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Published: January 10th 2009
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Parque Nacional Huapi - (Huetten)Trekking oberhalb von Bariloche / des Lago Nahuel Huapi
Tag 1 - Es ist Dienstag, der 06.01.2009
Mein viel zu schwerer Rucksack versetzt mich in Erstaunen - das harte Los der ersten Tage ... . Mit 25 kg auf dem Ruecken mache ich mich frueh am Morgen von der Bushaltestelle am Fusse des Cerro Catedral auf den Weg zum Refugio Frey, traumhaft gelegen auf ca. 1.700 m an der Laguna Tonchek zu Fuessen des Cerro Catedral.
Nach vier Stunden Aufstieg durch die zunehmende Hitze des Tages erreiche ich gegen 12 Uhr das Refugio. Ich suche nach einem geeigneten Zeltplatz - meiner Ansicht nach muss dies einer mit Aussicht auf See und umliegende Berge sein. Dies allerdings sollte sich sehr bald als schwerer Fehler herausstellen. Ich werde fuendig - um die Aussicht zu geniessen muss lediglich der Eingang des Zeltes weit genug geoeffnet werden.
Ich mache mich an den Aufbau meines Zeltes. Innenzelt und Gestaenge stehen, werden dann aber ohne jede Vorwarunung von einer Boee erfasst und kommen erst ca. fuenf Meter weiter wieder zum Liegen. Vom vor allem im Sommer staendig wehenden Wind hatte ich ja gelesen, vom Sturm allerdings nicht. Es sollte
ein windiger Tag werden, ein sehr windiger ... . Der Wind sollte sich erst gegen 1 Uhr nachts wieder legen. Es war, als wuerde mir dieser zur Begruessung ganz einfach frech ins Gesicht lachen und mich auf diese Art und Weise in Patagonien willkommen heissen. Ich hatte es ja so gewollt ... .
Ich unternehme einen weiteren Versuch, das Zelt aufzubauen. Innenzelt und Gestaenge werden dieses Mal mit Steinen beschwert. Ich werfe hastig das Aussenzelt darueber und verankere die Abspannleinen anstatt mit Heringen im mit grossen Steinen am Boden. Das Zelt steht, der Wind weht weiter mit voller Wucht. Soweit wie moeglich verstaue ich hastig alle Sachen im Zelt. Nach diversen gescheiterten Versuchen gelingt es mir, eine Mauer aus Steinen als Windschutz zu errichten.
Ich habe Hunger und mache mir etwas zum Essen. Der Wind nimmt dem Kocher saemtliche Hitze. Bis das Wasser kocht dauert es schier ewig. Mit klammen Fingern geniesse ich die unter diesen Umstaendnen hervorragend schmeckende Suppe. Direkt nach dem Essen verziehe ich mich in die wohlige Waerme meines Schlafsacks und bin spaetestens jetzt heilfroh, mich fuer die Daunenausfuehrung entschieden zu haben.
Mittlerweile ist es so laut, dass man seine eigene Stimme nicht mehr
versteht. Jegliches Fluchen und Schreien bleibt ungehoert. Was noch hinzukommt - ausserordentlich gruendlich verteilt der Wind sehr feinen Staub. Er ist ueberall - in den Augen, im Mund, in den Ohren, in den Kleidern, im Schlafsack ... . Nach und nach stellen saemtliche Reissverschluesse ihre Funktion ein. Ich bin kurz davor, mich auf den Weg ins schuetzende Refugio zu machen, entscheide mich dann aber doch, zu bleiben. Der Wind macht ein schnelles Einschlafen unmoeglich, bis ungefaehr 1 Uhr ist hieran mitnichten zu denken.
Tag 2 - Es ist Mittwoch, der 07.01.2009
Der naechste Morgen, es ist 6 Uhr und die Nacht ueberstanden. Zu meiner eigenen Ueberraschung ist das Zelt unbeschaedigt. Mein Durchhaltevermoegen wird belohnt mit einem perfekten Morgen. Die Sonne geht auf und laesst die gegenueberliegenden, surreal wirkenden Berge goldfarben erstrahlen. Der Himmel ist wolkenlos, strahlend blau. Ich packe meine Sachen und mache mich nach einem kurzen Fruehstueck auf den Weg zum Refugio Jakob.
Im Vergleich zu gestern sollte dies ein schon fast ereignisloser Tag werden. Es ist sehr warm. Gegen 13 Uhr erreiche ich nach 4.5 Stunden das Refugio, gelegen auf ca. 1.600 m an der gleichnamigen Lagune. Mein Zelt errichte ich dieses Mal windgeschuetzt im
Wald. Der gestrige Tag hat eindruecklich gezeigt, wodrauf es zu achten gilt.
Nach dem Aufbau goenne ich mir ein kurzes Bad im eiskalten Wasser der Lagune. Ich nutze diese Gelegenheit, meine durchgeschwitzten Kleider zu waschen. Diese trockne ich anschliessend in der Sonne. Durchgefroren aber erfrischt mache ich mich auf den Rueckweg zum Zelt um dort eine Kanne Tee zu geniessen.
Den Rest des Tages verbringe ich doesend in der Sonne an der Lagune. Gegen 20 Uhr erreicht eine 50 bis 60 koepfige Schuelergruppe das Refugio. Aufgrund der schon fortgeschrittenen Tageszeit werden sie bis in die Dunkelheit mit dem Aufbau ihres Lagers beschaeftigt sein.
Tag 3 - Es ist Donnerstag, der 08.01.2009
Am heutigen dritten Tag warten neben der sog. Schluesselstelle der gesamten Tour - eine Kletterpassage durch einen ca. 200 m hohen geroell- und schuttgefuellten Kamin - noch weitere Ueberraschungen auf mich, aber dazu spaeter mehr.
Gegen 8 Uhr mache ich mich nach dem Abbau meines Lagers und nach einem anschliessenden kurzen Fruehstuck auf den Weg zum Refugio Italia. Gleich zu Beginn des heutigen Tages wartet die bereits erwaehnte Schlusselstelle auf mich. Was ohne bzw. mit leichterem Rucksack spielend leicht waere, wird mit 25 kg auf dem Ruecken um ein Vielfaches schwerer. Griffe und Tritte erfordern hoechste Aufmerksamkeit.
Nach ca. 30 min erreiche ich dennoch den Ausstieg. Ueber schier endlose Geroellfelder erreiche wenig spaeter den eigtl. Grat. Wie sich erst spaeter herausstellen sollte, leider den falschen. An einer unscheinbaren Stelle bin ich anstatt nach links immer weiter geradeaus gelaufen. Ein vermeidbarer Fehler, dessen Korrektur mich letztendlich mehr als 24 Stunden Umweg kostet und den Abbruch der Tour bedeuten sollte.
Bis mir dies auffaellt, ist es bereits 12 Uhr. Zwischen mir und dem eigtl. Tagesziel, dem Refugio Italia an der Laguna Negra, liegen jetzt zwei tief eingeschnittene Taeler und zwei ca. 2.000 m hohe Bergruecken. Guter Rat ist jetzt teurer, aber schlussendlich entscheide ich mich fuer den direkten Weg. Wie sich spaeter herausstellen sollte, ein weiterer schwerwiegender Fehler.
Ueber Geroellfelder und durch Schuttrinnen mache ich mich auf den Weg ins Tal. Dieses erreiche ich erschoepft nach ca. 2 Stunden. Nach einer kurzen Pause mache ich mich an den erneuten Aufstieg. Dieser fuehrt wiederum durch wegloses Gelaende und ueber schier endlose Geroellfelder. Dementsprechend lange dauert das Ganze.
Gegen 19 Uhr erreiche ich den Grat. Das Refugio ist jetzt zwar in Sicht, aber vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr erreichbar. Ich stelle mich auf eine Nacht am Berg ein und mache mich auf die Suche nach einem geeigneten Platz fuer die Uebernachtung. Diesen finde ich wenig spaeter geschutzt von Baeumen an einer Felswand. Zwar kann hier aus Platzgruenden kein Zelt aufgebaut werden, aber da das Wetter stabil ist, entscheide ich mich fuer eine Nacht im Schlafsack unter den Sternen. Kurz nach 21 Uhr geht die Sonne unter.
Tag 4 - Es ist Freitag, der 09.01.2009
Der folgende Morgen - es ist 6 Uhr, es daemmert. Gegen 6.30 Uhr geht die Sonne auf. Da mein Permit heute Abend auslaeuft und ich demnach wieder in Bariloche sein muss, entschliesse ich mich fuer den Abstieg ins Tal und den Rueckweg. Bezeichnenderweise soltte dies das Tal sein, aus dem ich gestern Nachmittag aufgestiegen bin.
Nach vier beschwerlichen Stunden Fussmarsch durch Bachlaeufe und den bambusbewachsenen Wald erreiche ich nassen Fusses gegen 11.30 Uhr den Weg zurueck in die Zivilisation. Nach weiteren drei staubigen Stunden durch die gluehende Hitze erreiche ich gegen 14.30 Uhr das Ende einer Strasse. Wie sich wenig spaeter herausstellen sollte, wird diese nur sporadisch von Autos bzw. Bussen befahren. Soldaten der hiesigen Militaerakademie bieten mir an, mich bis zur naechst groesseren Hauptstrasse mitzunehmen. Ich nehme dankend an und erreiche gegen 16 Uhr vollkommen erschoepft aber uebergluecklich das Hostel.
... Fortsetzung folgt
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Ariel
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Fotos
Die Fotos sehen sehr gut aus! Ich finde Laguna Jakob die Beste! Es sieht aus wie ein richtigen Spiegel.