Tag 26 und 27 Fähre vom Baku nach Turkmanbashi


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May 19th 2017
Published: May 19th 2017
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Tag 26 und 27 Fähre nach Turkmanbashi

Turkmenistan ist Land Nummer 14, aber sie machen es einem wahrlich schwer!!

Der erste Teil der Unternehmung stand nur unter EINEM Schlagwort: Vielleicht. Ganz wenig war sicher, hauptsächlich der Gang der Sonne. Der andere feste Termin war ein Meeting um 7,30, in dem wir erfuhren, wie es weitergeht - natürlich nur vielleicht. Schlafsack und Inlet bereit halten, außerdem Teller und Tasse, Essen, Wasser, das Nötigste zum Wechseln für ein bis drei Tage.... Neues Schiff? Grauenhaftes Schiff? Wir werden sehen. Aber hoffentlich heute? Vielleicht.

Die Prinzessin beäugt hoffnungsvoll eine Schüssel voller Erdbeeren, die ich mir gekauft habe und fragt, ob die für alle sind. Sind sie nicht, jedenfalls erst als sie mit Frühstück fertig ist. Diese Frau bringt das Schlechteste in mir zum Vorschein. Jedes Mal. Sofort.

Die Harley Leute blieben zurück, Kupplung kaputt, kommt in zwei bis vier Tagen.

Wir fahren um 10.00 zur Fähre, warten vor dem Tor, einer schaut in die Seitenkoffer, wir dürfen durch, warten hinter dem Tor. Pete Porrige bereitet Tee. Ein Schläfchen im Schatten, die Sonne wandert, es gibt keinen Schatten mehr, wir warten weiter. Sechs Stunden später dürfen wir 200 m weiterfahren. Neue Herausforderung: Sie wollen, dass das ganze Gepäck geröntgt wird. Wir wollen eigentlich nicht. Also veranstalten wir mit einer begrenzten Zahl an Gepäckstücken ein unbegrenztes Chaos, jeder war glücklich, fertig. Es kontrollierte sowieso keiner. Anstellen zur Passkontrolle - Warten konnten wir mittlerweilen wirklich perfekt. Die Beamtin war nett und wir alle versuchten verzweifelt, sie bei Laune zu halten. Toni kam heraus und sagte (nicht wie alle anderen, dass sie immer noch nett sei), dass sie von ihm eine Spermaprobe wollte. Die Prinzessin war empört, der Haufen johlte...

Einfahrt ins Schiff, die MR kamen per Aufzug auf Oberdeck. Acht Stunden nach Ankunft im Hafen waren wir schon im Schiff!!

Kabinenverteilung, sechs-Bett Kabinen, für das Ehepaar eine zwei-Bett Kabine. Aber diese verdammte Prinzessin jaulte so lange, bis sie am obersten Deck, bei der Brücke eine Kabine mit Aussicht bekam, ihr Prinzgemahl bedient sie nun. Ich bekam einen Anfall, als ich das erfuhr und musste erst Mal gewaltig schimpfen.Warum bin ich so blöd, dass ich meine sechser Kabine ganz ok finde, lache und weitermache? Jammern und rumzicken bringt viel mehr.

Abendessen war eingeschlossen im Fahrpreis - der Mantel des Schweigens sei darüber gebreitet. Es ist wie bei Sammy, der kein Hundefutter mag (dafür aber Pizza, Forelle und Pommes), der Hunger zweingt's rein.

Mitten in der Nacht, viele waren schon im Bett, die anderen sturzbetrunken, mussten die MR umgestellt werden, Container kamen an ihre Stelle, es fing an zu regnen.

Die Abfahrt aus Baku erfolgte erst um 6.00 (statt etwa 22.00, wie sonst üblich), das wird ein langer Tag und eine noch längere Nacht. Aber bei Sonnenschein und einem flachen Kaspischen Meer ist die Kreuzfahrt doch sehr angenehm. Leider verpasste ich das aufregende Frühstück, genau um 8.30 ging die Klappe runter und die regierende Svetlana machte die Küchentüre zu. Vormittag an Deck, Reiseführer lesend, und das war wirklich amüsant, denn die unmittelbar zurückliegende Geschichte Turmenistans ist unterhaltsam, jedenfalls dann, wenn man da nicht wohnen muss.

1985, damals herrschten noch die Machthaber in Moskau über ein Großreich, wurde der ziemlich unbekannte Herr Niyazov zum Generalsekretär der kommunistischen Partei gemacht. Und weil er nicht besonders auffiel, wurde er da auch nicht entfernt. Dann kam der schicksalhafte Tag, 27.10.1991, an dem er Turkmenistans Unabhängigkeit erklären konnte/durfte/musste. er war darauf in keiner Weise vorbereitet. Aber bald hatte er Ideen. er änderte den Namen seiner Partei kurzerhand in "Demokratische Partei Turkmenistans" und verbot dann alle anderen Parteien. Das war schon mal ein Anzeichen für das, was folgen sollte. DENN dann kam ein Personenkult, der seinesgleichen sucht. Natürlich war sein Gesicht überall zu sehen, ebenso wie der Wahlspruch "das Volk, die Nation, ich". Gas, Wasser Elektrizität waren fast oder ganz kostenlos, das hielt das Volk bei Laune. Weil das Gas nichts kostete, die Streichhölzer aber schon, liesen die Leute das Gas eben 24/7 brennen.

Menschenrechte, freie Presse: Mangelware. Turkmenistan hat diesbezüglich den vorletzten Platz auf der Weltrangliste, nur noch übertroffen von Nord Korea.

Erstaunlicherweise war auch dieser Mensch sterblich (damit hat er sicher nicht gerechnet), am 21.12.2006 ging er von uns. Aber es geht ähnlich weiter. Sein Nachfolger, angeblich ein unehelicher Sohn, regiert immer noch.

Aber Niyazov hat Einiges hinterlassen. im Internet unter www.rukhnama.com kann man Auszüge seine Buches "Book of the Soul" - das Buch der Seele - lesen. Es war Pflichtlektüre für alle Prüfungen, sei es Abitur oder Fahrprüfung. Und die wirklich gute Nachricht: 2004 erschien der zweite Band!

In Ashgabat hat sich der Bursche einen Höhepunkt seiner Bautätigkeit hingestellt: auf einem gigantischen Torbogen der Unabhängigkeit (zur Feier der politischen Neutralität 1995) steht eine 12 m hohe, goldene Statue von ihm, die sich entsprechend dem Stand der Sonne dreht - er wird also immer von dem Licht der Sonne beschienen!

Den Rest des Tages nahm die Kreuzfahrt ihren Lauf, Schläfchen, Mahlzeit, Meer anschauen. Das Interessante auf so einem Schiff ist die Tatsache, dass es überhaupt keine Beschränkungen gibt: Brücke, Maschinenraum, Bug, alles kann man besichtigen.

Turkmenistans Wirtschaft ist übel dran, fallende Erdölpreise machen ihr zu schaffen. Abwertung des Manats und Streichung von Subventionen waren die Folgen. Russland nimmt zudem weniger Erdgas ab, eine schwierige Situation. Offiziell wird die Zahl der Arbeitslosen nicht angegeben, man schätzt sie auf 60 %. Exportiert werden Erdgas, Erdöl und Erdölprodukte (93%), 2 % Baumwollfasern. Importiert werden Maschinen und Ausrüstung, Metalle, Transportmittel, chemische Erzeugnisse. Ein Handelsbilanzdefizit ist damit vorprogrammiert.

Es gibt einen Grenzkonflikt mit Afghanistan im Süden. 2004 wurde der turkmenische Abschnitt der Ferneisenbahnlinie zwischen Iran und Kasachstan erröffnet. Der Gedanke, an diese Zugfahrt macht mich gleich ganz nervös, aber jetzt fahre ich zuerst einmal nach Tokyo mit Paulchen.

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