Loja


Advertisement
Ecuador's flag
South America » Ecuador
January 16th 2010
Published: January 16th 2010
Edit Blog Post

15.01.2010
19:10



Nun bin ich da, wo vor drei Monaten begann, was (noch) ist: in Loja, wenige Stunden von der peruanischen Grenze entfernt. Morgen abend steige ich in den Bus, mit dem ich Ecuador verlassen werde, genau 90 Tage nach meiner Einreise und somit am letzten Tag, den meine Aufenthaltserlaubnis zulaesst.
Es ist an der Zeit, meinen Ecuador-Reisefuehrer noch einmal durchzublaettern, noch sehr lebendige Bilder der vergangenen 3 Monate ins Gedaechtnis zu rufen, Dankbarkeit, Waerme und ein wenig Traurigkeit zu verspueren, und ihn schliesslich gegen der Peru-Fuehrer einzutauschen, der so lange in den Tiefen meines Backpacks geschlummert hat.

Ecuador, ich habe mich in diesem Land bewegt wie in einem Traum. Unendlich schoen waren die so verschiedenen Landschaften von Oriente, Sierra und Galápagos, beeindruckend die Fauna und die Flora, offen und liebenswert die Menschen, bewegend viele Begegnungen und unuebersehbar die vielen Probleme, mit denen der kleine Andenstaat kaempft. Ich habe so viele Eindruecke mitgenommen, dass es mir schwerfaellt, mich nun fuer einen Monat auf ein weiteres Land einzulassen. Daher werde ich mich auf direktem Wege nach Máncora begeben, um dort am Meer sacken zu lassen, was mir alles begegnet ist.

Nach meiner leider zu einem rein touristischen Event verkommenen Zugfahrt von Alausí aus zur Teufelsnase und zurueck war ich letztes Wochenende wieder hin- und hergerissen, wohin ich anschliessend fahren soll. So sprang ich voellig spontan auf den naechsten Bus auf, ueber den ich stolperte: in die mit 2,8 Millionen Einwohnern groesste Stadt des Landes, Guayaquil. Ich bereute diesen Entschluss schnell: der Bus klapperte so ziemlich alle Doerfer der suedwestlichen Andenregion ab, sorgte mit seinem Gebretter ueber kurvenreiche Feldwege fuer eine Revolte meines Magens und liess durch immer schwerer werdenden Nebel keine weiteren Ausblicke ueber die Landschaft zu. Nach sechs Stunden Fahrt eingezwaengt zwischen Menschen, Marktwaren und Huehnern empfing mich die schwuel-heisse Hafenstadt mit einem heftigen Unwetter. Zwei Tage zuvor noch hatte ich in der Zeitung gelesen, wie ungewoehnlich heiss und trocken es in dieser Stadt gerade ist, und dass die Regenzeit bereits im Dezember haette beginnen muessen. Nun, sie traf zeitgleich mit mir ein, und nachdem ich mich gegen etwa 50 Konkurrenten endlich durchgesetzt und ein Taxi ergattert hatte, liess ich mich ins Hotel bringen, das ich an diesem Abend nicht mehr verliess. Guayaquil ist ein Moloch, das man im Dunkeln nicht erkunden sollte, schon gar nicht allein als offenkundig auslaendische Frau. Schlaegt man die Zeitung auf, springen einen die Schlagzeilen an, die einen ueber die juengsten Morde informieren, ganze Stadtteile gelten als absolute No-Go-Areas, die riesigen Slums sollte man weitraeumig umgehen und um den Aufenthalt noch angenehmer zu gestalten, gibt es Malaria, Dengue und was sonst noch in den Tropen zu holen ist. Ich wollte mir am kommenden Vormittag fuer ein paar Stunden das Zentrum ansehen und dann weiterfahren an den Strand bei Puerto Lopez. Doch es kam mal wieder anders:
Am naechsten Morgen lief ich erstmal prompt in die falsche Richtung, hatte bereits nach 10 Minuten die Nase voll von der regenueberfluteten haesslichen Stadt, in der der Dreck durch die Strassen trieb, und liess mich so schnell wie moeglich mit Zeitung und Kaffee in einem unpersoenlichen Schnellrestaurant nieder. Und da prangte er wieder auf einer der Seiten, dieses Mal im Dunkeln, rotgluehend und mit den roten Buchstaben "Alerta" ("Alarm") versehen: der Tungurahua. Laut Geophysikalischem Institut zeigte er eine mittlere Aktivitaet mit steigender Tendenz, und spuckte wieder vermehrt Asche und ein wenig Lava.
Ich stuerzte meinen Kaffee hinunter, nahm mir ein Taxi zurueck ins Hotel, packte meine Tasche und verliess die unwirtliche Hafenstadt in Richtung Baños.

Dieses Mal hatte ich Erfolg: In Baños hatten sich mittlerweile die Wolken verzogen, und ich begab mich zwei Tage lang zu verschiedenen Aussichtspunkten auf den Vulkan: das Donnergetoese hatte seit meinem letzten Besuch stark zugenommen, regelmaessig waren Explosionen aus dem Kraterinneren zu hoeren, und die laut Geophysikern etwa 2 km hohe Aschesaeule war beeindruckend. Ich unternahm zusammen mit ein paar Einheimischen, einem Belgier und einem Briten eine Nachtfahrt, die uns naeher an den Krater heranbrachte und uns unter anderem auch durch wahre Mondlandschaften fuehrte: hier haben bis 2006 zwei Doerfer gelegen, erklaerte uns unser Fahrer, dann wurden sie bei der letzten starken Eruption des Tungurahua zerstoert. Ums Leben gekommen ist damals niemand, alle Einwohner wurden rechtzeitig evakuiert. Wir sahen den Evakuierungsplan von Baños und verschiedene Hinweisschilder auf die Fluchtwege in kleineren Doerfern.

Ausgestattet mit warmen Klamotten, heissem Canela mit Schnaps und Geduld bezogen wir dann einen Aussichtspunkt, und nach einer halben Stunde Frieren wurden wir belohnt: rotgluehende Lava wurde unter tiefem Grollen in den schwarzen Himmel gespuckt, nicht viel, aber beeindruckend genug. Meine kleine Digitalkamera war leider mit der Situation ueberfordert, aber ich fuhr gleichermassen durchgefroren, fasziniert und gluecklich zurueck in mein Hostel, wo ich meine Tasche packte fuer die letzte Etappe gen Sueden, zurueck zur peruanischen Grenze.

Ich bin dankbar fuer meine Zeit hier, fuer die grossartigen Erfahrungen, die ich gesammelt habe, fuer die Einblicke, die ich in das Leben hier haben durfte. Vieles werde ich schmerzlich vermissen.
Nun liegen vier Wochen Peru vor mir.
Ecuador, mi lindo país - hasta luego.


neue Fotos unter
http://www.facebook.com/photo.php?pid=30717397&l=34945bc775&id=1461556997

Advertisement



16th January 2010

Danke und Grüße
Liebe Alex, ich möchte dir mal ein großes Dankeschön da lassen für deine tollen Reiseberichte! Ich lese dich sehr gerne und freue mich jedesmal sehr, wenn es wieder einen neuen Bericht von dir gibt! Viele liebe Grüße Yersi
19th January 2010

voller sorge
liebe alexandra roth, so viele gefährliche sachen auf den fotos. merkwürdiges essen, todbringende tiere und schluchten und wasserfälle. kommen sie bitte ungehend zurück in die kreuzberger sicherheitspraxis. nein im spass. ich glaube es geht ihnen gut und dann bin ich froh und freu mich für sie. passen sie gut auf sich auf. kathrin
19th January 2010

Danke! :o)
Ich komme ja zurueck - aber erst Ende Februar! Bis dahin alles Gute Ihnen und dem Doc! Sonnige Gruesse, Alexandra

Tot: 0.088s; Tpl: 0.01s; cc: 7; qc: 45; dbt: 0.0482s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1; ; mem: 1.1mb