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Published: December 20th 2010
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Mit diesem Titel wollen wir der nervigen Rubrik aus einer Schweizer Gratiszeitung nicht Referenz erweisen. Uns ist jedoch vieles in Turkmenistan (schreibt sich selbst übrigens "Türkmenistan") spanisch oder eben ziemlich absurd vorgekommen. Hier folgt nun eine Sammlung aus Fakten, Beobachtungen und Vermutungen aus einem Land, das auf der Topten-Liste der Despotenstaaten zwischen Nordkorea und Weissrussland liegt.
Einiges über die Wirtschaft Ausserhalb der staatlich gesteuerten Wirtschaft, gibt es kaum nennenswerte wirtschaftliche Aktivität. Nach dem Öl- und Gas-Sektor folgt die Textilbranche an dritter Stelle. Auch diese ist staatlich kontrolliert und primär exportorientiert.
Interessant ist übrigens, wer sich so um Gas und Öl tut. Öl wird primär von Petronas abgebaut, der staatlichen Öl-Firma aus Indonesien. Gas geht primär in zwei Pipelines – eine nach Russland und eine nach China. Die Pipeline nach Europa wurde nach wie vor nicht gebaut. Zudem sahen wir Tanklaster um Tanklaster mit Gas in den Iran fahren.
Die Landwirtschaft ist scheinbar neu geregelt nach einigen Jahren der Fehlplanung (Baumwollfelder wurden z.T. nicht abgeerntet, weil durch staatliche Abnahmepreise niemand profitieren konnte).
Der Boden gehört dem Staat. Private können vom Staat den Boden pachten. Zur Unterstützung gibt es staatliche Fuhrparke. Hier können die privaten Bauern tageweise Traktore und Mähdrescher mit
Fahrer mieten um so das Feld zu bewirtschaften. Seither laufe die Landwirtschaft besser. Der Staat, bzw. staatliche Unternehmen dürfen als einzige Baumwolle kaufen. Diese wird dann auch in ausschliesslich staatlichen Spinnereien und Webereien verarbeitet. Der Staat stellt so sicher, dass möglichst viele Wertvermehrungschritte im Land selbst stattfinden und primär Waren das Land verlassen, die mehrere Verarbeitungsschritte hinter sich haben.
Ausländische Firmen sind einige tätig, jedoch ausschliesslich im Gas und Öl-Sektor und in der Baubranche. Nebst der französischen Bouygues sind vor allem türkische Firmen tätig. Der turkmenische Staat lässt sich nebst Transportinfrastruktur vor allem ganze Fabriken (z.B. Textilbranche) hinstellen. Lustig wird dieser Infrastrukturbau, wenn man z.B. von Aschgabat nach Turkmenbaschi fährt (mehr als 500 km) und über viele neue Brücken fährt, die mit getrennten Fahrspuren und vormontierten Strassenlaternen fertig dastehen, aber der Rest, also die Strasse noch fehlt. Die bestehende Schlaglochpiste wird so immer wieder von Kieswegen unterbrochen, die als Umleitung irgendwie über die neuen Brücken führen.
Brücken über den Zug haben wir auch einige gesehen. Diese sehen von weitem wie ein Kubus aus, da die Brücke zwar fertig ist, aber noch nicht einmal die Anfahrtsrampen für die Brücke aufgeschüttet worden sind.
Zu den Steuern Natürliche Personen sind in
Turkmenistan Steuerfrei. Wirtschaftliche Personen (eigene private Unternehmen, die a) klein sind und von denen es b) nicht so viele gibt, zahlen wenig Steuern, z.T. nur einen symbolischen Betrag wie unser Guide meinte.
Wasser und Gas sind gratis, Strom ist bis zu einer bestimmten Menge gratis, danach wird ein tiefer Preis verrechnet. Unser Guide gibt sich keine Mühe und lässt oft das Licht brennen, zahlt für sein Haus ca. 10 US-Dollar pro Jahr.
Das Benzin wird auch subventioniert, indem jeder Autobesitzern alle 6 Monate Gutscheine für 650 l Benzin erhält (so Coupons). Falls man Benzin sonst kauft, zahlt man um die 25 US-Cents für den Liter.
Arbeitslosigkeit sei so nicht so schlimm, man „müsse“ ja nur Geld für die Lebensmittel und Kleider auftreiben, habe man ein Auto, so könne man ja „Taxi“ fahren und so etwas verdienen, und Autokaufen sei billig in Turkmenistan.
Im Übrigen werde auch die Flüge für Bürger Turkmenistans billig angeboten. Laut Oleg, unserem Führer, könne er so für 240 USD nach Moskau und zurück nach Aschgabat fliegen.
Statt Meinungsfreiheit erhalten die Bürger also soziale Sicherheit, ein „bequemes“ Leben statt Freiheit. Das Land scheint so auch um einiges stabiler in den Fundamenten zu liegen als zum Beispiel
Aserbajdschan, das wir als nächstes besuchen werden.
Sowjetischer Ölboom Balkanabat, ehemalige Ölmetropole von den Sowjets, ist nach dem versiegen der Ölquellen bitter abgestürzt und habe nun viele Arbeitslose. Zu Sowjetzeiten haben die Ölarbeiter angeblich ab und zu für ein Wochenende einen Trip nach Moskau unternommen um dort ein Restaurant für 24 Stunden durchzumieten (nur für sich) und durch zu festen um dann am Montag Morgen wieder in Balkanabat zu sein.
Narzismus auf Türkmenisch… Saparmurat Nyyazov, auch Turkmenbaschi – Vater der Turkmenen genannt - hatte wohl ziemlich ausufernde Narzistische Neigungen. Nebst dem, dass er sich selbst den Beinamen gegeben hat, hat er ein Buch geschrieben, das Ruhnama, ein Buch das für die Turkmenen den Status vom vielleich Mao’s Rotem Buch geniesst. Turkmenbaschi liess nicht nur eine Stadt und einen Monat nach sich benennen, sondern einen Monat nach seiner Grossmutter, und einen nach seinem Buch. Er liess sich in seiner Geburtsstadt die grösste Moschee Zentralasiens bauen, die seither leer steht. Diese Moschee hat die höchsten Minarette der Welt, die 91 Meter messen. (91 wurde Turkmenistan unabhängig…)
Am Portal der Moschee steht „Ort der Seele Turkmenbaschi’s“ und weiter unten. „Die Ruhnama ist das heilige Buch, der Koran ist
das Buch Allahs“. An den Minaretten, wo normalerweise Suren aus dem Koran stehen, stehen hier Verse aus der Ruhnama. Wenigstens hatte bei der Einweihung der oberste Mufti im Lande (ranghöchster Geistlicher) es abgelehnt eine geistliche Eröffnungszeremonie zu organisieren. Die „Moschee“ widerspreche so ziemlich allem muslimischen meinte er und wählte Gefängnis. Nach dem Tod Turkmenbaschis wurde er wieder ein freier Mann und ist seither wieder oberster Mufti im Land.
Als wir in Aschgabat waren, war der Neutralitätsbogen gerade im Umbau. Dabei handelt es sich um eine Art dreibeiniger Triumpfbogen auf dessen Spitze eine Goldstatue von Turkmenbaschi steht. Diese Statue dreht sich mit der Sonne, so dass Turkmenbaschi, der gütige Vater aller Turkmenen immer in die Sonne schauen kann. So ging uns diese weitere Absurdität leider verlustigt.
Mit der Zeit stehengeblieben… Oleg unser zweiter Führer ist zwar nicht unsympathisch, aber irgendwie ein Relikt aus Sowjetzeiten. Ein absoluter Opportunist, der sich zwar über das politisch-stupide System nervt, dies jedoch nur im zweiten Anlauf zugibt. Er arrangiert sich und kennt die Tricks, wie man einfach durchkommt. So ist er seit gut 10 Jahren Touristenführer und erhält seinen Lohn von Touristen in Dollars. Vor gut 5 Jahren lag die turkmenische Währung
noch ziemlich im Argen. Der Dollarkurs wurde, wie heute in Usbekistan, von der Regierung festgelegt. Auf dem Schwarzmarkt erhielt man so für einen Dollar gut 24'000 Manat, während offiziell auf der Bank nur ca. 5'600 Manat pro Dollar ausgezahlt wurden. Schlau war also, z.B. den Lohn in Dollar zu erhalten, in auf dem Schwarzmarkt zu wechseln, dann über ein Reisebüro das Wechseln darf, Reisen ins Ausland zu Buchen, in Manat zu bezahlen. Diese Reisen fallen so um vieles billiger aus, da das Reisebüro ja nur den offiziellen Kurs verwenden darf.
Turkmenistan ist ein sehr abgeschlossenes Land. Alle anderen Staatsbürger benötigen Visa. Auf Vorweisen von einem Visum eines Drittlandes kann ein Transitvisum beantragt werden. Dabei wird eine Strecke im Land vorgegeben, die nicht verlassen werden darf. Ein Touristenvisum erhält man nur, wenn man über ein Reisebüro bucht, wie wir dies taten.
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