im Office bleibe, dann setze ich mich an meinen Schreibtisch, der im main office steht und in dem noch 7-8 andere von uns arbeiten. Dann arbeite ich meist an meinen workshops (zur Zeit zum Beispiel am catechist workshop. Themen sind: liturgical year, short history of the catholic church, etc.) und ärgere mich mit dem Internet herum, was leider viel zu selten richtig funktioniert - grrrrrrrrrrrrrrr! Diejenigen, die gelegentlich versuchen mit mir zu skypen wissen wovon ich spreche!

Mittagspause ist von 1 Uhr bis 2, wie in jedem Büro und dann geht’s noch mal weiter bis um 5. Das angenehme ist ja, dass wir 2 Köchinnen haben! Echt purer Luxus, aber anders wäre es gar nicht möglich, da ja auch unsere guards, die unseren Wohncompound und auch unseren Officecompound bewachen, essen müssen. Außerdem natürlich unsere Fahrer und auch die Sekretärin. Die anderen fahren nach Hause.
Das Essen ist sehr gut, nur etwas eintönig. Fast jeden Tag Fleisch, was für dieses Land der pure Luxus ist und was ich deshalb zu jeden 2. Tag ändern wollte. Man, war da was los! Also blieb alles wie es war. Dazu gibt es Ugali, ein Brei aus Kassavamehl oder Maismehl mit Wasser. Kein Salz, kein Pfeffer oder irgendeine Würze, es schmeckt wirklich einfach wie Pappe, aber ist natürlich sehr nahrhaft und deswegen sehr beliebt. Ich hasse es, aber zum Glück gibt’s auch immer Reis! Und dann gibt’s immer noch irgendwas Grünes oder Salat aus Tomaten, Auberginen, Gurken oder so was - mmmmmmh! Außerdem ist die Qualität und die Sauberkeit supergut! Bis jetzt hat noch keiner von uns irgendwas gehabt!!!

Und das ist der Tagesablauf. Nicht so spannend zugegeben, aber auch nach dem wurde ich immer wieder gefragt.

Ein kurzes Wort noch zu den Wächtern.
Ja, wir werden wirklich Tag und Nacht bewacht, nicht so sehr weil wir einen Ausbruch von echter Gewalt gegen uns befürchten, aber weil wir für hiesige Verhältnisse eben echte Luxusartikel beherbergen, wie Computer, Fernseher, Autos, etc. Deswegen sind guards leider unverzichtbar.
Aber das Coole ist, dass sie keine Gewehre haben, sondern uns mit Pfeil und Bogen verteidigen. Und deren Angriff würde ich nicht provozieren! Sie sind krass zielsicher, ihre Pfeile haben eine enorme Durchschlagskraft und die Pfeile haben fiese Widerhaken und kommen auch noch lautlos! Aua, aua, aua!!

Namen

Wie schon angekündigt wollte ich was zu den sudanesischen Namen sagen. Die sind wirklich sehr interessant, da ihre Übersetzungen etwas zu den Situationen sagen in denen die Kinder geboren wurden und werden. Nun ratet mal, wie die Übersetzungen der Namen der Kinder lauten, die im Krieg geboren wurden!
Sehr beliebt in dieser Generation ist der Name „Taban“ der „schlechte Zeit, schlechte Umstände“ oder schlicht „Unglück“ bedeutet. Auch „Maneno“ „Probleme“ spricht für sich selbst. „Kasara“ „Verlust“, sowieso. Und die Liste lässt sich so immer weiter führen. Nun stellt Euch mal vor, Euer Leben lang mit so einem Namen herumzulaufen!

Menschen und Hygiene und so

Nun schreibe ich so oft über schwierige Umstände, Kindersterblichkeit, fehlende Hygiene und so weiter. Dazu wollte ich noch mal was Erklärendes sagen, weil dadurch ein falscher Eindruck entstehen könnte. Es stimmt nämlich absolut nicht, dass die Menschen hier dreckig oder willentlich unhygienisch wären! Zum Beispiel wird sich vor jedem Essen reinlichst die Hände gewaschen und es ist geradezu peinlich, wenn unsereins dass bei einem öffentlichen Essen mal vergisst. Da habe ich schon manchen scheelen Blick geerntet und da hilft keine Erklärung, „dass ich meine Hände ja eben noch grade eben gewaschen hatte und in meiner Kultur essen wir ja außerdem mit Messer und Gabel und…! Nee, nee, Chance verpatzt!
Zum Glück hat man trotzdem immer einen „Fremdenbonus“ und die Gewohnheiten der seltsamen „Kawajas“, der „weißen Leute“ sind sowieso nicht zu verstehen!
Und wenn sie zur Kirche gehen sind auch die Ärmsten mit frisch gewaschenen und gebügelten Kleidern und geputzten Schuhen da! Selbst die Allerkleinsten, die während der Wochentage echte Dreckspatzen sind. Triefnase und klebrige Hände, alles dran!

Warum also Unhygiene? Größtenteils sind fehlende Traditionen, Unverständnis und Armut der Grund dafür. Zum Beispiel werden die Häuser bis heute meist aus Lehm mit einem Strohdach und ohne Fenster gebaut. So genannte Tukuls. Dadurch fehlt natürlich Licht und Belüftung, und Staub kommt sowieso überall durch. Ich habe versucht sie dazu anzuregen doch Fenster einzuziehen, da diese dunklen, dreckigen Hütten leider der ideale Nährboden für einige Krankheiten wie Tuberkulose sind. Aber dagegen führten sie leider auch einige triftige Gründe auf: Fenster sind teuer, Moskitos und andere ungebetene Gäste haben einfachen Zutritt und außerdem können böse Geister reinfliegen! Tja, was sagt oder macht man da?



Advertisement



10th August 2010

Deinen Blog lese ich gerne - sehr spannend. Halt uns weiterhin auf dem Laufenden. Alles Liebe from Börlin, Ilo

Tot: 0.081s; Tpl: 0.01s; cc: 5; qc: 56; dbt: 0.051s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1; ; mem: 1.2mb