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Published: September 21st 2008
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Eine Reise in unsere Vergangenheit
For the english version, please see below! „…, das Stadtleben wiegt uns in der Illusion, Mittelpunkt aller Dinge zu sein, es verstärkt unser Bedürfnis, uns wichtiger zu fühlen, als wir sind, aber Afrika bringt unserem Dasein eine ernüchternde Gleichgültigkeit entgegen.“ (aus „Das Dunkle Land“ von David Lambkin)
1. Meine ersten Eindrücke von Ghana
Ich landete abends in Accra, der Hauptstadt von Ghana. Mit dem Taxi fuhren wir 2 Stunden in ein kleines Dorf. Meine ersten Eindrücke auf dieser Fahrt waren sehr intensiv: geschäftiges Treiben auf den Strassen; sehr viele Menschen, die ihre Waren auf den Köpfen tragen; sie verkaufen alles (Äpfel, Brot, Mais, Toilettenpapier, Seife und … und … und); viele Marktstände entlang den Strassen; laute Musik; turbulentes Leben;
viele schrottreife Autos; Stau; ein unvergleichliches Zusammenspiel von intensiven Farben; intensive Gerüche. Der Duft von Grillfleisch vermischt mit Staub drang zu mir durch. Es war heiss und feucht. Regenzeit mit 100%!e(MISSING)r Luftfeuchtigkeit. Immer wieder sehe ich Feuer an den Strassenrändern. Ich verstehe, dort wird der Müll verbrannt. Es gibt anscheinend kein funktionierendes Abfallbeseitigungssystem.
Kommt man jedoch in die Dörfer, wird es ruhiger - oftmals sehr ruhig. Menschen sitzen zusammen und fliehen vor der Hitze des Tages, indem sie geschützt im Schatten der Bambusdächer vor ihren Hütten sitzen.
2. Eine „Obruni“ in Ghana
Ich war eine „Obruni“ - eine Weisse! Stets im Mittelpunkt, woran ich mich erstmal gewöhnen musste. Das Wort "Obruni" wird einem stets und ständig hinterher gerufen. Ich antwortete immer mit einem „Hallo. Wie geht es dir?“. Das Einkaufen auf einem Markt oder das einfache gehen auf der Strasse konnte manchmal sehr
anstrengend sein ;-)
Jemand gab mir den Rat, dass ich mit „Obibini“ („Schwarzer“) antworten solle. Ich sagte: „Nein, ich kann doch keine rassistischen Äusserungen von mir geben“. Die Leute um mich herum lachten mich aus und versicherten mir, dass sie es nicht als rassistische Äusserung auffassen werden und ausserdem, wenn es eine rassistische Äusserung wäre, dann hätte der „Schwarze“ doch damit angefangen. Ersteres überzeugte mich mehr als letzteres.
Als ich dann einmal mit "Obibini" geantwortet habe, gab es erstaunte, belustigte Blicke. Sie waren meist überrascht, dass ich sie verstehe. Der Mann hatte Recht behalten ;-) Doch hatte ich ein mulmiges Gefühl, als ich „Obibini“ sagte.
3. Das Leben im Dorf
3.1 Wenn der Gang zur Toilette zum Erlebnis wird
Der Tag beginnt gegen 4 Uhr morgens. Der Muezzin und andere Geistliche machen sich bemerkbar. Danach werden z.B. die Höfe gefegt u.v.a.m. Wir waren auch meist gegen 4 Uhr wach, aber gingen meist nicht vor 7 Uhr vor die Tür.
Schon allein der Gang zur Toilette war für mich sehr erlebnisreich. Die Toilette war über dem Hof. Normalerweise lief ich an 2-8 Leuten vorbei. Ein kurzes „Hallo“ und ein Small-Talk mit 8
03_Mushroom Farm
... daran muss man sich erstmal gewöhnen Personen machten den Gang zur Toilette teilweise zu einem anstrengenden Erlebnis. Dann ging es weiter - mit meiner Toilettenpapierrolle unterm Arm - Richtung Toilette.
3.2 Arbeiten auf einer Pilzzucht-Farm
Als ich erfahren habe, dass ein - von der Weltbank gefördertes - Projekt im Dorf durch einen Dorfbewohner erfolgreich weitergeführt wird, wollte ich mir dieses Projekt unbedingt ansehen. Dabei handelt es sich um eine Champion-Farm. Ich habe dann dort gearbeitet und die Techniken kennen gelernt, wie man mit einfachen Mitteln Pilze züchtet. Es war sehr spannend. Vor allem das Zusammenarbeiten mit den Einwohnern habe ich sehr genossen. Wir haben viel zusammen gelacht. Ich habe ein wenig „Twi“ (eine von den vielen Stammessprachen, die dort gesprochen wird) gelernt.
3.3 Einkaufen auf dem Markt
Der Markt in Suhum (ein kleiner Ort ca. 30 Minuten von dem Dorf entfernt, wo wir gewohnt haben) war ein Augenschmaus. Die vielen Farben, das Essen, was an einem vorbeiläuft (da es von den Frauen und Männern in Schüsseln auf den Köpfen transportiert wird), die Rufe von den Verkäuferinnen und Verkäufern, die vielen Stände mit Obst, Gemüse und Gewürzen und, und, und…..
Auch wenn ich nicht immer das gefunden habe, wonach ich gesucht habe, wie z.B. Pfeffer oder Linsen, habe ich doch stets ein ehrliches, offenes Lachen auf den Gesichtern der Menschen gefunden.
3.4 Es gibt viele Wege und Transportmittel: Trotro statt Bahn
Die Fahrt von einer Stadt zur anderen oder innerhalb einer Stadt war jedes Mal ein Erlebnis. Wir haben uns mit Trotros fortbewegt. Dies sind schrottreife Autos, geführt wie ein Sammeltaxi. In der Regel sitzen dort zwischen 15 und 18 Personen drin. Das Reisen mit einem Trotro ist weniger komfortabel, aber so ein Trotro ist stets zur Stelle. Wir mussten nie länger als 5 Minuten warten. Es gibt verschiedene Handzeichen, mit denen angegeben wird, wie weit man fahren möchte. Es wird in sehr weit (über 50
km), mittel (ca. 20 km) und kurz (meist in das nächste Dorf) unterschieden. Die Personen, die lediglich eine kurze Strecke zurückzulegen hatten, mussten leider immer am längsten warten, da die Einnahmen für so einen Trotro-Fahrer dadurch geringer sind.
3.5 Das Warten
Die Menschen dort sind in der Regel sehr geduldig, auch wenn sie sich ab und zu dann auch mal aufregen, wenn sie sehr lange warten müssen. Doch war es für mich faszinierend in was für eine Haltung sie übergehen, wenn sie in den „Warte-Modus“ fallen. Wir nennen es WARTEN und sind genervt. Die Menschen in Ghana hatten teilweise einen meditativen Gesichtsausdruck, sie schienen manchmal sogar irgendwie abwesend zu sein. Sie warten nicht gespannt darauf, dass jetzt jeden Moment etwas passieren muss. Z.B.
das Einsteigen in so ein Trotro bedeutet nicht zwingend, dass der Fahrer dann auch gleich losfährt. Das Ursache-Wirkungs-Prinzip zieht sich da schon mal endlos in die Länge. Einmal mussten wir sogar 2 Stunden warten, bis der Fahrer endlich losgefahren ist. Dieses Warten lässt sich natürlich besser in einem Off-Modus aushalten, insbesondere bei der Hitze, der wir teilweise ausgesetzt waren.
4. Der Abschied
Der Abschied viel mir sehr schwer. Ich habe die Menschen in mein Herz geschlossen. Wenn ich an Ghana zurückdenke, sehe ich sofort vor meinem inneren Auge die vielen herzhaft lachenden Kinder, mit denen ich Fussball gespielt habe, Ketten gebastelt habe und die, wenn ich mich am Trommeln versucht habe, neben mir getanzt haben. Ich vermisse diese Menschen, dieses wunderschöne Land.
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02_Menschen im Dorf
I arrived in Accra, the capital of Ghana in the evening. We took a taxi and had a ride of 2 hours to a small village. My first impressions I had on my ride were very intensive: buzz of activities on the streets; lots of people, who carry their goods
on their heads; the people try to sell everything from A to Z (apples, bread, corn, toilet paper, soap and so on …); lots of market stands along the streets; noisy music; public, turbulent life; lots of cars mostly ready for the junkyard; traffic jam; intensive colours, intensive aromas. The aroma of grill meat pervaded to me mixed with a smell of dust. It was hot and clammy. Rainy season with 100%!a(MISSING)ir moisture. Every now and then, I saw fire places along the streets. I understood, the people burn their rubbish. It thought: ‘It seems to me, that Ghana has no good functioning waste management system’.
But, when you go to the villages, it is winding down, smooth running. The people flee from the sun, while there are sitting together - protected from the shadow of the bamboo roofs - in front of their huts.
I was an „Obruni“ - a white woman. I had to adapt these situations being always on the “centre stage”. “Obruni” was always called after me and normally I answered with: “Hello. How are you?” and so on. Though, going to
I got an advice from a person that I should answer with “Obibini” - an expression for black person. First, I said “No, I cannot answer with Obibini. It is a racist expression”. The people laughed at me and said, when this is a racist expression, then the “Obibinis” started with it. And the people affirmed that - in their point of view - it is not a racist expression.
The next day, I tried out and answered with “Obibini”. The people were amazed and amused at the same time. They were surprised that I understood their language and answered in their language. They were laughing with me and still very friendly. The man was right ;-) But it was an unpleasant feeling for me, when I said “Obibini”.
The day starts at 4 am. The muezzin and other chaplains become noticeable and the other people start cleaning the yards. We also were awake, but preferred to get
up not before 7 am.
Already the way to the toilet was a gain in experience. The toilet was outside and normally, I passed by 2 to 8 people - an “Hello”, “How are you?” and a small talk made the going sometimes tough - especially, when I passed by 8 people. Then, I went further - with the toilet paper roll under my arm - to the toilet.
When I came to know, that in the village exist a project - aided by the World Bank - I was very interested to visit the farm and the guy, who continues the business very successful. I was further interested to work there. I came to know about the techniques to raise champions with quite less resources. The work was very suspenseful. I
enjoyed especially the collaboration with the locals. We had a lot of fun. I was learning a little bit of “Twi” (one of the tribal languages).
The market in Suhum (a small town 30 minutes away from our village where we lived) was a fantastic place to discover different things. Even if I could not find pepper and lentils, I always found cheerful and helpful people who always smiled. The market was full of many bright colours and a lot of food, which the people carried in huge bowls on their heads.]
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Micheline Schweiger
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wonderful stories
Liebe Katrin, Deine Reise erscheint so weg von diesem Leben hier zu sein mit all Deinen wunscherschönen Erlebnissen! Geniesse diese Zeit und ich wünsch Dir noch alles Schöne und Gute. Herzlichst, Micheline