Endspurt voller Emotionen


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April 15th 2013
Published: April 15th 2013
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Nun ist auch schon mein letztes Wochenende in Brasilien vorbei und wie es sich gehört, war das ordentlich vollgestopft, aufregend und bewegend. Letzte Woche habe ich endlich meine Uni hier abgeschlossen, die letzten Prüfungen geschrieben, Hausarbeiten abgegeben und meine Noten eingesammelt. Die Profs haben mir alle nen tierischen Ausländerbonus gegeben bei der Bewertung, da ist es fast schade, dass die Noten nicht in meine Gesamtwertung in Deutschland eingehen :D Ansonsten ist nicht viel passiert, außer dass mich jeden Tag 100 Leute gefragt haben wann genau ich nun fliege und ob ich es mir nicht nochmal anders überlegen will. Fast wundert es mich, dass ich keinen Heiratsantrag zu Überzeugungszwecken bekommen hab!

Achso, eine kleine Anekdote muss ich noch erzählen, bevor ich zu meinem ereignisreichen Wochenende komme. Vor ca. 10 Tagen musste ich nach der Uni mal wieder mit dem Bus nach Hause fahren (in den letzten Wochen bin ich fast immer mit Paulo auf dem Motorrad mitgefahren) und als ich an meiner Haltestelle ankam, war mein Schutzpolizist noch nicht da um mich abzuholen. Also hab ich mich an die Straßenecke gestellt und gewartet. Nach 1-2 Minuten kam eine Frau auf mich zu und fragte ob ich auf jemanden warte. Sie meinte, sie wohne im Haus gegenüber und habe mich da stehen sehen und weil es um die Zeit (es war schon fast um 10 abends) ja nicht ganz ungefährlich ist, alleine draußen rumzustehen, besonders als Frau, habe sie sich gedacht sie gesellt sich zu mir. Wie knuffig! War voll gerührt! Sowas passiert einem in Deutschland nicht, dass jemand Fremdes sich so kümmert. Das war mal wieder so ein Moment wo ich echt platt war von der brasilianischen Hilfsbereitschaft.

Nun aber zum letzten Wochenende. Am Samstag war "endlich" meine bereits angekündigte Abschiedsfeier. Da meine Freunde so gut wie alles für mich organisiert haben, musste ich vormittags nur noch ein paar Sachen einkaufen, damit kein riesen Chaos entsteht über "wer bringt was mit" und "wer bezahlt wem wie viel Geld dafür". Aus ein paar Sachen wurde ein Einkaufswagen voll mit Fleisch, Würtschen, Zutaten für Caipirinha, Plastikgeschirr und Luftballons... Aber was solls, es hat sich gelohnt! Wir wollten am frühen Nachmittag anfangen zu feiern und zu grillen, also habe ich mir vorgenommen nicht erst Mittag zu essen. Aber daraus wurde nichts, denn ausgerechnet am Samstag wurde zu Hause beschlossen Lasagne zu machen. Und die ist jedes Mal so lecker, dass ich nicht nur einfach das Mittagessen nicht auslassen konnte sondern nicht einmal nur eine kleine Portion verspeisen konnte... So bin ich also mit vollem Magen zu einem Churrasco gegangen - ideale Voraussetzungen! Zwei meiner Freunde haben zusätzlich noch einen riesigen Topf hausgemachte Feijoada organisiert (eine Art Bohneneintopf mit viel Fleisch und Blutwurst) und dazu Reis, Farofa (geröstetes Maniokmehl, in dem das gegrillte Fleisch gewälzt wird), frische Ananas und Orangen. Es gab genug zu Essen für eine halbe Armee! :D Bevor die anderen eintrafen habe ich noch um die 50 Ballons aufgeblasen, wer hätte gedacht, dass das so anstrengend ist... Zwischen 14 und 17 Uhr kamen dann nach und nach meine Freunde von der Uni, manche konnten leider nicht so lange bleiben, aber umso schöner, dass sie trotzdem gekommen sind. Auch waren bei Weitem nicht so viele da wie sich angekündigt hatten, aber das war mir eigentlich von vornherein klar und auch nicht schlimm, denn die wichtigsten Leute waren da und das ist schließlich die Hauptsache. Wir haben einen super Nachmittag zusammen verbracht, gegessen und getrunken bis zum Umfallen, gesungen, getanzt und viel gelacht. Am Ende wurde mir wieder eine lustige brasilianische Tradition beigebracht: nämlich dass zum Schluss einer Feier alle Luftballons zerplatzt werden
AbschiedsgeschenkAbschiedsgeschenkAbschiedsgeschenk

Das T-Shirt hat ein Freund von mir extra für mich gemacht, total süß!
müssen. Jeder durfte mal ran und teilweise waren die Methoden richtig kreativ. So wurden die Ballons auch schon mal zwischen zwei Leute geklemmt (auf dem Bauch, Kopf oder Hintern...) und dann mussten sich die zwei so lange ganz fest drücken bis es BUMM gemacht hat. :D War gar nicht so einfach wie es klingt!

Da die Feier auf dem Gelände eines Vereins stattfand (auf dem sich übrigens auch Pfadfinder treffen. Die sahen genauso aus wie man sie aus amerikanischen Filmen kennt! Ich wusste nicht mal, dass es sowas in Brasilien gibt. Aber war amüsant denen bei ihren Übungen und Spielen zuzuschauen.), mussten wir schon abends um 6 zusammenpacken. Das kam etwas unerwartet. Aber ließ sich auch regeln. Die meisten wollten noch ins Zentrum zum Weiterfeiern, ich natürlich auch. Carlos, der ja in der gleichen Straße wohnt wie ich, wollte nach Hause und weil sonst keiner das übrig gebliebene Essen wollte, habe ich ihn gebeten alles bei meiner Familie abzuliefern. Ich wusste die würden sich freuen und tatsächlich waren sie total aus dem Häuschen! Schon allein, weil Oma jetzt den Rest der Woche nichts mehr kochen muss, nur noch warm machen. 😊 Wie gesagt war ich dann noch mit einigen Leuten im Zentrum, wo es in einer Seitengasse Livemusik auf der Straße gab, alles war voll mit jungen Menschen, es war also eigentlich typisch Samstagabend. Nur, dass es noch nicht mal 7 Uhr war! Da wäre in Deutschland ja noch tote Hose, während hier um die Zeit schon die Party voll im Gange ist. Verrückt die Brasilianer. Aber eigentlich kam mir das ganz gelegen, denn so bin ich nicht so spät nach Hause gekommen, schließlich musste ich am Sonntag wieder sehr früh aufstehen. Ich bin auch gerade rechtzeitig angekommen, denn 10 Minuten später gab es einen totalen Stromausfall im ganzen Viertel, der eine Stunde andauerte, echt nervig. Später nachts war der Strom nochmal weg, da hätte ich mich fast totgeschwitzt, weil: ohne Strom kein Ventilator und das ist das Einzige, was mich nachts überhaupt schlafen lässt.

Sonntag früh bin ich mit meiner Gastfamilie schon früh um 8 losgefahren, denn wir wurden von Bekannten meiner Gasteltern in ihr "Wochenendhaus" auf dem Land eingeladen. Alter, die hatten ein gigantisches Grundstück! Da musste man nach dem Eingangstor erstmal nen Kilometer fahren, bevor man am Haus ankam. Und hinterm Haus ging das Gelände nochmal über einen Kilometer weiter. Die haben da fast alles an Bäumen, was hier im Nordosten wächst: Bananen, Limetten, Orangen, Pitomba, Seriguela, Avocado, Papaya, Cajá, Brotfrucht, Pinha (Zimtapfel) und noch viel mehr. Dazu nen kleinen See, ein Stück Urwald.... Irre! Dort gab es - wär hätte das gedacht - wieder ein Churrasco, also wieder ein Berg Fleisch, von Hühnchen, Rind und Ziege und was hier nie fehlen darf: Krabben. Bis auf letzteres hab ich auch von allem was gegessen, aber danach war ich echt mehr als voll. In zwei Tagen hab ich mehr Fleisch gegessen als sonst in zwei Monaten! Jetzt reichts erstmal finde ich...

Abends war ich noch mit Carol und Guilherme in einem kleinen Freizeitpark, der temporär in JP ist. Da sie ihren Führerschein noch nicht hat, durfte ich fahren - juhu! Was ich toll fand, war dass man in dem Park nur einmal Eintritt bezahlt (als Student ca. 6€) und dann mit allen Attraktionen fahren kann so oft man möchte. Leider war das mit dem Kleinen relativ schwierig, sodass wir letztendlich nur mit allen Kinderkarussells gefahren sind. Ich bin nur in ein Fahrgeschäft alleine gegangen, das war eigentlich ganz cool, aber alleine macht es eben nicht so viel Spaß wie wenn man mit jemandem zusammen kreischen kann. Dafür war es eine wahre Freude dem Knirps zuzuschauen, wie er auf den kleinen Motorrädern und Autos Runden gefahren ist und dabei riesen Spaß hatte.

Nun ist meine letzte Woche im ewigen Sommer angebrochen, ich kanns noch gar nicht glauben. Ich versuche mich langsam an den Gedanken zu gewöhnen, schon hier weg zu müssen, obwohl ich mich gerade richtig eingelebt hab. Irgendwie ist die Vorstellung, in ein paar Tagen nach Deutschland zurück zu müssen genauso surreal wie vor 9 Monaten die Vorstellung tatsächlich nach Brasilien zu gehen. Verrückte (Gefühls-)Welt...


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das Gelände reicht so weit das Auge blicktdas Gelände reicht so weit das Auge blickt
das Gelände reicht so weit das Auge blickt

erst auf der anderen Seite des Tals, der Hügel im Hintergrund gehört zum nächsten Grundstück


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