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Published: March 9th 2019
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Das Heilige Tal
Wie man sieht ist das die Stelle, an der wir mit dem Bus angehalten haben. Im letzten Eintrag hatte ich ja bereits beschrieben, wie mir kein ruhiger Schlaf vergönnt war. Und nun stand ich schon um 4 Uhr in meinem Zimmer in Cusco und habe auf mein Taxi gewartet, welches für 6 Uhr bestellt war. Und der dazugehörige Bus sollte um 7:50 losfahren, doch es wurde einem geraten schon eine halbe Stunde früher zu erscheinen. Um zwanzig nach sechs stand ich im Wartesaal. Naja, die Vorfreude war groß. Und um 7:15 saß ich im Bus, der bald darauf losfuhr. Das war allerdings kein Fehler, sondern ganz einfach gute Organisation von Seiten der Veranstalter, die sich nämlich darüber im klaren waren, dass die Menge an Menschen die in einen Zug passen nicht mit einem Bus zu vergleichen ist und man also auch schon fahren kann sobald eben jener Bus voll ist. Jetzt wurde mir im Vorfeld mehrfach gesagt, dass Machu Picchu tiefer gelegen ist als Cusco. Und trotzdem hatte der Busfahrer in der erste Stunde der Fahrt nichts besseres zu tun als nur bergauf zu fahren. Nach genau dieser Stunde wurde mir aber klar wieso. Wir hielten an und vor uns lagen teilweise in Wolken gehüllte Berge, deren Spitzen weiss waren. Ich stand inmitten der Anden und
Der erste Aussichtspunkt
Noch im Morgenlicht und völlig überwältigt. schaute auf das sogenannte Heilige Tal herunter. Das hat mein Herz schon einmal höherschlagen lassen. Und hier möchte ich auch einmal erklären warum dies ein langer Eintrag wird. Die Reise nach Machu Picchu ist Teil dieser Erfahrung und weil bei mir eine Nacht dazwischen liegt, habe ich mich entschlossen beide Tage zusammenzufassen. An diesem Punkt der Reise habe ich bereits Erfurcht vor dieser Naturgewalt verspührt, aber auch durch meine geographische Position etwas wie Augenhöhe gefühlt. Und nach diesem kurzen, aber intensiven Halt ging es eine weitere Stund bergab und zwar rapide, bis wir bald auf Höhe des heiligen Flusses Urubamba waren und gut koordiniert in den Zug gewechselt sind. Ab hier, Ollantaytambo, ging es dann 400 Höhenmeter runter in einem toll ausgestatteten Wagon, der auch mit Snacks, wie Passionsfrucht und einem Kaffee auf einen gewartet hat. Und spätestens jetzt wurde mir klar, dass mein Ego von zuvor schrumpfen musste. Durch die Panoramafenster wurde mir klargemacht, dass diese Berge auf mich herabblicken. Ich kam mir so unglaublich klein vor und die um die 500 Meter höheren Berge haben genau das ausgelöst. Diese Fahrt war auf gewisse Weise magisch. Es fing lagsam an. Ab und zu kam eine Durchsage, die lokale Pflanzen
Die Sonne bahnt sich ihren Weg
Es ist mir nicht ganz gelungen diesen Moment festzuhalten, aber der Ansatz wird greifbar. oder Ruinen beschrieben hat und sobald man wieder herausgeschaut hat, hatte sich wieder etwas verändert. Entweder war der Fluss reißender geworden oder die Bäume etwas größer. Doch immer sind die Berge "gewachsen". Es war beinahe furchteinflössend. Doch die wurde zu Erfurcht. Das Ankommen in Aguas Calientes war wiederum ernüchternd. Es kam mir nicht wichtig vor. Die ganzen touristischen Verkaufsstände wirkten einfach deplatziert und die Stadt besaß nichts individuelles. Aber das sollte mich nicht weiter stören. Ich war genau da wo ich sein wollte. Abends habe ich dann auf Anraten meiner Eltern im Restaurant "Indio Feliz" eine rohe Forelle, die durch ihre Limettenmarinade gegart wurde, gegessen und die war fantastisch, wenn auch teuer, aber das ist an diesem Ort alles. Ich bin früh ins Bett, denn um 5:30 Uhr ging mein Bus nach Machu Picchu. Wieder habe ich schlecht geschlafen und bin ab 4:30 wie ein Flummi in meinem Zimmer auf und ab gesprungen. Ich habe das magere Frühstück von meinem Hostel noch grade an einem Stand aufgestockt und bin zur Bushalte, an der bereits um die hunderte Menschen standen und trotzdem bin ich innerhalb von fünf Minuten in einen der Busse gekommen, die wie ein Uhrwerk fuhren und sogar an
Der Pfad auf Waynapicchu
Hier ist noch einer der Sherpa zu sehen. den immer gleichen breiteren Stellen der Straße aufeinander getroffen sind. Und nach gut 5 Minuten ging es nur noch in Serpetinen den Berg hinauf: Es war großartig. Die Sonne ging gradeauf und mit jeder Sekunde wurde der Himmel ein Stück heller. Ich habe vor lauter Vorfreude mein Ticket in der Hand zerknüllt und wie rasend mein Kaugummi gekaut. Oben angekommen bin ich aus dem Bus gestiefelt und sofort in Richtung Eingang. Um 6:03 stand ich im Park und konnte noch immer nichts sehen. Also nochmal um eine Ecke rum und eine lange Kurve, bis ich erschlagen wurde. Es blieb mir im wahrsten Sinne des Wortes die Luft weg. In das sanfte Morgenlicht getaucht lag komplett sichtbar vor mir Machu Picchu. Also bin ich entgegen der Anweisung vom Aufseher zu dem ersten Aussichtspukt und war beinahe alleine, nur zwei Französinnen waren noch da. Ich habe mich ablichten lassen und war so voller Energie, dass ich den Weg, der eigentlich nur in eine Richtung führt, zurück gegangen bin und auf den für mich vorgesehenen Weg, denn ich hatte mein Ziel vor Augen: Waynapicchu. Das ist der größere der beiden Berge, der auf eigentlich allen Fotos zu sehen ist. Für 7 Uhr hatte
ich mein Ticket gebucht, um diesen zu besteigen. Leider war ich dann schon 6:35 vor dem Eingang und musste mich dann so lange mit den Lamas beschäftigen, die dort herumlungerten. Und um 7 Uhr ging das Tor auf. ich musste mich in ein Buch eintragen, inklusive der Zeit an der ich aufgebrochen bin. Und dann bin ich als Achter aufgebrochen. Die Sonne ist langsam erwacht und hat an Kraft gewonnen. Schnell ist mein Pulli ausgezogen worden und die Jacke folgte auch. In Windeseile hatte ich alle vor mir überholt und stand auf dem Gipfel. Selbstverständlich habe ich auch mehrfach innegehalten um die Aussicht zu genießen, doch der Gipfel war die wirkliche Belohnung. Hier saß ich dann erstmal bis der Schweiß beinahe erkaltet war und die ersten Wanderer ankamen. Doch bis dahin konnte ich Machu Picchu spüren. Durch die Erschöpfung und dem Erreichen des Gipfels hat sich eine ganz besondere Stimmung breit gemacht, die einerseits etwas belohnendes hatte, aber vor allem auch eine mir bis dahin unbekannte Ruhe verbreitet hat. Ich möchte es so gerne beschreiben, doch ich habe bis jetzt keine Worte gefunden, die mich zufrieden stellen. Gewisse Dinge kann man wohl nicht beschreiben. Als ich dann Gesellschaft bekam habe
ich die Rolle des Fotografen übernommen, aber wurde natürlich auch selbst fotografiert. Unglaublich zufrieden habe ich dann den Rückweg angetreten. Befreit habe ich den gleichen Weg zurück genommen und bin leicht wie eine Feder herunter gegangen. Unten angekommen musste ich mich natürlich auch wieder aus dem Buch austragen, damit ich nicht als vermisst gelte. Zwar bin ich auf einem relativ schnellen Weg wieder aus dem Park heraus, aber auch sofort wieder hinein, denn ich war zwar nun auch schon drei Stunden hier, aber den Hauptweg war ich immer noch nicht gegangen. Glücklicherweise konnte ich auch überhaupt zweimal mit meinem Ticket hinein. Und das Erste was mir auffiel war, dass sich die Menschenmasse vervielfacht hatte. Dort wo ich zu Beginn praktisch alleine war, wurde nun Schlange gestanden. Doch ich hatte die Ruhe weg. Ich hatte erlebt, was ich erleben wollte und das konte mir keiner nehmen. Und wenn ich zehn Minuten schweigend da hockte um ein Foto ohne Menschen zu kriegen, das machte mir nichts. Im Grunde war dieser Rundweg schließlich ein Kennenlernen und ein Abschied zugleich. Und so habe ich versucht Machu Picchu so gut es geht aufzunehmen und den Augenblick genossen. Natürlich heißt es dann auch irgendwann tatsächlich Abschied
Es erstrahlt in seiner Ganzheit
Im Hintergrund ist übrigens Waynapicchu zu sehen. nehmen. Das habe ich auch seelenruhig getan, indem ich die 400 Höhenmeter vom Gipfel bis ins Tal über den Wanderpfad bewältigt habe und so noch einmal alles habe Revue passieren lassen. Ich wurde mehrfach überholt und doch habe ich die meisten wieder eingeholt, da sie alle irgendwann eine Pause gemacht haben. Und so bin ich etwas über eine Stunde fünfzehn gewandert, bis ich an meinem Hostel angelangt war und verschwitzt und dementsprechend stinkend unter die Dusche gegangen bin. Letztendlich hat die gesamte Reise, angefangen mit der Busfahrt und dann später bis auf den Gipfel rauf und wieder runter einen solchen Sog erzeugt, dass es eine Weile brauchte, bis ich es vollends begreifen konnte. Und ich bin mir nicht sicher ob ich es begriffen habe.
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