Höhen und Tiefen in der Andamanensee


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October 5th 2011
Published: October 5th 2011
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Beine baumeln lassen und den Fahrtwind genießen auf der der Sonne abgewandten Seite der Fähre. Sanft durch offenes Meer gleiten im Wiegen der Wellen. Kurz Koh Samui passieren und dann weiter, den Klippen entgegen. Am diesigen Horizont entstehen Kulissen wie aus einem Märchenfilm. Spitz aus dem Meer herausragende und grün bewachsene Felsen. Bizarre Skulpturen die wie vergessen wirken. Zur Linken die Nahe Küste des Festlandes. Zur Rechten der Ang- Thong- Meeres- Nationalpark mit seinen dutzenden kleineren und größeren unbewohnten Inseln. Hier soll sich laut dem Film „The Beach“ die kleine Aussteigerkolonie befinden, abseits der „Parasiten und Krebsgeschwüre“ auf den Touristeninseln. Mit Travelern die nicht auf der Durchreise sind, sondern dort Leben, an einem einzigartigen Strand der so Perfekt ist, das es sich lohnt zu töten um dieses Geheimnis zu waren.
Gibt es diesen Strand vielleicht wirklich irgendwo? Unentdeckt und von den Massen verschont. Nur wenige Eingeweihte die es wissen und ihr Wissen streng für sich behalten. Ist es das wo nach es sich zu suchen lohnt? Wo nach suchen wir? Warum suchen wir? Suchen wir überhaupt? Nicht gestellte Fragen die keine Antwort erhalten. In Bangkok haben wir einen älteren Malayen getroffen der, so sagt er jedenfalls, seit 4 Jahren auf Reisen
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Georg on the stairs to the new temple
ist. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht einen Fotoband mit dem Titel, „Fotography- Philosophy“ zu erstellen. Er zeigt uns Bilder und erklärt dazu den philosophischen Hintergrund, er stellt sich selbst Regeln auf und versucht Andere von der Richtigkeit und Wichtigkeit seiner Bilder und der dementsprechenden Bedeutung zu überzeugen. Fast verzweifelt folgt er einem Haar was sich in seiner Reisesuppe verfangen hat, nur um sich einer Aufgabe zu stellen. Ist es das was uns Reisen lehrt? Man braucht eine Aufgabe, ein Ziel, eine Berufung damit das Alles irgendeinen Sinn ergibt. Oder ist es letztendlich wieder der kalte Kaffee, der alte Hut, das letzte Wort oder der Schnee von Gestern, dieses was uns den Schweiß auf die Stirn und die Tränen in die Augen treibt, die Anerkennung?
Im Hafen von Surat Thani, auf dem Festland angekommen, heißt es gleich wieder „Hurry, Hurry!“ und wir werden wie Vieh vom Boot in den lebendigen Hafen getrieben. Es warten bereits größere und kleinere Busse die von hier aus in alle Richtungen im Süden von Thailand oder auch wieder zurück in den Norden, Richtung Bangkok fahren. Es entwickelt sich ein hektisches Durcheinander von schwitzenden, schleppenden Backpackern und Ortsnamen schreienden Thais, die ihre „Schäfchen“ ins Trockene bringen wollen. Unser Bus steht allerdings nicht bereit, sondern wir müssen erst noch ca. 500m über den weitläufigen Hafen laufen. Auf dem Weg treffen wir Sophia und Patrick von Koh Pha Ngan wieder. Die beiden wollen allerdings in die andere Richtung und so bleibt es leider bei einem kurzen „Hallo, schön euch wieder zu sehen!“ Wir erreichen ein großes Terminal mit Wartebereich und warten dort noch ca. 30 Minuten auf den Bus. Diesmal ist es einer von den bei allen Reisenden gefürchteten Mini-Vans. Gefürchtet, weil die Fahrer die Angewohnheit haben wie Wahnsinnige über die teils schlechten Landstraßen zu brettern. Fern von jeglicher Vernunft, das ja der ganze Bus mit Leuten voll gestopft ist, oder das es so etwas wie Verkehr gibt, wird während der Fahrt auch noch fast durchgängig lautstark mit dem Handy telefoniert. Buddah wird’s schon richten. Und so fährt auch unser Fahrer mit Bleifuss und Handy am Ohr. An Brückenabsätzen springt unser Bus sodass wir uns leicht von den Sitzen erheben, wir überholen alles was auch nur den Anschein macht die Geschwindigkeitswut des Fahrers zu bremsen. Nichts desto trotz ist die schnell vorüber ziehende Landschaft ein Traum. Die Sonne geht langsam unter und tränkt das Gebirge, hinter den endlosen Reisfeldern zu unserer Rechten, in ein sanftes rot. Wir sind sprachlos. Staunend sitzen wir da und rasen an dieser wunderschönen Landschaft vorüber.
Es ist bereits dunkel als wir endlich, heil in Krabi ankommen. Leider nicht zentral in der Stadt, sondern irgendwo am Rand in einem Tourismusbüro. War ja klar. Marie und Chris nutzen die Gelegenheit und fahren gleich weiter an die Küste, nach Ao Nang. Wir lassen uns allerdings nicht auf ein Angebot der Schlepper ein, sondern buchen lediglich ein Taxi ins Zentrum, wo die meisten Gästehäuser zu finden sein sollen. Krabi wird als verschlafene Provinzhauptstadt und Transitpunkt zu den Inseln in der Andamanensee beschrieben und ist, laut Reiseführer, gerade gut genug für eine Nacht. Um es schon einmal vornweg zu nehmen, das stimmt nicht.
Wir finden ein nettes Guesthouse was uns auf den ersten Blick sympathisch ist und checken ein. An diesem Abend erkunden wir noch den nahegelegenen Night- Food- Market am Krabi- Fluss. Wir fressen uns einmal quer durch und sind begeistert von der Qualität und dem Preis. Im Gegensatz zu den Touristeninseln ist hier alles um mehr als die Hälfte günstiger. Nach einem Pfannkuchen Dessert beenden wir den Tag und sind glücklich einmal wieder in einem
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Cats in the monastery
Haus aus Stein und ohne Moskitonetz schlafen zu können.

10.09.2011 – 12.09.2011 Samstag – Montag

Am nächsten Morgen wollen wir als erstes zu der im Reiseführer beschriebenen kleinen Bäckerei, die angeblich sogar Schwarzbrot und hausgemachte Marmelade servieren sollen. Und tatsächlich, wir finden den Laden, das Schwarzbrot, die hausgemachte Marmelade, sowie Georg und Heidi aus Chemnitz, die ab diesem Zeitpunkt unserer Reise eine ungewohnte Würze verleihen. Die beiden sind Studenten, Künstler und haben schon viel gesehen von der Welt. So gibt es eine Menge zu erzählen und aus zu tauschen. Die nächsten 2 Tage verbringen wir mit essen, herumlaufen, essen, Tempel anschauen, essen. Wir trinken den besten Kaffee Thailands, machen Sightseeing Touren zu toten Kreaturen in leerstehenden Häusern, trinken Cocktails aus Bambusrohren, besichtigen ein Kloster und genießen eine richtig gute Thaimassage. Da wir an einem Wochenende in der Stadt sind gibt es einen Weekend- Market im Zentrum. Hier gibt es Hauptsächlich, wie sollte es auch anders sein, Essen. Durch Heidis Empfehlung finden wir einen Suschi- Stand, das Stück für 5- 10 Baht! (20-25Cent) Carmen ist hin und weg. An den 3 Tagen in Krabi hat es die meiste Zeit geregnet und die Temperaturen sind auf ein Niveau gefallen, wo man sich glücklich schätzt noch einen Pullover im Gepäck zu haben. Jeden Tag erkundigen wir uns im Internet über das Wetter und es scheint so, das es jeweils nach 3 Tagen einen Wechsel gibt, 3 Tage Regen gefolgt von 3 Tagen Sonne. Wir entscheiden uns darauf hin am nächsten Tag, Montag dem 12.09. weiter zu ziehen, zu den „Traumstränden“ an der Küste Krabis. Wir verabschieden uns am Abend von Georg und Heidi, die in den Norden wollen und es letztendlich doch nicht schaffen sollten.

12.09.2011 Montag

Reisetag. Wir stehen etwas früher auf, packen unsere Sachen und machen uns auf den Weg zu einem letzten, leckeren Frühstück mit „richtigem“ Brot. Das selbe haben sich auch Georg und Heidi gedacht und so haben wir schon das nächste Wiedersehen. Und im Laufe des Frühstückes ändern die Beiden ihren Plan und begleiten uns spontan an die Küste.
Zu viert chartern wir ein Longtailboot und knattern über den Krabi- Fluss in Richtung Meer. Immer an der Küste entlang türmen sich vor uns schroffe Felsformationen mit dichter Wegetation auf. Immer wieder lugt eine versteckte Bucht mit feinem Strand aus dem bis ans Meer heranreichenden Dschungel hervor. Das Boot bringt uns an den Railey East Beach, dieser liegt zusammen mit dem gegenüberliegendem Railey West und dem Phra Nang Beach auf einem kleinen Landzipfel umringt von steilen Felswänden, die diesem Gebiet einen ganz speziellen Charakter geben. Da gerade Ebbe herrscht müssen wir ein Stück durch Wasser und Schlick bis zum Strand laufen. Fauler Geruch steigt uns in die Nase. Um uns herum ist nur Schlamm. Traktoren befördern Touristen vom Quay bis zu den Booten, damit die Herrschaften nicht durch den Dreck laufen müssen. Am Strand liegen die teuren Luxusresorts. Von hier aus gehen wir in ca. 5 Minuten auf die andere Seite nach Railey West. Eine beeindruckende Bucht mit einem sehr breiten und flach abfallendem Strand und ebenfalls teuren Resorts. Wir laufen weiter am Strand entlang bis zum Ende der Bucht. Bis zum Ende der Zeit wie es scheint. Jedenfalls bis zum Ende von dem was wir bisher gesehen und erlebt haben. Wir blicken unsicher auf die Höhle und die scharfkantigen Steine die unseren nächsten Weg bilden. Ratlos schauen wir einander an und gehen letztendlich einfach darauf los. Nach Ton Sai Bay.

12.09.2011 – 18.09.2011 Montag – Sonntag

Auf einer Reise, auf der die Ungewissheit die treibende Kraft und das Abenteuer als erklärtes Ziel gilt. Wo jeder Tag auf´s neue einzigartig scheint und so etwas wie Alltag eher einem warmen, vertrautem Gefühl ähnelt als der nackten Realität. Wo Sinn und Unsinn so nah beieinander liegen wie sonnenverbrannte Pauschaltouristen auf Phuket. Auf so einer Reise gewöhnt man sich an einen seltsamen Rhythmus. Es gibt weder Zeit noch Wochentage. Es ergibt sich ein merkwürdiger Zustand völliger Gelassenheit der Dinge aus zu harren die da kommen, oder auch nicht. Nach 5 Wochen Thailand scheint der Kopf matschig, was im allgemeinen Sinne einer Verblödung ähnelt und an sich nicht sonderlich erstrebenswert ist, betrachtet man diesen Zustand von der Seite des gierigen Lebensstiles aus dem Wir kommen. Zugeschüttet mit Informationen, beladen mit Ängsten und Vorurteilen. Ein Lebensstil der Bewegung, Tempo und Vollkommenheit zum Sinn erklärt jedoch Stillstand und Ruhe als Faul und Unproduktiv verurteilt. Wir kommen aus einer Welt die sich selbst neu erfunden hat und versucht dies unter allen Umständen zu verteidigen und zu rechtfertigen. Ändert man den Blickwinkel und vertauscht die Worte so wird aus Kopf, Geist und aus Verblödung, Reinigung. Die Reinigung des Geistes, das Abschütteln von Ängsten, von Vorurteilen, das Öffnen um die endlosen Informationsmengen abfließen zu lassen, die sich angestaut und festgesetzt haben wie
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"Where is my sweet pussy cat?"
Kalk in den Arterien.
In der Nacht wird es Dunkel und am Tag wieder Hell, die Sonne scheint und Regen fällt, das Rauschen des Meeres, der Wind streift über die Haut, Sand kitzelt an den Füßen und irgendwo, spielt jemand Gitarre. Wir vergessen und lernen neu. Stillstand wird zu Gelassenheit. Und Ruhe ist einfach nur Ruhe.

Wir treffen Schüler, Studenten, Doktoren, Künstler, Sportler, Abenteurer, Lehrer, Büroangestellte, Grafiker, Kellner, Musiker, Vegetarier und Fleischfresser und alle haben eins Gemeinsam, sie sind in Ton Sai Bay und hier ist das Alles vollkommen egal. Wenn man Menschen auf ihre Berufe reduziert, entgeht einem die wunderbare Vielseitigkeit die in jedem steckt. Also lassen wir das. Das gleiche gilt für Kleidung, Religion, Herkunftsort und Sprache. Jeder der den steinigen Weg über scharfkantige Felsen, der nur bei Ebbe möglich ist, von Raily West um den Felsvorsprung herum nach Ton Sai Bay wagt, erkennt auf den ersten Blick das er hier etwas ganz besonderes entdeckt hat. Vielleicht sind es die senkrecht aufragenden Felsformationen welche die Bucht umschließen und sie zum Klettermekka, mit hunderten von Routen und Touren in allen Schwierigkeitsgraden, machen. Vielleicht ist es auch die Abgeschiedenheit, fehlende Straßenanbindung, rationierter Strom, keine Bankautomaten, keine Uhren und wenn
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@ the massage studio
es welche gibt, dann laufen diese sehr langsam. Aber vielleicht sind es auch die Menschen, diejenigen die hier Leben und diejenigen die sich hier einfinden, die meisten ohne Schuhe und viele mit verfilzten Haaren, kein Shirt, kein Problem. Sicher ist, das dieser Ort eine Kraft besitzt, der man nur schwer widerstehen kann. Ein seltsamer Sog der uns, und alle Anderen hier, gefangen hält. Und aus 2 Nächten werden 6, und aus Zeit wird Endlosigkeit. Da verwundert es nicht wenn es Leute wie den Dänen Luis gibt, der auf Reisen hier hängen geblieben ist, vor 4 Monaten. So wie hier, müssen sich wohl all die Traveler gefühlt haben, die in den 70er und 80er Jahren nach Thailand gereist sind. Bevor die Tourismuswalze über das Land gerollt ist. In Ton Sai kennt man sich. Man trifft die gleichen Leute beim Frühstück und beim Abendessen an der Garküche. Sitzt zusammen in der Sunset Bar von Toffee und Luis, lauscht den Wellen und den schiefen klängen der „Pirats- Band“. „I see you, when you see me.“ Hier ist niemand in Eile. Erst recht nicht wenn die Sonne untergeht und die Klippen in ein sanftes Rot taucht. Dann leuchtet der Himmel um uns herum und
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george is getting the ladyboy
wir wissen wieder warum und wieso wir hier sind. Vielleicht bleiben wir doch noch einen Tag, oder zwei.

18.09.2011 Sonntag

Früh Morgens gegen 7 Uhr finden wir uns an dem kleinen provisorischen „Pier“ von Ton Say ein. Von hier wollen wir mit dem Longtailboot weiter nach Ao Nang und von dort mit der Fähre nach Koh Phi Phi. Unsere Stimmung ist gedrückt. Eigentlich wollen wir nicht gehen, aber irgendwie doch. Wir haben noch die Stimmen im Ohr, das Lachen, die Musik, die Magie dieses Ortes. Georg und Heidi sind schon ein paar Tage vor uns abgereist, die beiden mussten zurück nach Bangkok um ihren Heimflug an zu treten. Vorher haben sie sich aber noch in Toffee´s Bar mit einem Wandbild verewigt welches der Sunset- Bar nun einen ganz eigenen Flair gibt. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank für die schönen Tage und Abende mit euch, ihr habt uns nicht nur neue Kartenspiele beigebracht, sondern auch sehr beeindruckt, auf eine seltsame, aber angenehme Art und Weise.
Mit 2 Spaniern und einem Einheimischen teilen wir uns das Taxiboot und sind 20 Minuten später in Ao Nang, zurück in der wirklichen Welt. Mit einem Moped- Taxi zum Pier und zur Fähre nach Koh Phi Phi. Drei mal beschissen worden auf diesem Weg und dann auch noch 450 Baht pro Person für die Fähre. Für Einheimische übrigens nur 250 Baht für 2 Personen, wenn überhaupt. Dafür ist das schelmische Lächeln der Ticketverkäuferin gratis. Gerade mal eine Stunde Weg von Ton Say und unsere Stimmung ist am Nullpunkt. Was kann dieses Phi Phi uns jetzt noch bieten?
Ein einhalb Stunden dauert die Überfahrt bei herrlichem Sonnenschein. Koh Phi Phi ist berühmt für ihre Zwillingsbucht, teure Resorts, schöne Riffs und die Nachbarinsel Koh Phi Phi Le, an deren Maya- Bay teile des Films „The Beach“ gedreht wurden. Die Bucht in der wir ankommen, welche übrigens auch Ton Say Bay heißt, ist voll mit Booten aller Größen. Am Pier herrscht ein Treiben wie auf Bangkoks Kaoh San Road. Schlepper schreien Angebote durcheinander. Backpacker und Pauschaltouristen wuseln wild durcheinander. Reisebüros, Shops, Garküchen, Saftstände, mit Menschen verstopfte Gassen, dazwischen rennen immer wieder Thais mit Karren voller Gepäck hin und her, Fahrräder klingeln wild durcheinander und suchen sich unbarmherzig einen Weg in all dem Chaos. Unser erster Gedanke ist, „Blos weg hier!“ Größer könnte der Kontrast zu den Tagen vorher kaum sein. Wir laufen einmal quer durch den Ort zur anderen Bucht. Dieser Strand ist gesäumt von Bar´s und Nightclubs. Als wir am Strand entlang laufen, auf der Suche nach einer günstigen Unterkunft, was auf Koh Phi Phi einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleich kommt, fängt es auch noch an zu regnen. Carmen entdeckt glücklicherweise ein vernünftiges Zimmer in einem Reihenhaus, am Strand inmitten von 3 großen Baustellen. Wenigstens bekommen wir einen Discount von immerhin 50 Baht pro Tag und die Zusicherung, das die Arbeiter leise arbeiten werden.

19.09.2011 – 22.09.2011 Montag - Donnerstag

Koh Phi Phi war in den 80er und 90er Jahren der ultimative Geheimtipp, ein Paradies mit weißen Stränden und glasklarem Wasser. Der Tourismus machte aus den Inseln ein ökologisches Desaster und es gab Pläne die Inseln für einige Jahre für Besucher zu sperren, wobei sich diese Pläne wahrscheinlich niemals hätten umsetzen lassen können. Am 26.12.2004 zerstörte der Tsunami die meisten Unterkünfte auf Koh Phi Phi Don und kostete inoffiziell ca. zweitausend Menschen das Leben. Nach Khao Lak die meisten Todesopfer in Thailand. Nun hätte man durchaus diese traurige Chance nutzen können um Koh Phi Phi in einem für Mensch und Natur sinnvollem Maße wieder auf zu bauen. Vielleicht gab es dafür auch Ideen und Pläne, doch man ist immer noch in Thailand. Und somit wurde mit viel Geld und internationaler Hilfe ein kleines Abbild europäischer Trashkultur auf dieses bezaubernde Fleckchen Erde gestampft, ohne Rücksicht auf irgend jemand oder irgend etwas wies scheint. Es ist auf Koh Phi Phi durchaus möglich eine „original“ italienische Pizza oder einen saftigen Hamburger zu bekommen, bevor man sich im Irish Pub die Kante geben kann. An jeder Ecke werden „Buckets“ also kleine Eimer mit wahlweise Vodka oder Rum plus Softdrink plus Energydrink verkauft. Die Möglichkeiten um einen geschmacklosen Partyabend mit schlechter westlicher Musik zu erleben sind grenzenlos. Besoffene, herumstürzende Europäer zieren das allabendliche Straßenbild. Tagsüber bietet die Insel unzählige Möglichkeiten den irrsinnigen Nach- Tsunami- Bauwahn zu Bewundern. Da wird auch jedes noch so idyllische Stück mit Bettenburgen zu betoniert. Bis das alles fertig ist gibt es Haufenweise Müll und Schutt zu betrachten. Das „Tsunami- Memorial- Center“, ein großzügig und offen gestaltetes Gebäude was zur Besichtigung einläd, steht vollkommen leer und verwahrlost vor sich hin. Umringt von Bauschutt und Müll repräsentiert dieses Gebäude den Umgang der Inselregierung mit der Katastrophe. Bei soviel schockierenden Eindrücken kann man eigentlich nur noch mit einem der hunderten großen und kleinen Booten einen Tages- oder Halbtagestrip zu den umliegenden Schnorchelgründen oder „Traumbuchten“ unternehmen, wo man dann mit tausenden Anderen frustrierten Touristen die toten Korallen und überfüllten Strände besichtigen kann. Der Berühmte Maya Bay wird in der Hochsaison von ca. fünf tausend Besuchern täglich(!) Heimgesucht. Bei Ankunft findet man einen Strand der schwarz vor Menschen ist.
Nach 4 Nächten bei dröhnenden Bässen und allmorgendlichem Baustellenlärm sind wir glücklich diese Insel in Richtung Koh Lanta verlassen zu können. Koh Phi Phi bleibt uns in schlechter Erinnerung und wird uns wohl nie wieder sehen.
Als wir auf der Fähre mit einer Hand voll Anderen Reisenden schaukelnd vor uns hin dösen drängt sich mir ein bitterer Geschmack auf, dieses Gefühl das man selbst ja dafür Sorge trägt weshalb es einer schönen Gegend so elend ergeht. Denn jeder einzelne Besucher schmiert das endlose Schaufelrad der Tourismusindustrie. Wie riesige Bagger die Erde nach Rohstoffen durchwühlen, so wird in Thailand die Resource der schönen Natur ausgebeutet und zurück bleib totes, wertloses Land voller Müll und Gestank und dem einzigartigen Gefühl der Bestätigung, weil eine Menge Geld verdient wurde und wird. „Die Welt ist nicht Schön und voller Güte, sonder lediglich eine schäbige Anordnung einstweiliger Verfügungen, arrangiert nur für den Augenblick und um des Geldes Willen.“ (John Updike)


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with Georg and Heidi @ the Longtailboat to Railey East Beach


7th October 2011

Keine Angst der Blog wird immer gelesen XD Freu mich schon auf das nächste Lebenszeichen von euch ^^ Liebe grüße ausm Erzgebirge

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