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Published: December 20th 2010
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Als letzte Station in Usbekistan fuhren wir nach Nukus. Die Fahrt von Urgentsch nach Nukus wollten wir ursprünglich im Bus antreten. Aber wohl durch die staatlich organisierte Baumwollernte (von der Polizei eskortierte Bus-Kolonnen mit den Pflückerinnen) hatte es nur einen Buskurs früh am Morgen. Wohl oder übel mussten wir uns also auf einen Taxifahrer einlassen. Wir hatten uns maximal 50 USD für uns beide vorgenommen und erreichten diesen Preis. Allerdings ging es betrügerisch weiter. Mit dem Taxifahrer fuhren wir vom Busbahnhof zum Basar. Dort wurden unsere Koffer zweimal umgeladen. Ein anderer Taxifahrer versicherte mir, dass wir zum ausgemachten Preis fahren würden. Dieser Taxifahrer erhielt uns für den Preis von ca. 10 USD, da ihm der erste Taxifahrer angab, wir kämen von Chiwa. Als Andreas während der Fahrt schliesslich den Fahrer aufklärte, dass wir nicht von Chiwa sonder nur vom Busbahnhof kämen, wurde klar, das Usbeken nicht nur Touristen betrügen wollen, sondern auch die eigenen Landsleute gerne über den Tisch ziehen.
Nukus selbst ist eine „russische“ Provinzstadt, wie es viele gibt. Viele unschöne, zerfallende Bauten aus der Sowjetzeit. Einzig einige repräsentative Bauten sind sehr herausgeputzt. Nukus ist die Hauptstadt der Republik Karakalpakstan. Einem Gebiet, dass bereits in der Sowjetunion viel Teilautonomie
besass, jedoch keine eigene (Sowjet-) Republik war / ist. Die Leute in Nukus sind sehr stolz auf ihre Republik Karakalpakstan.
In Nukus taten wir uns trotz einheimischer Hilfe schwer ein Hotel zu finden. Nachdem sich mehrere unser erbarmt hatten. Und dies obwohl Nukus als Ausgangsort für Exkursionen an den Aralsee (oder was davon übrig ist) dient. Das erste Hotel war baufällig, das zweite hatte die Lizenz, Touristen zu registrieren verloren. Nach weiterem Nachfragen hatten wir Glück im Hotel „Dschibek Dscholi„ das letzte Zimmer zu ergattern. Für unsere zweite Nacht hatten sie nur noch Platz in der Jurte im Innenhof. Obwohl diese von Restauranttischchen umgeben war und die Toilette trotz gegenteiliger Aussagen von diversen Hotelangestellten (von denen es nicht wenige gab) benutzt wurde, entschieden wir uns, uns gleich in der Jurte für beide Nächte einzurichten.
Bereits bei der Ankunft, erblickten wir vor dem Hotel den Jeep von Kurt und Herbert. Nach dem Eisenbahnmuseum in Taschkent und auf Spatziergängen in Chiwa war dies das dritte Mal auf unserer Reise.
Die beiden versuchten hier in der Republik Karakalpakstan trotz dem verlorenen Importformular für das Fahrzeug Usbekistan zu verlassen. Nun das Ganze wurde noch etwas komplizierter, da nebst Personen auch Fahrzeuge maximal 30
Tage in Usbekistan sein dürfen. Für Kurt und Herbert war dies soweit OK, nur das Fahrzeug hatte seine Dauer überschritten da die beiden ein Turkmenisches Transitvisum hatten, das eben „zu spät“ begann. Nebst lustigen Diskussionen im Hotel Innenhof waren wir mit den beiden Abendessen. In einem Restaurant in dem die beiden an einem vorherigen Abend mit ihrem Übersetzter waren und nur noch ungefähr „einmal links, dann rechts, dann wieder links“ wussten wo es sich befand. Zudem war das Restaurant nicht „chinesisch“ sonder usbekisch-vietnamesisch oder …Am Schluss war sich niemand mehr im klaren, was nun die Küche des Restaurants genau umfasste.
Danach trennten sich unsere Wege. Kurt und Herbert hatten am Montag den Gerichtstermin. Sie mussten mit einer Busse und der Ausweisung des Fahrzeuges rechnen. Kurt hoffte insgeheim auf eine Polizeieskorte bis zur Grenze. Ob ihm dieser „Wunsch“ erfüllt wurde wissen wir nicht, werden es in Europa jedoch in Erfahrung zu bringen versuchen. Jedenfalls haben wir viel gelacht, auch über die Polizisten, die in den Verhandlungen plötzlich ihre Hüte vertauschten oder nicht mehr wieder fanden (nachdem diese schön aufgereiht auf einem Gestell waren).
Am Freitag hatte uns das Hotel einen Fahrer für die Ausfahrt nach Monjak organisiert. Unser
Fahrer schwärmte auf der Fahrt von der schönen und schattigen Uferzone vom Aralsee. Wir fuhren lange durch den ehemaligen „Dschungel“ der rund um den Amur Darja gewachsen war.
Unterwegs lasen wir noch zwei Franzosen auf. Zwei Budget-Touristen, die den Bus verpasst hatten und laufen wollten. Unser Fahrer hielt diese Idee für bedenklich bis gefährlich. Da es sich hier um mehr als 100km durch eine Landschaft handelt, die zwischen Wüste und Steppe figuriert. Viele Touristen seien sich der Gefahren in der ariden Landschaft nicht bewusst, bemerkte er.
Nach einer unterhaltsamer Fahrt, auf der der Fahrer Geschichten und Erinnerungen preisgegeben hatte, wir Kamele gekreuzt hatten, wo früher Dschungel war, kamen wir im staubigen und trostlosen Monjak an. Monjak war noch vor 45 Jahren eine Insel, die nur per Fähre erreicht werden konnte und eine Fischkonservenfabrik beherbergte, die quer durch die Sowjetunion für ihre Produkte bekannt war. Die traurig aufgereihte Schiffe auf dem Wüstenboden scheinen wie parkierte Fahrzeuge. Erst beim Laufen im Sand bemerkt man die vielen Muscheln und damit die Hinweise, dass hier wirklich mal so etwas wie ein Meer war. Einige Meter über den vor sich hinrostenden Rümpfen trohnt die alte Küste. Laut den NASA Bildern bei der Gedenkstätte geht der
See immer noch stark zurück.
Russische Ingenieure sollten den ideologischen Sieg des Sozialismus über den Kapitalismus des Westens mit wirtschaftlichen Wundermeldungen verstärken. Der Anbau von Baumwolle in Gegenden wo sonst Steppe und Wüste ist sowie die grösste Oase der Welt (Choresmien mit einer Million Einwohnern) wie auch der längste Kanal der Welt in Turkmenistan haben dem Aralsee den Gar aus gemacht. Die Fischkonservenfabrik schloss 1972. Nebst den Bewässerungsprojekten gibt es jedoch viele weitere Ungereimtheiten die hier niemand versteht. Der Aralseespiegel sei von sich aus gesunken, meinen die einen. Und tatsächlich scheint es im benachbarten Kaspischen Meer Wasserspiegelveränderungen zu geben, die recht unklar scheinen (zumindest laut den russischsprachigen Zeitzeugen).
Der Spiegel sei vor einigen Jahrzehnten auch gesunken. Seit mehreren Jahren steigt er nun wieder. In Kasachstan sind einige Dörfer teilweise unter Wasser, weil der Spiegel so gestiegen sei. Wie auch immer, beim Aralsee muss man nun mehrere hundert Kilometer weit fahren, um noch Wasser zu sehen.
Die Bewohner von Monjak haben einen Damm aufgeschüttet um so ein kleines Seelein vom Restwasser des Amur Darja zu haben. So haben wir hinter dem Kulturpalast in Monjak Fischverkäuferinnen angetroffen und unser Taxifahrer hat kräftig eingekauft.
Der Fahrer war sich übrigens nicht zu schade,
noch einige Extratouren anzubieten, allerdings für einen Preis der die Taxikosten verdoppelt hätte….
Im Kulturpalast befindet sich ein Museum zum Aralsee. Die in Formalin eingelegten Fische machten allerdings einen ähnlichen Eindruck wie der See…halb bis ganz ausgetrocknet…
Aus dem alten Fotoalbum der Konservenfabrik durfte Andreas gegen den Aufpreis von einigen Tausend Sum und den ängstlich abklärenden Blick der Aufseherin abwartend einige Bilder machen.
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