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Published: October 13th 2010
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Zwei Dinge gehören zu jedem Indienbesuch dazu: Eine Durchfallerkrankung und ein Besuch des Taj Mahals. Letzteres habe ich gerade noch geschafft. Das erste jedoch habe ich mit etwas weit unangenehmerem ersetzt: Ich erkrankte an Dengue. Das Dengue-Fieber ist eine tropische Fiebererkrankung, die ähnlich wie Malaria von Stechmücken übertragen wird. Im Gegensatz zu Malaria ist Dengue-Fieber bei Nicht-Travelern nur wenig bekannt. Dabei ist die Gefahr daran zu erkranken insofern nicht unbedingt geringer, als dass sich die meisten Leute nur abends gegen Moskitos schützen. Dengue wird aber im Gegensatz zu Malaria von tagaktiven Mücken übertragen. In den meisten Fällen verläuft die Krankheit gutartig, in etwa 1 bis 2 Prozent der Fälle kann es aber zu inneren Blutungen kommen und, wenn sie nicht behandelt wird, kann sie dann tödlich verlaufen.
Da ich nicht mehr alle Stationen abfahren wollte, die ich ursprünglich vorhatte (Über Varanasi hatte ich schlimme Geschichten mit Schleppern gelesen.), wollte ich möglichst schnell nach Agra fahren, was mal so kurz eine Zugfahrt durch das halbe Land bedeutete. Die ersten Zeichen einer Erkrankung, Appetitlosigkeit, spürte ich bereits beim Frühstück, aber es war noch nicht so stark, dass ich mir Sorgen machte. Ich fuhr mit der Auto-Rikscha zum Bahnhof und fand mit etwas
Glück auch das richtige Gleis (in Indien gar nicht so einfach). In Patna musste ich feststellen, dass der Nachtzug, auf den ich auch so schon 4 Stunden hätte warten müssen, nochmals über 4 Stunden Verspätung hatte.Dort wurde es dann auch mit den Symptomen schlimmer: Ich hatte extrem starke Kopfschmerzen, vor allem hinter den Augen (ich konnte sie nicht bewegen, ohne dass es weh tat). Ich wollte aber nicht in einer vergleichsweise untouristischen Stadt nach einem englischsprachigem Doktor suchen müssen, von einem vernünftigen Hotel ganz zu schweigen. Als der Zug endlich kam suchte ich mir sofort mein Abteil und legte mich ins Bett.
Morgens war ich glücklicherweise alleine in meinem Abteil. Zwischendurch setzte sich ein freundlicher Inder zu mir. (Ich warin einem 3AC-Abteil, eine der höheren Klassen und die Mitreisenden waren in der Regel gebildeter). Wir unterhielten uns kurz, aber er merkte schnell, dass es mir nicht gut ging und verließ das Abteil wieder. Zwischendurch überprüfte ich meine Temperatur und kam auf 38°C.
In Agra hatte ich ein etwas besseres Haus in einer etwas ruhigeren Gegend gebucht, wenn auch etwas weiter vom Taj Mahal entfernt, aber das war momentan egal. Als ich ankam, hatten sie mein Zimmer bereits vergeben,
da sie nichts von der Verspätung wussten. Glücklicherweise war noch ein etwas teureres Zimmer mit Luftkühler vorhanden, das ich dann nahm und auch behielt. Ich aß noch etwas zu Abend und fiel dann ins Bett, das ich in den nächsten Tagen nur selten verließ. Am nächsten Tag hatte ich wieder Normaltemperatur und ich wollte mich nur ein wenig ausruhen.Zwar war ich immer noch appetitlos aber das schrieb ich dem schlechten Essen in dem hauseigenen Restaurant zu.
Zwei Tage später ging es mir dann aber richtig mies. Das Fieber war gestiegen, ich hatte weiterhin Kopfschmerze, Appetitlosigkeit und starke Gelenkschmerzen (Dengue war früher auch als "Knochenbrecherfieber" bekannt). Ich wollte unbedingt zum Arzt, zögerte aber, weil ich von Fälle n gehört hatte, in denen Ausländer in Indien unnötige Behandlungen über sich ergehen lassen mussten, weil die Ärzte zusätzliches Geld kassieren wollten, auch gab es in den 90ern Fälle, in denen in Agra Touristen absichtlich verseuchtes Essen erhielten, damit dies Restaurants sich mit Kurpfuschern die Einnahmen teilen konnten. Ich versuchte daher zunächst über die Notfallleitung der deutschen Botschaft in Delhi einen vertrauenswürdigen Arzt zu finden. Leider saß dort anscheinend nur ein unwissender Azubi an der Leitung. Erst verstand er den Namen "Agra" nicht
(ist ja auch nur das wichtigste Touristenziel in Indien) und dann meinte er, dass er mir nicht helfen könne, weil die Botschaft ja in Delhi sei und er keinen Arzt in der Liste hätte (Hallo, computerisierte Datenbank irgendwer?). Jedenfalls vertraute ich mich dann doch dem Hotel an, die mich von einem Autorikschafahrerzu einem astronomischen Preis (ich war nicht Wirklich in der Lage zu verhandeln) zu einem englischsprachigem Arzt brachte.
Das Wartezimmer, das direkt zur Straße öffnete, machte nicht unbedingt einen vertrauenswürdigen Eindruck. Es war, wie so vieles in Indien, komplett überfüllt. An der Wand war eine Bank, die etwa die Länge eines Menschen hatte. In der Mitte standen nochmal zwei solche Bänke. Zur Wand waren jeweils nur wenige Zentimeter Platz. Auf den Bänken saßen dicht an dicht die Patienten. Ein Wasserspender in der Ecke sah nicht besonders hygienisch aus. Die Becher lagen einfach so rum und von Außen war er recht schmutzig. Am Ende des Raumes war ein kleiner Schreibtisch, wo ein Arzthelfer Fieber und Blutdruck maß. An der Wand hingen mehrere Plakate, eines warb für eine Grippe-Impfung,ein anderes nannte Öffnungszeiten und Preise (Für die Konsultation waren 250 Rupien fällig, etwas mehr als 4 Euro). Ein weiteres Plakat bat
darum, nicht nach einem medizinischen Zertifikat zu fragen. Ich quetschte mich zwischen die anderen Patienten und wartete.
Irgendwann tippte mir ein Mann auf die Schulter. Mir wurde Fieber (in Fahrenheit) und Blutdruck gemessen, ich musste die Schuhe ausziehen und dann durfte ich ins Zimmer. Der Arzt empfing mich mit einem missmutigen Blick (etwas, das mir häufiger in Indien aufgefallen ist, und das auch zu meiner Entscheidung beigetragen hat), schien aber sein Fach zu verstehen. Er verschrieb mir unter anderem Paracetamol (Aspirin darf man auf keinen all nehmen, da es das Blut verdünnt, was in Kombination mit den möglichen inneren Blutungen bei Dengue tödlich wirken kann) und schickte mich zu einem Blutlabor, um einen Bluttest zu machen. Das Labor war deutlich größer als die Arztpraxis, aber der Wartesaal war auch sehr voll. Trotzdem dauerte es nicht lange bis ich dran kam. Der Bluttest wurde im Wartesaal gemacht, aber es wurden frische Nadeln benutzt. Ich ließ mich wieder zurück fahren und mein Fahrer holte am nächsten Tag das Ergebnis ab. Damit war es offiziell: Diagnose Dengue.
Ich konnte nichts anderes tun als im Bett zu bleiben, Medizin zu nehmen und viel zu trinken. Daneben musste ich auch auf die Zeichen
für einen bösartigen Verlauf achten, wie Blut im Stuhl oder Erbrochenem, Einblutungen in der Haut und ähnlichem. Ungefähr eine Woche nach den Ersten Anzeichen ging es langsam wieder besser, auch wenn ich noch sehr schwach war. Sobald ich sicher war, dass es mir wieder würde besser gehen, buchte ich für ein paar Tage später einen Flug von Delhi nach KL. Nichtsdestotrotz nutzte ich den vorletzten Vormittag zu einem Besuch des Taj Mahals, von dem Ihr hier die Bilder sehen könnt.
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Clairchen
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Hoffentlich bist du wieder völlig fit. Das Taj Mahal ist wunderschön :wub: