Wandern in der Wildnis des Waterbergs


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Namibia's flag
Africa » Namibia » Waterberg
August 12th 2010
Published: August 26th 2010
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Es ist Mittwoch und wir machen uns auf den Weg zum Waterberg Plateau, einem riesigen "platten" Bergplateau im wasserreichen Hereroland im Nordosten des Landes.
Hier fand 1904 die entscheidende Schlacht im Herero-Aufstand gegen die deutschen Kolonialherren statt, in dessen Folge mehr als die Hälfte des Hererovolkes sein Leben ließ. Am zweiten Sonntag im August, also in wenigen Tagen, feiern die Herero traditionell mit einem fröhlichen Fest ihre Helden von damals, die die Schlacht und insbesondere die anschließende Flucht durch die wasserarme Wüste überlebten, und damit das Fortbestehen ihres Volkes gewährten.

Über Tsuneb und Otavi, einem winzigen Dorf, wo wir in einem Kaffeshop einen Guavensaft trinken und prompt einen namibischen Steuerfahnder kennenlernen, der in Frankfurt ausgebildet wurde und uns stolz alle deutschen Fussballnationalspieler von 1974 aufzählt, erreichen wir Otjiwarongo, die Provinzhauptstadt.
Hier treffen wir lustigerweise auf einem Parkplatz vor dem Supermarkt die Ketterers, die gestern schon am Waterberg waren und heute in Richtung Etendero zurückfahren.

Als wir kurz hinter Otjiwarongo wieder auf die Sandpad einbiegen empfängt uns faszinierender rostroter Sand. Am Horizont ist schon der Waterberg zu erkennen.
Nach weiteren 100 km Sandpiste geht es auf einem winzigen Sandweg bergauf, und wir sind sehr froh um unseren Leihwagen mit Vierradantrieb. Wir haben ihm inzwischen einen Namen gegeben da ich davon überzeugt bin, dass dies die persönliche Bindung zwischen Fahrzeug und Insassen verstärkt und das Auto sich deswegen größere Mühe geben wird, nicht im Nirgendwo in einem Schlag- oder Schlammloch stecken zu bleiben oder sonst irgendwie zu verrecken. Der Name unserer tapferen Blechkutsche lautet LOTTA und Lotta kann wirklich einiges ab.

Endlich in unserer Lodge angekommen, die von Schweizern geführt wird, werden wir von den Angestellten sogar auf deutsch begrüßt und begeben uns nach einer Runde Kaffee und Kuchen noch auf den ca. 2 km langen Wanderweg zur Quelle, die dem Waterberg ihren Namen gab.

Der Waterberg ist für Namibia unglaublich wasserreich und grün und zeigt uns wieder eine völlig andere Seite dieses vielseitigen Landes. Der Berg ist hufeisenförmig und unsere Lodge befindet sich in der Senke zwischen den Plateaus (Südseite), die fast vollständig mit grünen Bäumen bewachsen ist und uns nach der kargen Landschaft in der Etosha wie ein kleines Paradies vorkommt..

Nach dem Abendessen, welches hier an großen Tischen gemeinsam eingenommen wird nehmen wir noch einen Drink am flackernden Kamin, denn hier oben ist es empfindlich kalt.
Ein Gast erzählt dabei uns dass er gestern auf einer Wanderung zwei schwarze Mambas gesehen hat, was genau das war, was Mam und ich vor unserer morgigen geführten Wandertour nicht hören wollten.

Dennoch stehen wir Punkt Acht Uhr auf der Matte um mit Eben, unserem Herero-Führer, auf und über das Plateau zu wandern.
Wir sind insgesamt 4 1/2 Stunden unterwegs und lernen unterwegs nicht nur viel über Fauna und Flora -zum Beispiel, dass die hier auf dem Plateau lebenden Leoparden, Nashörner und Giraffen ursprünglich nicht hier heimisch waren sondern von der Regierung per Hubschrauber hier her gebracht wurden, nachdem das Plateau zum Naturschutzgebiet erklärt wurde- sondern auch über den Alltag eines schwarzen Namibiers und insbesondere über die Herero und ihre Kultur.

So lernen wir zum Beispiel dass seine Braut bei den Herero den Bräutigam 3 Kühe "kostet". Wir lernen außerdem, dass Eben, dessen Herero-Name so etwas wie "Überraschung" bedeutet, da er 6 Schwestern hat und sein Vater sich über den plötzlichen männlichen Nachwuchs wunderte, mit seinem Gehalt eine dreißigköpfige Familie unterstützt und dass Schulbildung in Namibia immernoch kostenpflichtig ist.
So kostet ein Schuljahr die Eltern eines Kindes von der ersten Klasse an 200 NamDollar (20 Euro), hinzu kommen Schuluniform und Material.
Muss das Kind in ein Internat da die nächste Schule zu weit weg ist, belaufen sich die Schulkosten auf bis zu 1800 NamDollar/Jahr -das Durchschnittseinkommen eines Farmarbeiters beträgt dabei nur um die 450 NamDollar im Monat!!
Und damit wird nicht einmal garantiert, dass das Kind in seiner eigene Sprache lernen kann.
Die einzelnen Stämme der Herero, Ovambo, San, Nama, Himba, Damara, Kavango und anderer sprechen alle ihre eigene Sprache bzw. ihren eigenen Dialekt, nur etwa
2 % der Namibier haben englisch, die offizielle Amtssprache, als Muttersprache.
In den Schulen werden ab der 4 Klasse alle Fächer in Englisch unterrichtet, davor richtet sich die Unterrichtssprache nach der Mehrheit der Schulkinder. So kann es sogar sein, dass die Kinder der schwarzen Arbeiter in überwiegend von Deutschen besiedelten Gegenden die ersten drei Jahre auf deutsch lernen müssen.
Aber wie sagt Eben so schön: "It's democratic".

Wir sehen auf dem Plateau außer Spuren von Leoparden, Büffeln und Nashörnern nur ein paar Kudus und etliche Murmeltiere aber die Wanderung lohnt sich auf Grund der tollen Ausblicke und spannenden Erzählungen von Eben auch ohne "tierische Highlights". Außerdem lerne ich mein erstes Wort auf Bantu, der Sprache der Herero: Okuhepa, was danke bedeutet und von mir ab jetzt begeistert bei jedem Kellner eingesetzt wird. Allerdings finde ich Bantu eine sehr einseitige Sprache, denn egal welches Wort Eben mir beibringt, alle beginnen mit O.

Den Nachmittag verbringen wir faul am Pool, der aus der Waterbergquelle gespeist wird und eiskalt ist, weswegen sich auch nur meine Mama ganz hineintraut.
Abends läuft nur um die 15 m entfernt von der Lodge eine kleine Gruppe Kuduweibchen durch die Ebene, an die Christian und ich uns bis auf etwa 10 m heranpirschen können bevor es den Damen zu viel wird und sie das Weite suchen.





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es gab sogar nen Pooles gab sogar nen Pool
es gab sogar nen Pool

nur leider war es dafür viel zu kalt


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