Clamming on the Cape


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North America » United States » Massachusetts » Cape Cod
October 5th 2011
Published: October 6th 2011
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Nach ca einer Stunde erreichen wir Cape Cod, Massachusetts wo wir jedoch erst gegen 19 Uhr bei unseren Couchsurfern Jonathan und Jaimie erwartet werden. Trotz durchwachsenem Wetter fahren wir über die ganze Halbinsel bis zum äußersten Zipfel- nach Provincetown, der Schwulenmetropole der Ostküste. 80 Prozent der Hausbesitzer in diesem 3200 Seelen Dorf sollen homosexuell sein, sagt mein Reiseführer.
Dementsprechend liberal, bunt und schrill zeigt sich "P-Town" uns trotz Nieselregen. Außer jeder Menge Händchenhaltender Männer in zu engen Hosen laufen dort jedoch hauptsächlich Touristen im Rentenalter herum. Es gibt lauter witzige bis bescheuerte Läden ( zum Beispiel eine Bäckerei für Hundeleckerli) und kleine Cafés und Gallerien mit mehr oder weniger "Kunst". Dank dem bescheidenen Wetter machen wir nur einen kurzen Spaziergang durch die Straßen von P-Town und über den McMillan Wharf der weit raus in die Bay reicht und diverse Buden und Anlegestege beherbergt. An einem Fischerboot wird gerade der Fang hereingeholt und die Möwen kreisen in Scharen darum herum. Als die Fische schließlich sortiert sind und die "Reste" über Bord geworfen werden kommen scheinbar aus dem Nichts noch einmal ca. 50 weitere Möwen angeflogen und kreisen schreiend über meinem Kopf. Ich fühle mich wie in "die Vögel". Natürlich bleibt es auch nicht aus, dass eine der Möwen in der Aufregung auf meinen Fuß kackt. Aber das soll ja Glück bringen. Auf jeden Fall ist das Spektakel super interessant, die Möwen kämpfen um jeden Fisch, es ist ein riesiges Durcheinander und das Geschrei so laut dass man kaum sein eigenes Wort hört.
Nach 10 Minuten ist alles vorbei und die Möwen verziehen sich wieder. Wir fahren auch langsam Richtung Dennis, dem Ort an dem wir zwei Nächte bei Jonathan und Jaimie übernachten werden. Auf dem Weg halten wir noch bei einem Leuchtturm an einem super schönen und fast menschenleeren Strand an, dem Nauset Beach. Hier sind neben 2 Surfern, denen wir eine Weile zusehen auch zwei Seerobben im Wasser, die sich in den Wellen treiben lassen und dabei so nah an den Strand kommen, dass man sie ziemlich gut beobachten kann.
Bei Jonathan angekommen, stellen wir nach einigen Anfahrschwierigkeiten fest, dass wir in einer sehr schicken Neighborhood gelandet sind und ein riesiges Haus uns zur Verfügung steht. Da wir alle müde sind gehen wir nach einem kurzen Kennenlernen schon ins Bett.
Jonathan besitzt eine Kayak-Schule, die jedoch bereits für die Saison geschlossen ist. Als am nächsten Tag die Sonne vom Himmel strahlt sagen wir natürlich nicht nein, als er uns fragt ob wir Lust auf eine Tour hätten. Und so paddeln wir kurze Zeit später durch die Marschen an der Ostseite der Cape Cod National Seashore. Es ist wunderschön und friedlich hier draussen auf dem Wasser und als wir uns dem offenen Meer nähern sehen wir plötzlich nur etwa 10 Meter von uns entfernt eine Robbenkolonie im Wasser spielen und tauchen. Die Robben sind sehr neugierig und kommen teilweise bis auf wenige Meter heran um uns näher zu begutachten. Ein tolles Erlebnis, leider habe ich meine Kamera nicht dabei. Jonathan macht aber ein paar Fotos. Dann landen wir auf einer Sandbank um "Clamming" zu gehen, das heißt Muscheln fürs Abendessen zu fangen. Jonathan hat hierfür eine Permit und scheint sich gut auszukennen. Wir sammeln große Quahogs, die später überbacken in den Ofen sollen und- und hier ist das Wort "fangen" wirklich angebracht-, die länglichen "Razor Clam" genannten Muscheln. Eigentlich ist das Prinzip simpel: man sieht ein Loch, etwa so groß wie ein kleiner Finger und fängt an zu graben. Entweder man findet eine Quahog oder man fühlt nur etwas Hartes. Dann gehört das Loch einer Razor Clam und man muss sich beeilen und die Razor Clam schnell festhalten. Denn die Dinger graben sich sobald sie Gefahr wittern in Blitzesschnelle tiefer in den Sand. Selbst wenn man sie zu fassen bekommt muss man schnell mit der anderen Hand weitergraben, denn der Razor zieht immernoch heftig nach unten und man darf nicht loslassen. Wenn man allerdings zu fest zieht und der Razor sich noch im Sand festhält kann es auch sein, dass er aus der Muschel rutscht und stirbt, dann kann man ihn auch nicht mehr essen. Es macht super Spaß diese Dinger zu fangen und nach einer Weile bin ich richtig gut darin und gewinne die meisten "Buddel"-Herausforderungen gegen die Razors.
Am Ende haben wir zu viert eine riesige Tüte Razors gesammelt und Jonathan öffnet direkt am Strand eine, die ich roh probieren kann. Super lecker, sie schmekct eigentlich ähnlich wie eine Jakobsmuschel. Mjamm. Da wir bei den Quohags nicht ganz so erfolgreich waren fahren wir noch ein bisschen weiter durch die von Sandbänken durchzogenen Marschen und stranden noch einmal woanders. Hier ist der Boden von schwarzem, klebrigem und lecker riechendem Schlamm bedeckt. Durch den gehen wir mit kleinen Schritten durch und versuchen so mit unseren Füßen die Quohags aufzuspüren. Allerdings macht mir das Schlammwaten so viel Spaß dass ich lieber lustige Geräusche mache als Muscheln zu suchen. Die anderen leisten jedoch gute Arbeit sodass wir schließlich auch hiervon eine pralle Tüte mit nach Hause nehmen. Der Rückweg ist dank des Gegenwindes ziemlich anstrengend und ich habe eine Weile das Gefühl zu paddeln und zu paddeln und nicht voranzukommen, irgendwann ist es aber geschafft und wir kehren, unterbrochen von einer Sandwichpause nach Dennis zurück.
Gegen 4 fängt es auch an zu regnen, sodas wir unseren Plan nachmittags an den Strand direkt am Haus zu gehen verschieben und stattdessen gemütlich duschen und ein bisschen im Internet surfen um eine Unterkunft in den White Mountains zu finden (nicht so einfach, da an dem Wochenende an dem wir dort sind Columbus Day ist). Abends macht Jonathan uns Stuffed Clams, das ist das Muschelfleisch mit Chili, Knoblauch, Zwiebeln und Brot vermengt und püriert im Ofen überbacken. Super lecker!! Dazu gibt es noch gegrillten Fisch, den Jonathan selbst gefangen und eingefroren hatte. Chris ist jedoch von der Beilage fast am meisten beeindruckt, denn Jonathan hat eine Fritteuse in der er fettige Sweet Potato Fries selbst zubereitet. Während er kocht machen Chris und ich unsere erste Erfahrung mit einem Liquor Store in den USA, denn wir wollen auch etwas zum Essen beitragen. Wir kaufen also 18 Flaschen Bier und eine 1,5 Liter Flasche (!!) Weißwein für insgesamt 40 Dollar, was uns ganz schön aus den Socken haut. Dann, an der Kasse überprüft der Kassenmeister noch meine Identität in dem er mich meinen Geburtstag "abfragt" (hallo?? Dafür ist doch ein Foto auf dem Ausweis??) und packt schließlich alles in die berühmten Brown Bags, damit niemand sieht dass wir Alkohol darin haben. Echt Witzig. Zum Essen kommt noch die verrückte Nachbarin von Jonathan und Jaimie vorbei und so wird es ein langer und feuchfröhlicher Abend.


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