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Published: August 29th 2015
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Nairobi (= Ort des kühlen Wassers) liegt etwa 1700 m hoch, an der Grenze zwischen Hochland und Trockensavanne. Noch bis Ende des 19.Jh. wäre niemand auf die Idee gekommen, in dieser moskitoverseuchten Gegend eine Stadt zu gründen.
Aber 1899 erreichte die Ugandabahn die Wasserstelle und es wurde ein Basislager für den Bahnbau eingerichtet.
1900: tausende von indischen Vertragsarbeiter lebten hier, während noch die Löwen um die Zelte strichen.
1905: Nairobi wurde statt Mombasa zur Hauptstadt des britischen Protektorats.
Die heutige Metropole (ca 3,2 Mio E, 60 % der E leben in Slums) liegt zentral im Land, an der Kreuzung Great Northern Road/Trans Africa Highway und hat einen für ganz Ostafrika wichtigen Flughafen.
Soviel zum Überblick.
Damit mir nicht langweilig wird, fuhr ich heute mit dem öffentlichen Bus in die Stadt. Ich bin sehr erstaunt, wie zivilisiert es da zugeht. Manchmal wurde sogar die Türe geschlossen (in Abhängigkeit von der Nähe von Polizisten).
Da ich heute mit Stadtplan und Reiseführer bewaffnet war, fing ich systematisch an, mit dem Regierungsviertel.
Doch noch bevor ich da hin kam, wurde ich aufgehalten, weil von einem Mann angesprochen. Das ist eigentlich nichts Außergewöhnliches und läuft meistens
so ab: "Hi Sister. How are you?" und dann kommen die üblichen Fragen: woher, wohin, ist Kenia schön....
Diesmal nahm das Gespräch schnell eine andere Wendung. Joshua ist aus dem Südsudan und katholisch. Jetzt lebt er mit Frau, 2 Töchtern und 2 Schwestern in einem Slum 6 km außerhalb von Nairobi. Seit 2 Tagen haben sie nichts gegessen - ich soll ihm Reis kaufen.
Ich war richtig fasziniert von dieser Bettelei, machte aber mit. Wir gingen also in einen Laden, aber da gab es nur 1 kg Reispackungen, die waren ihm zu klein. Im nächsten Laden gab's dann einen größeren Sack (ich schätze 5 kg); er wollte dann noch 2 kg Zucker und Öl zum Kochen. Das ging mir aber dann doch zu weit und so zog er mit 5 kg Reis und 1 kg Zucker ab (€ 8,50).
Hat er Reis und Zucker am nächsten Straßenrand verscherbelt? Sind sie wirklich hungrig? Ich habe keine Ahnung.
Nur - bei den hiesigen wirtschaftlichen Verhältnissen sind die Kosten für Reis und Zucker sehr hoch. Ich denke, diese Menge hätte in Deutschland keinesfalls mehr gekostet (eher weniger?).
Im Regierungsviertel stieß ich als erstes auf die röm./kath.
Kathedrale, ein riesiger, reizloser Betonbau.
Es war gerade eine Trauung, der Pfarrer war bei der Predigt. Teils in Englisch, teils in Swaheli, der Wechsel zwischen den Sprachen war fließend, auch mitten im Satz.
Was ich so verstand hörte sich an, wie das Gelabere bei der Konferenz - pausenlose Wiederholung von völlig inhaltslosem Geschwätz.
Dann kam der große Moment, wo in unseren Breiten schnell ein "Ja" zu hören ist. Hier zierte sich die Braut schier endlos, die Spannung stieg und der Pfarrer heizte die Situation noch an: "No pressure, take your time." und: "If you want to change now, you can." (Originalzitate)
Als die Spannung schier unerträglich wurde, entschloß sich die Braut endlich zu einem Ja - tosender Beifall.
War das eine kleine Scherzeinlage von Brautpaar oder Pfarrer oder ist das hier so Sitte????
Jedenfalls nahm dann alles wieder an Fahrt auf und der Chor begann zu singen. Das Brautpaar begann unterdessen scheinbar plan- und ziellos in der Kirche herumzuwandern - die Frau, die die Schleppe trug war arg im Stress.
Selbstverständlich wurde die ganze Zeremonie von zahlreichen Filmkameras, Fotos und Handys gestört, halt wie bei uns.
Ich ging nach diesem Höhepunkt, es
war kein Ende abzusehen. Offenbar konnte niemand den Chor stoppen.
Kenyatta Mausoleum im Parlamentsgarten: Fotografieren ist verboten (warum?????), also machte ich erst mal ein Foto. Mehr durfte man nicht,
Gleich nebenan das Parlamentsgebäude. Mit Freuden habe ich bemerkt, dass Autos aus Sindelfingen und (erstaunlicherweise) aus Wolfsburg zu den Statussymbolen gehören. Gut für unsere Wirtschaft. (Aber mir rätselhaft.)
Kenyatta Conference Center: Der Turm ist 105 m hoch, man kann mit dem Aufzug in den 28.Stock fahren und dann noch 3 Stockwerke hochklettern: Belohnung ist eine tolle Aussicht über Nairobi. Kosten 400 kS (€ 3,50, für Afrikaner halb so teuer).
Unten sah ich einen
Markt, den ich dann ansteuerte - eine Vielzahl von Zeug, das man nicht braucht und das "typisch" ist. Allerdings kaufte ich für Kevin einen Kleiderhaken mit Schraubschlüsseln, ganz originell. Hoffentlich darf der in den Van!!
Letzter Punkt (ich war müde) war das
Thorn Tree Cafe im Stanley Hotel. Das ist von jeher ein beliebter Treffpunkt für Afrikareisende. Im Garten steht eine ziemlich dünne Fieberakazie (die alte musste 1998 ersetzt werden, sie hat jahrelang als Postamt und Pinnwand gedient).
Ich hatte für etwa 1000 kS gegessen, aber
dann kamen noch zahllose "Extras" dazu (Steuer etc) und die Rechnung war dann 1450 kS, € 12,50, dann noch Trinkgeld.
War nicht billig, aber sehr eindrucksvoll, weil sehr vornehm.
Heim fuhr ich wieder mit einem Motorrad Taxi (Augen zu und durch), diesmal wusste ich schon Bescheid, 300 kS waren natürlich zu viel, er machte es für 200 € 1,70) (bekam 50 Trinkgeld).
Danach war kurz ich im Pool (saukalt) und lange auf der Liege in der Sonne.
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