Alausí


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South America
January 10th 2010
Published: January 10th 2010
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10.01.2010
09:55



Als ich gestern hier in Alausí ankam, hielt sich meine Begeisterung in Grenzen: ausgestorbene Strassen, verrammelte Laeden, nasskaltes Nieselwetter. Hier will ich nicht tot ueberm Zaun haengen, dachte ich frierend, verkroch mich in meine fensterlose, muffige Zelle meines maroden Billig-Hostels und bruetete darueber nach, wie ich die letzte Woche in Ecuador verbringen solle:
Wie geplant und bereits reserviert mit dem Zug nach Sibambe und zurueck fahren? Dieser Zug gilt als Touristenattraktion: eigentlich sitzt man auf dem Dach und betrachtet eine grandiose Landschaft, und eigentlich startet der Zug bereits in Riobamba. Diese Woche faellt das Teilstueck von Riobamba nach Alausí aus - wie so oft - daher bin ich gestern im Bus hier angekommen. Und wie eben festgestellt, sitzt man leider auch nicht mehr auf dem Dach, aber diese Info fehlte mir gestern noch. Bei Regen 2 Stunden auf dem Zugdach zu frieren und in den Nebel zu starren - danach stand mir nicht der Sinn. Ab an die Kueste? Geht nur ueber Guayaquil, das uebelste Moloch Ecuadors, und Busse von hier aus sind rar. Was tun? Erstmal Zeitung lesen. Und da stand es schwarz auf weiss, meine Loesung: Der Tungurahua, einer der aktivsten Vulkane Ecuadors, raucht verstaerkt, begleitet von kleineren Explosionen. Bereits letzte Woche Mittwoch und Donnerstag bin ich deshalb spontan ein viertes Mal nach Baños gefahren in der Hoffnung, einen Blick auf die 1 km hohe Rauchsaeule zu werfen, die der Vulkan seit ein paar Tagen aushustet, doch zu meiner Enttaeuschung huellte er sich waehrend meiner Anwesenheit in dichte Wolken und bis auf ein donnerartiges Grummeln am Abend auch in Schweigen.
Nun soll er also seine Aktivitaet weiter erhoeht haben - allerdings hatte ich keine Lust, wieder in Baños zu sitzen und auf eine Wolke zu schauen, in der sich der Tungurahua verbirgt. Ich machte meine Entscheidung vom Wetter abhaengig und tat das, was mir das einzige zu sein schien, was man in Alausí tun kann: lesen und schlafen.

Heute morgen dann die Ueberraschung: Sonnenschein. Und Menschenmengen in Alausí. Das verschlafene Nest hat sich an diesem Sonntagmorgen in einen lebhaften Markt verwandelt. Farbenfroh gekleidete Hochland-Quechua haben ihre Waren ueberall in den Strassen und auf dem Marktplatz ausgebreitet: Obst, Gemuese, Saecke mit Getreide, Haushaltswaren, Stoffe, Kleidung, gackernde Huehner und quiekende Meerschweinchen sowie knusprige Huehner und Meerschweinchen am Grill.
Die gestern noch verrammelten Geschaefte haben die Rollos hochgezogen, Musik toent von ueberall her, und gemuetliche Cafés bieten Fruehstueck an, mit dem man sich in der Sonne sitzend staerken und das Treiben beobachten kann.
Der Plan steht also: Zug fahren und dann zurueck in Richtung Vulkan, in der Hoffnung, dass ich dieses Mal mehr Erfolg habe. Die Kueste, tja, gern wuerde ich sie noch sehen. Mal schauen, ob mir wenigstens noch 2 Tage Zeit dafuer bleiben, ansonsten baue ich auf den peruanischen Strand.

Waehrend der ersten Tage des neuen Jahres habe ich die Umgebung von Quito abgeklappert: An Neujahr habe ich meinen ersten Berg bestiegen, den mit 4698m fuer hiesige Verhaeltnisse eher kleinen inaktiven Vulkan Rucu Pichincha. Ich finde, dass das neue Jahr gut gestartet hat mit einem persoenlichen Rekord und reichlich Weitblick: Die schneebedeckten Gipfel von Chimborazo, Cotopaxi, Antisana und Cayambe waren sichtbar, tief unter mir lag das lang ausgestreckte Haeusermeer Quitos.

Am Tag darauf fuhr ich nach Otavalo noerdlich von Quito, das fuer seinen riesigen bunten Textilmarkt bekannt ist, und in der Tat war dieser Markt einen Besuch wert. Von dort aus ging es weiter in der Dorf Cotacachi mit seinen etwa 100 Lederwarengeschaeften und zur wunderschoenen Lagune Cuicocha, wo ich ein paar Stunden spazieren ging und herrliche Ausblicke auf den See und in das innerandine Hochbecken - Humboldts "Strasse der Vulkane" - genoss, bevor es wieder gen Sueden ging, nach Latacunga, einer lebhaften kleinen Stadt inmitten einer grandiosen Landschaft. Per Bus und Camioneta machte ich einen Ausflug zum blau-gruenen Kratersee Quilotoa, wo ich mich gern laenger aufgehalten haette, denn dieser See ist einfach irre schoen und laedt zu stundenlangen Wanderungen ein.

Nun bleiben mir nur noch wenige Tage in Ecuador, bevor ich nach Peru ausreisen muss. Drei Monate sind vorbei, und drei Monate haben ausgereicht, um mich in dieses Land zu verlieben.
Ich wuerde gern noch einmal zurueckkehren, in das Land mit den grossartigen Landschaften und den liebenswerten Menschen, in dem es so viel zu entdecken gibt - weit mehr, als ich gesehen habe.
Vielleicht klappt es ja irgendwann... Ojalá!

P.S.
Neue Fotos auf
http://www.facebook.com/album.php?aid=2026010&id=1461556997&l=1c668a7e4e

Und noch ein Nachtrag: Einige haben versucht, mir ueber diesen Blog Nachrichten zu schreiben - die meisten kommen nicht an! Die Gaestebucheintraege dagegen scheinen zu funktionieren, alles private aber besser per email oder facebook...

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