Part II: The Birthplace of a Nation


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January 12th 2014
Published: January 12th 2014
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Da stand ich nun an der Bushaltestelle an der Ecke Queens Street und Quay Street in Auckland City. Der Motor des Busses brummte schon und ich war im Begriff einzusteigen. Ein mulmiges Gefühl machte sich in meinem Bauch breit. Ein Teil von mir wollte wirklich in dieser Stadt bleiben um das anscheinend perfekt passende Auto zu kaufen. Ich war offenbar tatsächlich dieser Meinung ohne es je gesehen zu haben oder besonders viel Ahnung von Autos zu haben.
Die anderen 50% von mir wollten aber auch schleunigst raus aus dieser unpersönlichen und brummenden Stadt. Marcus war mit zur Haltestelle gekommen um mich zu verabschieden.
Wenige Minuten später saß ich im Bus und das Gefährt namh Fahrt auf. Nördlich, immer nördlich in Richtung Bay of Islands.

Ich kann mich noch daran erinnern, dass die sanften grünen Hügel in den Vierteln vor der Stadt schnell in dichten Regenwald übergangen und die Straße sehr einsam war. Regenwald zu beiden Seiten und ab und zu mal eine Einfahrt zu einem Grundstück. Wir passierten die Städte Whangarei ("Wh" wird in Maori wie "f" ausgesprochen, demnach "Fangarei") und Kawakawa und schließlich warf der Busfahrer mich und noch drei andere bei der Centabay Lodge in Paihia raus. Wir waren die letzen Passagiere im Bus und so gab es den Service direkt zum Hostel.
Nachdem ich eingecheckt hatten und mein Gepäck in mein Zimmer gestellt hatte, ging ich noch in die Küche, wo ich sehr freundlich von Karoliina und Hélène aus Finnland und Frankreich begrüßt wurde. Ich setzte mich dazu und wir hatten ein nettes Gespräch - auch die beiden würden am nächsten Tag in der Centabay Lodge mit dem Arbeiten beginnen.

Der folgende Morgen: Nach kurzer Einweisung durch Jack, den Besitzer, machten wir uns an die Duschen, Toiletten, den Garten, die Wäsche und die Zimmer, die dreckig waren. Nach nur 1,5 statt abgemachten 2 Stunden waren wir fertig und in die an einer Hand abzählbaren Freizeitangebote des Ortes entlassen: Einkaufen, Waitangi Trust, Kajaken, Schwimmen und Café trinken. Das Hostel hatte Kajaks dort und so paddelten wir recht oft einfach mal raus um die keine Insel Motumaire vor der Promenade Paihias. Ein wahres Paradies, aber leider war das Wasser noch zu kalt um wirklich ernsthaft zu baden. Es war schließlich gerade erst Frühling geworden.
Auch die anderen Aktivitäten des Ortes wurden in den kommenden zwei Wochen mehr oder weniger ausgiebig verfolgt. Ausgiebig war zum Beispiel Einkaufen, weniger ausgiebig beispielsweise Schwimmen. Bald wurde unser Team noch größer: Alyssa, Maddy, Maike, Lena und noch jemand, deren Namen mir aber entfallen sein muss, kamen am Tag nach meiner Ankunft an. 9 Leute, die putzen, insgesamt 12 Gäste. Nur etwa einen Kilometer ausserhalb Paihias liegt Waitangi und dort der Waitangi Trust, der Ort an dem die Veträge zwischen den Briten und den Maoris unterschrieben wurden. Deswegen nennt man die Region Bay of Islands auch: The birthplace of a nation. Allerdings verstanden die Maori wohl etwas falsch, denn sie unterschrieben ihre eigene Unterdrückung durch die Briten.. In Russell, einer nahen Kleinstadt, polarisierte sich damals dann das Leben des britsichen Abschaums, wie man heute sagen würde. Die Trinker, Arbeitslosen, Armen und Obdachlosen. Ein gewisser Charles Darwin, gerade auf der Durchreise nach großem Fund auf Galapagos, sagte dazu, als er bei seiner Reise hierher durch Russell kam: "Wir sind uns alle einig, dass Neuseeland kein schöner Ort ist. Wir sind, so denke ich, alle froh, wieder nach England zu reisen." Das muss alles so um 1860 gewesen sein.

Am zweiten Tag nach meiner Ankunft in Paihia nahm ich schon wieder den Bus nach Auckland zurück um das Auto unter die Lupe zu nehmen. Marcus und ich trafen uns also in der Stadt und fuhren in seinem Auto dann nach Greenlane, wo der Verkäufer arbeitete. Das Auto sah grandios aus, mein erster Eindruck war gut. Ich hatte aber immer noch dieses merkwürdige Gefühl im Bauch, dass mir eigentlich sagte, nicht zu kaufen, weil ich so viel Geld nicht auf einmal ausgeben wollte. Über die kommenden Monate sollte ich lernen, dass man besser auf sein Bauchgefühl hört und, egal wie stark der Kopf ist, er gegenüber der ersten Intuition zurückstecken muss!
Marcus saß während der Testfahrt dann im Rückraum des Vans und unterhielt sich mit dem Verkäufer - Steven aus England. Ich war still, denn ich hatte keine Ahnung worauf man achten musste, obwohl ich mich belesen hatte. Wenn ich jetzt an diesen Tag zurückdenke wird mir etwas mulmig. Ich sehe mich als einen dummen, unerfahrenen, blauäugigen Backpacker, der nur darauf wartete, über den Tisch gezogen zu werden.. Schließlich willigte ich ein, obwohl ich mir spürbar unsicher war. Ein Handschlag und 2200 Dollar weniger in der Tasche.

Am Abend gönnte ich mir - wie scheinheilig, denn ich hatte schließlich kein so gutes Gefühl (ich hoffe, das ist jetzt auch rübergekommen, habs ja ein paar mal erwähnt, haha) - zur Feier des Tages noch ein paar Dinge im Supermarkt. Fairerweise muss ich zugeben, dass die Beschreibungen der Ereignisse vermutlich vom Sichtpunkt zur Zeit der Entstehung dieses Textes gefärbt sind. Doch ich meine mich genauso auch daran zu erinnern, dass ich gar nicht so überwältigt glücklich war, diesen Schritt gegangen zu sein. Wie dem auch sei, so trat ich meine Reise zurück nach Paihia an. Knapp 170 km, das sollte ich doch an einem Abend in knapp 4 Stunden schaffen, so dachte ich mir. Doch dies hier war Neuseeland und nicht Deutschland, es gibt - surprise, surprise - also keine Autobahn. Sondern nur enge, gewundene Straßen, die es einem kaum erlauben, schneller als 80 zu fahren. Oft ist es so, dass nach einer Ortschaft dann das 100km/h-Schild kommt und direkt danach eine scharfe Kurve. Es ist also theoretisch wie auch praktisch unmöglich (!!) 100 zu fahren. Einen echten Neuseeländer stört das nicht. Wirklich. Steht da 100, fährt er 100, egal wie abenteuerlich das wird.
Das führt dann aber auch dazu, dass, wenn du als Europäer immer ganz brav vor der Kurve bremst und sicher fährst, du bald 5 bis 6 Autos hinter dir hast, deren Fahrer wie durch den Rückspiegel zu sehen relativ genervt sind.
Manche gestikulieren sogar wild. Eigentlich witzig, weil sie keinen Grund haben, gehetzt zu sein. Hier gibts keine Ampeln oder Staus, abgesehen von den Innenstädten mal. Die Rush Hour kulminiert also nicht in diesem nervigen Stop and Go wie wir das alle kennen. Hier ist Autofahren wirklich entspannend, es kommen ein paar Beispiele:

Kein rechts-vor-links, sondern: Wer zu erst an eine Kreuzung kommt, fährt zuerst.
Wie gesagt, keine Ampel, sondern nur Kreisverkehre für die großen Kreuzungen. So bleibt immer schön Fluss im Fahren.
Na gut, Linksverkehr. Der ist gewöhnungsbedürftig, doch es geht gut, denn das Lenkrad ist ja auch auf der rechten Seite.
Ja, das wars eigentlich.

Auf halber Strecke zurück in die Bay of Islands fing es enorm stark an zu regnen und die Sichtweite beschränkte sich nach kurzer Zeit auf nur noch 10 Meter. Ich fuhr links ran, denn die Autokolonne hinter mir wurde länger und länger. Mit bedankendem Hupen fuhren sie dann vorbei. Ich war das Fahren auf der linken Straßenseite wirklich noch nicht gewohnt, so kam ich durch den Regen auch ab und zu ins Straucheln. Es ist mir kein bisschen peinlich, denn der Regen war wirklich ungewöhnlich stark, die Straßen wurden glatt, dass ich einmal sogar die Leitplanke gestreift habe. Offensichtlich dachten die Wagen hinter mir, dass ich ein betrunkener Autofahrer sei und so fand ich mich einige Minuten später von blau und rot blinkenden Streifenwagenlichtern verfolgt auf dem State Highway 1 wieder.

Ich fuhr also erneut links heran und die beiden Officer kamen an mein Fenster. "What are you doing, mate? People were calling about a drunk driver." -"I'm not drunk, it's just this car and the rain and, well , it's my first time driving on the lefthand side of the road." - "Should not make you struggle so hard, mate." - "Yeah, you're rigth, but I swear I'm not drunk!" - "I'm believing you but I gotta test you still, mate. Sorry for that, it's my job, mate." A few awkward seconds later." - "You're not drunk, mate. Where are you from?" - "Germany." - "Sweet as! I was driving on the Autobahn and that's so cool to go as much as you want!" - "Yeah." - "Follow our vehicle to a place where you can spend the night, but, mate, please don't hit the road tonight, mate!" Also folge ich deren Auto zu einem kleinen versteckten Parkplatz und verbringe dort die Nacht. Ich wurde noch verabschiedet mit den Worten: "See ya, mate!" (Die haben tatsächlich so oft "mate" gesagt. Das ist so ein Kiwislangwort, aber dazu später mehr.) Es war wahnsinnig kalt im Auto, denn ich hatte keine Decke und es wurde bestimmt so um die 5 Grad kalt. Also fror ich dort vor mich hin und freute mich schon, als die Sonne aufging um losfahren zu können. Ich kam auch pünktlich zur Arbeit wieder in Paihia an, legte mich aber bald schlafen.

Die nächsten zwei Wochen verbrachte ich also in Paihia. Jeden Morgen arbeiteten wir für nun nicht einmal mehr 2 Stunden. Gegen Ende der ersten Woche kam Marcus rauf aus Auckland und wir fuhren am Sonntag hinauf zum Cape Reinga. Der Legende nach ist die nebenan gelegene Spirit Bay der Ort, an dem die Maori-Geister zum Jeneits abreisen. Ein wichtiger Ort für die Maori also. Der Weg dorthin sah tatsächlich so aus, als würde man durch die Hügel Schottlands fahren. Eine gewage Maßmutung meinerseits, denn ich war noch nie in Schottland. Doch überall Schafe und Kühe und das in einer Landschaft, die durch - wie gesagt - sattgrünes Hügelland dominiert wurde.
Die letzte Ortschaft vor dem Cape Reinga - Kaitaia - liegt etwa 100 km südlich. Wahnsinn: Auf der Landkarte sieht Neuseeland gar nicht groß aus, doch man kann sich kaum vorstellen, wie sich die Strecken hier ziehen.

Am Cape Reinga selbst geht man durch ein Tor in das Scenic Reserve hinein, in dem Maorimusik erklingt, dann tritt man auf einen kleinen Fußweg, der hinunter führt zu der Klippe, auf der der berühmte Leuchtturm steht. Mit seiner weißen, reinen Gestalt erscheint er in der Umgebung aus kleinen Farnen und Palmen wie eine Oase. Man darf sich allerdings keine Palmen wie in der Südsee vorstellen, denn die Landschaft hier ist rau und windig. Der Wind pfeift einem in der Tat ziemlich um die Ohren. Marcus, Hélène und Karoliina gingen schon vor zum Leuchtturm und ich war von den Anblicken so überwältigt, dass ich noch oben rumstand, ohne überhaupt zu wissen, was mich unten erwartete. Als ich dort ankam, bließ der Wind noch einmal stärker - kein Wunder eigentlich, denn hier umarmte der Ozean die Klippen der Nordinsel. Genau genommen sind es zwei Ozeane, die hier aufeinander treffen: Pazifik und Tasmansee. Dieses Bild müssten einige von euch eventuell auch schon mal gesehen haben: Die Strömungen der beiden genannten Meere krachen hier nämlich ineinander, was einige hundert Meter vor der Küste weiße Aufschäumnungen verursacht. Ziemlich cool!

Zuerst war das Wetter echt gut, so dass man die Aussicht genießen konnte, doch dann zog es sich zu, was aber gar nciht so schlecht war, denn passend zur Bedeutung des Ortes für die Maori bekam das ganze jetzt einen mystischen Charakter. Durch die plötzliche Dunkelheit konnte man auch plötzlich einen grün-bläulichen Schimmer in den Wellen der beiden Meere sehen: Meeresleuchten. Das erste Mal, dass ich das sah. Ich wäre ja gerne darin schwimmen gegangen, denn dann bleiben diese Tiere, die das Licht reflektieren an dir kleben und du leuchtest auch für kurze Zeit, aber die 200 Meter steil nach unten bsi zum Meer verhinderten das irgendwie.
Ein sehr schöner und mystischer Ort. Ganz passend dazu steht auch unten an den Klippen ein einzelner Baum, der scheinbar irgendwie den Bogen raus hat, wie man ohne Erde und
Nährstoffe und hauptsächlich Salzwasser um einen herum überlebt.

Zurück in Paihia arbeiteten wir wieder und inzwischen war die Pflege des Gartens zu meinen dauerhaften Aufgaben geworden: Laub zusammenfegen, Unkrauft rupfen und die Gartenmöbel reinigen, Blumen gießen und so weiter. An einem Nachmittag fuhr ich mit Hélène zu den Rainbow Falls nach Kerikeri, ein Ort nördlich von Paihia. Man kann dort tatsächlich einen Regenbogen sehen. Sie revanchierte sich dafür mit einem vegetarischen Kebab! Gut! Aber einmal an dieser Stelle angemerkt: Ich vermisse die türkischen Dönerläden, auch wenn ich sowieso nur die vegetarische Auswahl genieße! Die Dönerläden hier werden nämlich nur von Asiaten geführt und sich sehr teuer: 8 Euro für einen normalen Kebab. Ich wünsche mir die deutschen 4 Euro.
Während meines Aufenthalts in Paihia kümmerte ich mich auch immer nachmittags um die Einrichtung meines Vans. Dazu fuhr ich zum Warehouse, einem großen, in mehreren Städten
vertretenen Riesenladen. Die haben alles, aber während meiner Zeit in Neuseeland sollte ich lernen, dass die Qualität nicht für sich spricht. Oder, naja, sie spricht für sich, aber
eben mehr lästernd als anpreisend. Meint, die Qualtät ist nicht gut.

Die zwei Wochen in Paihia gingen also recht schnell vorbei und dann packte mich wieder das Reisefieber. Ich wollte los! Doch dazu mehr in der nächsten Anekdote. 😊


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